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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Basel. Ein großer, dunkler Wagen folgte ihm in unauffälliger Entfernung und fuhr an ihm vorbei, als Zöggli vor seinem Geschäft bremste und sagte: »Hier sind wir. Ich habe ein gutes Bier kaltgestellt. So schön Israel ist … unser Bier ist besser.«
    Zehn Minuten später waren alle sechs Reisenden im Lager der Drogerie versammelt, denn man konnte auch von einem Hof ins Haus und brauchte dazu nur um den Häuserblock zu fahren.
    »Ich kenne eure Probleme, Freunde«, sagte Jossele Birnstein, nun ganz Hauptmann des Geheimdienstes. »Oberst Halevi steht mit dem Kopf vor der Wand, und wir sollen ein Loch hineinklopfen. Wenn das so einfach wäre! Was hat man in der Hand? Einen Brief von Kehat Yonatan aus Basel. Stempel Hauptpostamt. Basel hat zweihundertvierzigtausend Einwohner, einen Rheinhafen, zusammen mit Basel Land eine Flächengröße von vierhundertfünfzig Quadratkilometern, wurde dreihundertvierundsiebzig nach Christus besiedelt und gilt als friedlichste Stadt der Welt. Wie soll ich hier einen Kehat Yonatan suchen und finden, wenn er etwa am Rhein sitzt und angelt? Wieso ist der Junge eigentlich so wichtig?«
    »Das ist eine Frage, die man Dayan stellen müßte.« Der Chef der kleinen Truppe, ein Major David Liman, reichte Zigaretten herum, während Birnstein das gute Baseler Bier einschenkte. »Es gibt da zweierlei Gründe: Eine Geiselnahme durch die Araber, um Moshe Yonatan kaltzustellen –«
    »Professor Yonatan ist ein Patriot.«
    »Bis zu einer gewissen Grenze, Jossele. So wie es eine Schmerzschwelle gibt, hinter der ein Mensch verrückt wird, so gibt es auch eine seelische Schwelle, hinter der ein Mensch umkippt. Bei Yonatan ist diese Schwelle Kehat. Der einzige Sohn! Das Letzte, was er gerettet hat!« Major Liman nahm einen tiefen Schluck Bier und wischte sich dann den Schaum von den Lippen. »Grund zwei: Kehat ist auf der Flucht mit Amina Murad. Jeder von uns kennt Dr. Safar Murad. Wie bei Moshe Yonatan gibt es nichts, was ihn aus dem Sattel heben könnte … bis auf sein drittes Augenlicht: Amina! Seine Liebe zu seiner schönen Tochter ist geradezu pathologisch. Gelingt es uns, Kehat zu finden, haben wir auch Amina in der Hand. Was das bedeutet, ist kein Kreuzworträtsel mehr. Safar Murad fällt aus!«
    »Oder das Gegenteil.« Birnstein streifte die Asche von seiner Zigarre. »Denken Sie an die vielen gleichgelagerten Fälle. Für einen fanatisierten Araber ist ein Menschenleben eine Null, weil ja Allah den Helden das Paradies verspricht. Safar Murad würde seine Tochter abschreiben, das ist alles – aber seine Rache wäre an unseren Toten ablesbar.«
    »Irrtum.« David Liman holte eine Fotokopie von Kehats Brief an seinen Vater aus der Brusttasche. »Safar ist sogar nach Köln geflogen, als er hörte, daß seine schöne Rose Amina im Knopfloch eines Juden steckt. Und die Kleine hat es fertiggebracht, ihren Vater zu einem hilflosen Trottel zu degradieren und die ganze westdeutsche Zentrale der Organisation ›Freies Palästina‹ in einen Debattierclub zu verwandeln. Es ist eine einmalige Situation: Unser Krieg ist zusammengeschrumpft zu einem Kampf von zwei Vätern um ihre Kinder. Wir sind nur Statisten, Zuträger, Zuhälter, wenn Sie so wollen, Munitionsschlepper. Eine irre Lage!«
    »Ich verstehe.« Jossele Birnstein nahm den Brief Kehats und las ihn. Das ging schnell bei den wenigen Worten. Den Schlußsatz von Amina aber las er zweimal. »Hier liegt ein Schlüssel«, sagte er dann. »Amina will nie nach Israel kommen, Kehat geht nie nach Damaskus. Was wird also? Kehat Yonatan spielt den ewig wandernden Juden. Nirgendwo Zuhause, nirgendwo sicher … unser zweitausendjähriges Schicksal. Das bedeutet aber: Irgendwo muß er auftauchen. Er muß Geld verdienen, sich anmelden, einen Paß vorlegen. Seine jetzigen Geldmittel sind beschränkt, er kann nicht in Südamerika untertauchen, er muß in der Zivilisation bleiben.«
    »Soweit stimmt alles.« Major Liman faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn ein. »In Theorie waren wir immer sehr gut. Die Praxis ist härter: Dayan sieht für uns wenig Zeit. In Rom erreichte uns beim Umsteigen ein Anruf von Halevi: Die Araber kennen den Brief! Woher, weiß noch keiner. Irgendwo ist ein Loch, durch das Meldungen fließen. Von Köln sind Palästinenser nach Basel unterwegs, die ›arabische Freundesgruppe‹ der Universität von Basel hat Alarm bekommen. Kehat Yonatan ist plötzlich Nummer eins!« Liman nahm wieder einen kräftigen Schluck Bier. »Frage:

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