Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Wo können sich ein junger Mann und ein junges Mädchen in Basel verbergen?«
    »Wo kommt die Milch her? Von der Kuh!« sagte Birnstein sauer. »Eine genauso dämliche Frage. Eine Großstadt hat tausend Möglichkeiten. Wenn ich aber Kehat wäre …«
    »Na, Jossele?« fragte Liman.
    »… und wenig Geld hätte und möglichst nicht meinen Paß zu zeigen brauche, dann würde ich mir eine stille Ecke aussuchen, eine ländliche Pension oder dergleichen, und erst einmal abwarten. Oder ich verkröche mich in den Steinhaufen der Stadt, ein anonymes Sandkorn zwischen Glas und Beton. Aber das liegt Kehat nicht … Kehat Yonatan ist ein Romantiker. Sein Brief beweist es. Er wird das Land vorziehen, die Stille, den freien Blick in den Himmel.«
    »Sie sind eine Wucht, Jossele«, sagte Liman begeistert. »Tiefenpsychologie als Mittel des Geheimdienstes … das ist patentreif! Was schlagen Sie vor?«
    »Wir klappern die Umgebung von Basel ab. Alle verträumten Pensionen. Natürlich kann das ein Denkfehler sein … aber wir tun wenigstens etwas …«
    Die arabische Truppe traf ebenfalls tropfenweise in Basel ein … mit dem TEE-Zug, mit einem normalen D-Zug, per Auto. Die Leitung des Unternehmens hatte ein Student der Agrarwissenschaft übernommen, der nun schon im neunzehnten Semester in Köln studierte und noch immer nicht den Mut zu den Examina fand. Er hieß Husan Bazeid und war bereit, für sein Vaterland zu sterben. Safar Murad hatte ihn bestimmt, und zum erstenmal war Ghazi mit einer Anordnung Murads zufrieden. Eines war mit Husans Wahl sicher: Traf er auf Kehat, gab es keine Probleme mehr.
    Aber die arabische Truppe, in Basel von der ›arabischen Freundesgruppe‹ aufgenommen, hatte einen ungleich schwereren Stand als Major Liman. Sie hatte keine Briefkopie, sie hatte keinen psychologisch begabten Birnstein, sie hatte nur ihren Haß und den Befehl: Findet Amina. Kehat war dabei nur das Abfallprodukt. Doch sie baute sofort eine heimliche Kontrolle aller Studenten aus, in der großen Hoffnung, Kehat würde versuchen, in Basel weiterzustudieren. Vor allem die medizinische Fakultät wurde ab sofort überwacht.
    »Sie hätten nie entkommen dürfen!« sagte Ghazi in Köln, als nach vier Tagen noch kein Ergebnis vorlag. »Safar Murad … Sie hatten beide in der Hand und ließen sie laufen.«
    »Was sollte ich tun?« schrie Murad zurück. »Was hätten Sie Großmaul getan?«
    »Sie beide getötet!«
    »Die eigene Tochter?«
    Ghazis Blick verschleierte sich. »Ja.«
    »Sie sind kein Vater.«
    »Aber ich bin ein Sohn. Und ich habe meine Mutter aus den Trümmern unseres zerschossenen Hauses gegraben. Kann man das vergessen, Safar Murad?«
    Murad wußte darauf keine Antwort. Er gab Ghazi recht, aber er weigerte sich, Amina zu opfern. Allah ließ Issa, meine Frau, einen Traum von Mensch gebären, dachte er. Und ich gebe diesen Traum nicht her, nie! Kein Land der Erde kann Amina aufwiegen, auch Palästina nicht. Ich würde zu Staub zerfallen, wenn man mir Amina nimmt …
    »Warten wir –«, sagte er leise, ein völlig veränderter Safar Murad. »Warten wir … Es gibt auch andere Wege zum Brunnen …«
    »Der beste ist immer der, den ein Kamel geht.«
    »Ein guter Gedanke!« Safars Kopf flog hoch. »Ghazi, ich fliege morgen nach Damaskus zurück. Ich wittere unseren Brunnen von hier aus –«
    Es gab eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, und Kehat nahm sie sofort an. Der Wirt der ›Pension Vogeli‹ hatte mit einem Bekannten gesprochen, der in der Nähe ein Sägewerk betrieb. Dort konnte Kehat Bretter stapeln und die Trockenöfen beschicken, Stämme zum Gatter fahren und Schwartenholz bündeln.
    »Die Bezahlung ist nicht hoch –«, sagte der Wirt. »Vier Fränkli die Stunde, aber wenn man fleißig ist, summiert es sich. Auch wird nicht gefragt, woher man kommt. Sie können morgen schon anfangen.«
    Vier Franken, das war eine gute Sache. Was Kehat nicht wußte: Der nette Wirt hatte mit seinem Bekannten einen Lohn von sechs Franken ausgehandelt und als Manager zwei Franken für sich zurücklegen lassen. »Überall wird gemanagt, man sieht's ja«, erklärte er dem Sägewerksbesitzer. »Der eine verkauft Fußballspieler, der andere vermittelt Autoren, der dritte handelt mit Sängern oder Artisten. Ich liefere einen guten Platzarbeiter fürs Sägewerk … ist das ehrenrührig?«
    »Nicht im geringsten –«, sagte der Sägewerksbesitzer. »Im Gegenteil, ich danke dir, Jockeli. Außerdem ist's ein Jude.«
    »Eben!«
    Kehat Yonatan aber

Weitere Kostenlose Bücher