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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwanken begann, umklammerte ihn Amina, riß ihn zurück und drückte ihn mit ihrem Körper auf den hölzernen Sitz.
    »Freiheit!« brüllte er. »Frei –«
    Er hielt plötzlich inne, umfaßte mit beiden Händen Aminas vom Regen nasses Gesicht, zog es nahe zu sich heran und starrte in ihre schwarzen, traurigen Augen.
    »Schalom –«, sagte er leise. »Kennst du Schalom, Amina? Frieden …?«
    »Nein. Ich kenne nur Krieg, solange ich denken kann.«
    »Und das hat Gott gewollt?« Er küßte sie, schlang die Arme um sie und preßte sie an sich. Aus den tobenden Wolken über ihnen fiel das Wasser auf sie wie eine umstürzende Wand. »Und wenn ich Steine zu Mehl zermahle –«, sagte er und merkte gar nicht, daß er dabei weinte – »Amina, ich finde für uns den Frieden –«
    An diesem gleichen Gewitterabend saß Major Liman in der Pension ›Rheinfähre‹ und zeigte dem Wirt ein Bild Kehats. »Kennen Sie diesen jungen Mann?« fragte er. »Er soll hier in der Nähe wohnen. Ich bin ein Freund von ihm, nur auf der Durchreise, und habe seine Adresse vergessen. Zu dumm, nicht wahr?«
    Die Pension ›Rheinfähre‹ lag drei Kilometer nördlich von der Pension ›Vogeli‹.
    Schalom … Frieden … Wer kennt ein Wort, das mehr mißbraucht wurde?
    Man kann Diamanten in unterirdischen Stahlgewölben verstecken, die Deckung der amerikanischen Dollarwährung in Goldbarren in Fort Knox einbruchsicher lagern, man kann für alle Zeiten die Schätze der Inkas verschwinden lassen oder die Geheimnisse der Militärs, wie man ganze Völker ausrottet, verbergen … aber es wird kaum gelingen, einen einzelnen Menschen ganz aus dieser Welt zu nehmen, es sei denn, man tötet ihn.
    Auch die beste Überwachung, die Josuah Halevi und sein Geheimdienst für Moshe Yonatan eingesetzt hatten, mußte notgedrungen eine Lücke haben. Vor allem dann, wenn Yonatan zu seinem physikalischen Institut gefahren wurde, saß für zwanzig Minuten immer die Gefahr neben ihm, auch wenn der Weg der kleinen Autokolonne mitten durch Tel Aviv führte. Bis zur Universität war das kein Problem, es gab nur ein kurzes Stück, das sich geradezu anbot, alle Sicherungen auf den Kopf zu stellen: Der Übergang über das Wadi Muzrara. Yonatans Haus lag in der Nähe der Jabotinski-Straße, und es gab keinen anderen Weg, als das Wadi zu überqueren.
    An einem Morgen – sechs Tage nach Eintreffen des Briefes aus Basel – also am hellen Tag, mitten im wimmelnden Verkehr, in der sichersten Stunde überhaupt, platzte kurz vor dem Wadi Muzrara der linke Hinterreifen von Yonatans Wagen. Das Auto knickte hinten ein, rollte ein paar Meter auf der Felge weiter, wurde dann von dem Fahrer nach rechts gezogen und hielt am Straßenrand. Der kleine Jeep mit den zwei Bewachern, jungen Soldaten, die ihren langweiligen Dienst mit ebenso gelangweilten Mienen versahen, bremste ab und stellte sich hinter Yonatans Wagen.
    »Die Reifen werden auch immer schlechter!« schrie der Fahrer. »Und die Straßen sind eine Strafe Gottes! Ich möchte wissen, wer sich die Gelder für den Straßenbau in den eigenen Hintern schiebt!«
    Er stieg aus, hockte sich vor den platten Reifen und stellte mit Verwunderung fest, daß ein kreisrundes Loch im Gummi entstanden war. Ein Schuß, durchzuckte es ihn. Das ist doch nicht möglich! Man hat keinen Knall gehört, aber es gibt ja auch Schalldämpfer, und außerdem ist das Donnern der Lastwagen und das Geschrei der stadteinwärts ziehenden Händler lauter als eine Maschinengewehrgarbe.
    Ehe er sich aufrichten und Alarm geben konnte, spürte er einen Schlag gegen den Rücken, etwas Glühendes stach in ihn hinein, er fiel in die Knie, schlug mit dem Kopf gegen den Kotflügel und sank neben dem Wagen zusammen. Nicht anders erging es den beiden jungen Soldaten. Sie waren aus dem Jeep gesprungen, aber bevor sie noch zwei Schritte zu Yonatans Auto gehen konnten, kam lautlos in diesem Straßenlärm der Tod zu ihnen … kam von irgendwoher, traf sie genau mitten in die Brust und schleuderte sie neben ihren Jeep. Fünf Sekunden später – man hatte das alles hundertmal durchexerziert – wurde die Tür des Wagens aufgerissen und zwei europäisch gekleidete, höfliche Männer nahmen Yonatan die Zeitung aus den Händen. Er hatte bisher noch nichts gemerkt, den Aufenthalt nur vage mitbekommen und war in einen Artikel über eine arabische Ministerkonferenz in Kairo vertieft. Verblüfft sah er hoch, und von diesem ersten Blick an wußte er, daß sich die Welt ändern

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