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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schlägt man uns tot.«
    »Wir werden dort leben, wo man Maulwürfe vergoldet.«
    »Auf welchem Stern, Kehat?«
    »Wir suchen ihn uns.«
    Sie nickte, küßte ihn zwischen die Augen, und als er den Kopf senkte und sein Gesicht zwischen ihre Brüste legte, wußte sie wieder, daß sie hierher gehörte, zu ihm, zu diesem Mann, mit dem sie in der Glut ihrer Liebe völlig verschmolzen war.
    »Fahr weiter, Kehat …«, sagte sie leise.
    Er ließ sie los, setzte sich gerade und drehte die Zündung. Neben ihnen, durch eine Baumreihe gedämpft, rauschte der nächtliche Verkehr der Autobahn.
    »Ist es vorbei?« fragte er.
    Sie nickte. »Ja, es ist vorbei.«
    Sie lehnte sich zurück, schloß die Augen und hörte nur noch, daß er wieder auf die Autobahn einbog. Ich liebe einen Juden, dachte sie. Wir werden schlimmer leben als die Wölfe. Wir werden keine Ruhe haben, wie dieses Volk der Juden nie Ruhe hatte, seit Jahrtausenden nicht. Aber ich liebe ihn. Vater, du hättest mich ohne Herz zeugen müssen …
    Das war nun schon lange her. Sie hatten sich gleich nach der Bezahlung des Zimmers ins Bett gelegt, zum Umfallen müde, waren aneinandergekrochen, Leib an Leib, Hand in Hand, und waren so eingeschlafen, wie Betäubte, die nie wieder aufwachen wollten. Es waren die längsten Stunden, die sie bisher zusammengelegen hatten, und es war etwas unendlich Rührendes in ihren schlafenden Körpern, wenn sie sich im Traum bewegten, wenn sich ihre Beine ineinander verschlangen, wenn sie sich umarmten und selbst im Unbewußten die Nähe des anderen suchten.
    So verschliefen sie die Morgenzeitungen, die Nachrichten im Rundfunk, die Dementis aus Israel, den neuen Schock der Welt, als die Organisation ›Freies Palästina‹ bekanntgab, Kehat Yonatan befinde sich in ihren Händen.
    Sie erwachten im Abendrot, saßen nackt am Fenster und blickten über das in Gold getauchte Land und den Rhein, der zum feurigen Strom geworden war. Daß um sie herum Millionen Menschen ihren Namen aussprachen und bei den Abendnachrichten das Fernsehen Kehats Foto brachte … das war aus einer anderen Welt, von der sie nichts mehr wissen wollten. Nur der Pensionswirt sah Kehat forschend an, als dieser herunter in die Gaststube kam und fragte, ob man hier im Hause auch essen könne.
    »Kalt«, sagte der Wirt. »Aber wenn Sie länger bleiben wollen, kocht meine Frau für Sie mit. Wir sind ein Garni.« Dann wischte er mit der Hand über den Tisch, obwohl nichts drauf lag, und fragte: »Genug Geld haben Sie, ja?«
    »Keine Sorge, wenn Sie wollen, zahle ich eine Woche im voraus.«
    »Bitte …«
    Kehat zählte die Geldscheine ab, der Wirt nahm sie und ging in die Küche. Man soll sich nie um fremde Politik kümmern, dachte er. Schon gar nicht um arabische oder jüdische Politik. Immer neutral bleiben! Wir haben hier unsere eigenen Sorgen. Die Überfremdung der Schweiz. Der Flugzeugskandal. Das dauernde Hickhack: Soll man in die EWG oder nicht? Probleme genug. Machen wir dem Pärchen ein gutes Abendessen. Cervelates und Bündner Fleisch, Brot und Butter. Käse und Basler Bier.
    Woran er nicht dachte, war, daß er von dieser Stunde an gefährlich lebte.
    Eine Woche blieb Kehat in der ›Pension Vogeli‹ und wartete.
    Es waren verliebte, verträumte Tage. Er saß mit Amina am Rheinufer, ruderte mit einem Boot, das der Pension gehörte, auf einem toten Rheinarm herum, las die Zeitungen, die immer weniger von dem Verschwinden Kehat Yonatans brachten, und einmal fragte er den Wirt: »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Ja, natürlich.« Der Wirt winkte ab. »Es interessiert mich nicht.«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen erklären, weshalb ich …«
    »Warum? Ich bin ein unpolitischer Mensch. Solange Sie sich still verhalten …«
    »Sie werden mich und Amina kaum merken, das verspreche ich Ihnen.« Kehat legte noch einmal dreihundert Franken auf den Tisch. Es war Aminas gespartes und eingetauschtes deutsches Geld … ein immer dünner werdendes Kissen der Sicherheit. »Kann man hier irgendwo arbeiten?«
    »Nicht ohne Einweisung der eidgenössischen Behörden. Man braucht eine Arbeitsbewilligung, eine Aufenthaltsbescheinigung, man erkundigt sich natürlich nach Ihnen … das ist alles sehr kompliziert …«
    »Und ohne Behörden?«
    »Schwarzarbeit? Das kann unangenehme Folgen haben. Ich will mich umhören …«
    Ein unverbindliches Gespräch. Es kam nichts dabei heraus, und Kehat sah ein, daß es noch zu früh war, aus dem Dachzimmerparadies mit dem Rhein davor

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