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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwarzen, großen Hengst, wie er auf den Hinterbeinen stand, die Vorderhufe gegen das Tor und mit dem Kopf gegen das Holz donnerte.
    »Du schwarzschwänziger Satan!« brüllte Kolzow. Er nahm, was gerade herumlag, und das war eine starke Dachlatte, hieb dem Hengst damit über die Kruppe und auf die geblähten Nüstern, ließ die Latte gegen die Beine knallen und versuchte, mit ihr das ausgefahrene Glied zu treffen. Nur einmal gelang ihm das, und Kolzow heulte vor Freude. »Da hast du's!« schrie er. »Ich schlag's dir ab wie einen dürren Ast!«
    Der Hengst wandte sich Kolzow zu, starrte ihn aus blutunterlaufenen Augen an und sauste los. Dimitri Grigorjewitsch machte einen Luftsprung, vom Haus schrie Evtimia, als enthäute man sie bei vollem Bewußtsein, die Nachbarn rannten über die Straße mit Stricken und Ketten. Kolzow aber rannte um sein Leben. In die Scheune konnte er nicht mehr hinein, denn das Tor war ja von innen verriegelt, zu dem kleinen Hintereingang gelangte er nicht mehr, da versperrte der Hengst den Weg, ins Haus wollte er nicht, um wenigstens diesen Teil seines Besitzes unbeschädigt zu lassen, und so lief er zu dem offenen Schuppen, ging hinter dem abgestellten Wagen Bodmars in Deckung und zog den Kopf ein.
    Der Hengst setzte ihm nach. Vor dem Moskwitsch hob er den schönen, in der glühenden Erregung majestätischen Schädel, seine dampfenden Nüstern sogen den Geruch der Pferdedecken ein, mit denen das Auto abgedeckt war, und dann sprang er auf den Wagen, Blech krachte zusammen, Glas splitterte, die Hufe zertrampelten die Kühlerhaube, das Dach und die Türen. Mit lautem, triumphierendem Wiehern, mit Trompetenstößen der Lust, besamte der schwarze Teufel das Auto.
    Kolzow lag unter dem Wagen und kam sich vor wie in einer Trommel, auf die hundert Schlegel herunterdonnerten. Als der Moskwitsch in Trümmer ging und völlig aus der Form geriet, stöhnte er auf und überdachte gleichzeitig die Lage. Wer ist dafür verantwortlich? Wer bezahlt das Auto? Wen kann man vor das Gericht schleppen?
    Nach seinem grandiosen Sprung stand der Hengst ruhig und friedlich wie ein Lamm vor dem zerstörten Wagen und ließ sich ohne Widerstand abführen. Die Nachbarn warfen ihm Stricke um den Hals, würgten ihn fast ab und zogen ihn weg aus dem Grundstück Kolzows. Auf der Straße wieherte er noch einmal triumphal und folgte tänzelnd den auf ihn einschreienden Menschen bis zum Schmied Dulzew. Der kettete ihn an einen eisernen, in die Erde gerammten Pfahl, von dem sich kein Elefant losreißen konnte.
    Unterdessen trugen Kolzow und Bodmar die unverletzte, aber wie in einem Nervenkrampf zitternde Jelena ins Haus, legten sie in das breite Bett Evtimias, Njuscha holte Tücher und machte ihr Umschläge um Kopf und Waden, kalte Wickel, denn das sei ein uraltes gutes Mittel, jammerte Evtimia. Bodmar holte aus dem eingedrückten Kofferraum seine Reiseapotheke und gab Jelena zwei Beruhigungs- und Kreislauftabletten.
    »Der Wagen ist hin«, sagte Kolzow mit düsterer Miene. »Aber er wird Ihnen ersetzt. Ich weiß nur noch nicht, von wem.« Er setzte seine Mütze auf, warf noch einen Blick auf Jelena, die langsam ruhiger wurde, und stampfte aus dem Haus. »Das werden wir gleich klären. Die Rechtslage dürfte ohne Diskussion sein.«
    Beim Schmied Dulzew umstanden die Leute von Perjekopsskaja den großen, schwarzen Hengst, bespuckten ihn und traten ihn gegen den Bauch. Er ließ alles geduldig über sich ergehen, nur seine großen Augen funkelten.
    »Wem gehört die Mißgeburt?« schrie Kolzow schon von weitem. »Leute, wer kennt das Höllenbiest? Er kommt mir bekannt vor, aber ich besinne mich nicht auf den Namen –«
    »Es ist der Zuchthengst von Pechowskij«, sagte der Schmied, der alle Pferde im weiten Umkreis kannte. »Ein tolles Aas. Wie sein Alter. Wenn der eine Frau sieht, rutschen ihm die Hosen von allein die Beine 'runter.«
    Die Leute lachten, aber Kolzow hatte in dieser Situation keinen Sinn mehr für Humor. Es ging um ein Auto, und was solch ein Wägelchen kostet, das weiß man ja, Freunde. Da kann ein Bauer sein ganzes Leben lang für arbeiten und darf nur noch rohe Rüben essen, und selbst dann kommt man noch nicht über die Runden.
    »Pechowskij«, sagte Kolzow dunkel. »Sieh an, sieh an. Der vornehme Pechowskij! Der wochentags gebügelte Hosen trägt und bourgeoise Manieren an den Tag legt. Genossen, jetzt werde ich ihm den Hintern bügeln.«
    Iwan Zacharowitsch Pechowskij war ein Zugereister, das war sein erstes

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