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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unglück. Weder sein Vater noch sein Großvater und erst recht nicht sein Urgroßväterchen waren Kosaken gewesen. Sie waren Handelsleute in Rostow, zu vielem Geld gekommen – durch elende Betrügereien, wie man flüsterte – und hatten sich bei Perjekopsskaja ein Gut gekauft, schon vor 1914, zur Zarenzeit also, wo solche Elemente wie Pechowskij groß und reich werden konnten. Nach der Oktoberrevolution war der Vater Iwans, der große Zacharow, plötzlich Mitglied des Bezirksrevolutionskomitees, hielt große Reden und verjagte die weißrussische Armee Denikins vom Don. Das trug dazu bei, daß bei den Gründungen der Kolchosen und Sowchosen das Gut der Pechowskijs verschont blieb und so residierte Iwan Zacharowitsch wie ein kleiner Bojar auf seinem eigenen Grund und Boden, als sei nie eine sozialistische Revolution gewesen.
    Kolzow erschien wie ein flammender Racheengel vor dem Herrenhaus, sprang vom Sattel gleich unter das Vordach des Eingangs und marschierte geradenwegs in die große Stube. Pechowskij las gerade die Wolgograd-Prawda und schob die goldeingefaßte Brille die Nase hinunter, als er Kolzow erkannte.
    »Nanu, Dimitri Grigorjewitsch«, sagte er freundlich. Er war immer freundlich, was man ihm in Perjekopsskaja vor allem übelnahm. Nie schlug er sich 'rum, gebrauchte keine Flüche oder benahm sich wie ein richtiger Kosak, und das, obwohl er nun seit vierundfünfzig Jahren am Don wohnte. »Hast du dich verirrt?«
    »Ich bekomme ein Auto von dir«, sagte Kolzow ohne Umschweife. »Einen Moskwitsch.«
    »Warum nicht gleich einen Wolga?« antwortete Pechowskij gemütlich. Er legte die Prawda weg und lehnte sich im Sessel zurück.
    »Ein Moskwitsch wurde zerstört. Von deinem schwarzen Satan, dem Hengst. Das schielende Luder hat den Wagen besprungen wie eine Stute. Sieh dir das Auto an, ein jämmerlicher Blechhaufen ist's nur noch. Die Rechtslage ist völlig klar. Es war dein Hengst –«
    »Hast du Zeugen?«
    »Das ganze Dorf! Jetzt steht die Mißgeburt bei Dulzew, an Ketten, und ich habe Wachen herumgestellt, sonst würden die Leute ihn zerreißen.«
    Pechowskij kraulte sich die Nase, schob die Brille höher und sah Kolzow scharf an.
    »Wie kommt der Hengst an das Auto? War's auf der Straße?«
    »Nein, bei mir im Schuppen.«
    »Wie kommt mein Hengst in deinen Schuppen?«
    Kolzow ahnte Böses. Er begann zu schwitzen. »Meiner Stute ist er nachgerannt, der geile Bock!« schrie er. »Nichtsahnend reitet mein Besuch aus Moskau, Jelena Antonowna von ›Intourist‹, über die Steppe, da kommt er herangebraust wie der Herbstwind und will mein Gäulchen bespringen samt Reiterin. Natürlich ist sie losgesaust, der Hengst hinterher, donnert gegen meine Scheune, verfolgt mich, der ich ihn zurückreißen will, und macht aus dem Auto Kleinholz! Mit anderen Worten: Iwan Zacharowitsch … du bezahlst den Wagen.«
    »Einen Teufel werde ich!« Pechowskij erhob sich. Er war groß und breit wie seine Vorfahren, ein wahrer Hüne, gegen den der stämmige Kolzow wie ein Pygmäe wirkte. »Wer mit einer rossigen Stute herumreitet, ist für alle Schäden selbst verantwortlich.«
    »Und wer einen Satan wie deinen Hengst frei herumlaufen läßt, der sollte ins Gefängnis!« schrie Kolzow zurück.
    »Überlassen wir die Entscheidung dem Richter. Verklage mich, Kolzow.«
    »Und das Auto?«
    »Zu Fuß laufen, soll sehr gesund sein. Es stärkt die Muskeln«, sagte Pechowskij gleichgültig.
    Betäubt vor Wut schwang sich Kolzow in den Sattel und ritt nach Perjekopsskaja zurück. Ein Prozeß! Das konnte ein Jahr dauern oder auch zwei; Pechowskij, der Hund, hatte Geld genug, alle Instanzen zu durchlaufen. Auch wenn er unrecht hatte … sein Dickkopf ließ nicht zu, daß er kapitulierte. Im Schuppen aber stand der zertrümmerte Wagen. Kolzow wurde blaß vor diesem Problem und beschloß, Hilfe beim Bezirkssowjet zu suchen.
    Zu Hause lag Jelena noch immer im Bett, aber es ging ihr besser. Bodmar saß neben ihr auf der Bettkante und umsorgte sie rührend. Aber genau das war es, was Jelena das Blut stürmisch zum Herzen trieb: Wie ein Bruder ist er, sanft und geschlechtslos, aber mit ihr, der blonden Hexe, treibt er's auf dem Waldboden. Man sollte aufspringen und ihn erwürgen. Aber dann fällt er um und atmet nicht mehr … und ich liebe ihn doch. O Gott, wie liebe ich ihn!
    Wenn Njuscha ins Zimmer sah, wurden Jelenas Augen dunkel wie Kohlen. Als sie die Wickel erneuern wollte, stieß Jelena sie weg, als stänke sie nach Jauche.
    »Laß das!

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