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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ich brauche deine Hilfe nicht! Ich reiße mir die dreckigen Lappen allein ab.«
    Wortlos verließ Njuscha das Zimmer.
    Wenn sich Frauen hassen, schrumpft die Erde wie ein fauliger Apfel, sagen die Kirgisen in der Steppe.

N EUNTES K APITEL
    Dieser Tag ist verflucht, anders kann es nicht sein, dachte Kolzow. Wer geglaubt hatte, Jelenas Flucht vor dem Hengst wäre die einzige Aufregung gewesen, der irrte. Noch vor Einbruch der Dunkelheit kam Granja Nikolajewitsch Warwarink ins Dorf geritten und sorgte für neuen Auflauf.
    Wie es ihm Jelena Antonowna geraten hatte, kam er daher in seinem Sonntagszeug, mit blankgeputztem Gaul, gewienertem Sattel, einer roten, goldbestickten Schabracke, sogar die Fesseln des Pferdchens hatte er mit Bandagen umwickelt, als sei es ein Turniersieger von edelstem Geblüt. So ritt er durch Perjekopsskaja und ging methodisch vor.
    Bei Kalinew, dem Schuster am Eingang des Dorfes, fing er an. Er blieb im Sattel, klopfte mit der Reitgerte an das Fenster und rief Kalinew, der verblüfft das Fenster aufriß, fröhlich zu:
    »Freundchen, eine gute Nachricht: Nächste Woche heirate ich Njuscha in Wolgograd! Ein Fest gebe ich in der Stolowaja. Ihr alle seid meine Gäste! Juchhei!«
    Er grüßte wie ein Soldat und ritt weiter. Kalinew warf das Fenster zu und sank entgeistert auf seinen Schusterschemel.
    So ähnlich erging es allen, die Granja aus den Häusern holte. Von Haus zu Haus ritt er, sagte sein Sprüchlein auf, brüllte hundertmal Juchhei und dankte innerlich Jelena für diesen guten Gedanken.
    Bei Kolzow aber stauten sich die Nachbarn, die bereits von Granja eingeladen worden waren, um ihre Glückwünsche anzubringen und Näheres zu erfahren.
    Kolzow und Evtimia saßen wie die Pflöcke auf der Eckbank. Njuscha war ins Schlafzimmer geflüchtet und versteckte sich. In einem großen Zwiespalt befand sich Bodmar, denn gleich als der erste Nachbar Granjas Hochzeitsritt bekanntgab, versank Jelena wieder in eine plötzliche Schwäche. Bodmar pendelte zwischen Schlafzimmer und Anbau hin und her, tröstete Njuscha mit Küssen und ermunternden Worten, hielt Jelenas schlaffe Hand und sprach auch ihr zu wie einer kalbenden Kuh.
    »Er hat uns besiegt«, sagte Kolzow dumpf, als sie für einige Minuten allein waren. »Jetzt können wir nicht mehr zurück … oder ich muß auswandern bis an die äußerste Grenze der Mongolei. Er hat's geschafft, der Schuft. Wie er nur auf diesen Gedanken gekommen ist …«
    Den herbeiströmenden Nachbarn drückte Kolzow tapfer die Hand. Evtimia benahm sich wie eine glückliche Mutter und tat so, als hätte sie alles gewußt. Nur als Granja endlich selber kam, müde von seinem hundertfachen Sprüchlein, aber glänzend wie ein polierter Kessel und sich auf die Bank warf, rannte Kolzow zur Tür und verriegelte sie. Granja ahnte Böses und legte die Fäuste auf den Tisch. Sein Gesicht sah schrecklich aus. Die Brandsalbe hatte er abgewischt, der Sanitäter der Sowchose hatte ihm die Blasen aufgestochen, aber noch immer wirkte sein Kopf wie ein zerfetzter Ballon.
    »Fein ausgedacht!« schrie Kolzow, als sie endlich allein waren. »Sehr fein. Heirat in Wolgograd. Hochzeitsreise ans Meer. Woher denn, he, woher? Von mir bekommst du keine Kopeke, du hinkender Bock!«
    »Ich habe eintausendfünfhundert Rubel«, sagte Granja stolz.
    Evtimia setzte sich erschüttert mit weichen Knien.
    »Woher?« bellte Kolzow.
    »Das ist mein Geheimnis, Väterchen.«
    »Von deinem Lohn kannst du das nicht sparen.«
    »Ich habe eine Quelle, aus der ich schlürfe.«
    »Er betrügt!« Kolzow rannte herum wie ein Bulle im Pferch. »Natürlich betrügt er. Er verschiebt Sowchoseneigentum. Schwarze Geschäfte macht er. Und er gesteht es mir auch noch! Glaubt, sein Schwiegervater hielte den Mund. Aber das ist ein Irrtum. Ich bin Bürgermeister und zeige dich an!«
    »Verbrenn dir nicht den Mund, Väterchen.« Granja lehnte sich vergnügt zurück. »Du fällst aufs Gesicht, ich prophezeie es dir. Die Rubel sind legal erworben, und nächste Woche wird geheiratet, im Heiratspalast von Wolgograd. Der Beamte ist schon verständigt.«
    »Und Njuscha?« fragte Evtimia heiser vor Wut.
    »Das ist eure Sache.« Granja stand auf und schnippte mit den Fingern. »Das ganze Dorf ist eingeladen. Wollt ihr eure Ehre verlieren? Wenn Njuscha wegläuft, wird euch jeder Straßenköter anpinkeln. Habt eine gute Nacht, ihr Lieben –«
    Er verließ das Haus, und Kolzow hatte große Lust, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen.
    »Er

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