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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bestimmt gesagt haben.«
    »Ich träume immer laut. Ein paarmal hat mich Issa sogar geweckt, weil ich im Traum Kommandos gegeben habe. Dann stürmte ich mit meinem Sohn Abdallah eine israelische Stellung auf den Golanhöhen.«
    »Wie mutig«, antwortete Yonatan mit schiefem Lächeln. »Viele tote Juden, was?«
    »Ja.« Safar hob die Schultern. »Das ist unsere Welt, Moshe. Unsere verfluchte Welt. Wir töten uns sogar schon im Schlaf. Schweigen wir davon. Ihre Frau heißt Rebba?«
    »Ja. Und Ihre Issa? Ein schöner Name.«
    »Rebba auch. Es sind gute Frauen, Moshe. Tapfere Frauen.«
    »Was bleibt ihnen anderes übrig, Safar? Wenn die Männer solche Idioten sind –«
    »Und es gibt keinen Ausweg, Moshe! Araber und Juden werden nie friedlich nebeneinander leben.«
    »Daran gewöhnen wir uns, Safar.« Yonatan legte sich auf den Diwan, schob die Hände unter seinen Nacken und starrte an die reich verzierte, bemalte Decke. »Man hat uns Juden nie friedlich mit anderen Völkern nebeneinander wohnen lassen.«
    »Das ist wirklich ein Phänomen«, sagte Murad.
    »Es stimmt. Man kann es nur mit Gottes Fluch am Berge Sinai erklären …«
    »Und schon dieser Berg Sinai war damals arabischer Besitz –«, sagte Murad sarkastisch. »Ihr Juden seid ein tragisches Volk.«
    »Wollen Sie nun im Traum schreien oder nicht?« fragte Moshe energisch. »Wenn draußen neben Ihrer Amina mein Kehat steht, geht's uns beide an. Leider kann ich solche Tricks wie Sie nicht.«
    »Versuchen wir es. Mehr als uns verprügeln kann man nicht. Aber sie werden sich hüten, Safar Murad anzurühren!«
    »Glauben Sie noch immer an Ihre Unantastbarkeit?« Moshe Yonatan faltete die Hände über dem Bauch, so schlief er meistens, wie aufgebahrt. »Sie haben mich für Ihre Organisation geklaut – das macht Sie zum Helden. Aber Ihre Tochter liebt meinen Sohn … das macht Sie zum Verräter. Auch die Sippenhaft ist keine rein nationalsozialistische Erfindung, sie gehört zum menschlichen Charakter. Es kommt nun darauf an, was Ihren Bombenlegern wichtiger ist: Der Held oder der Verräter. Ich glaube, man läßt Sie fallen, Safar … Ihren Auftrag haben Sie ja erfüllt.«
    »Woher nehmen Sie bloß diese Gelassenheit, Moshe?« Murad trat einen Schritt vom Fenster zurück, damit ihn draußen keiner sehen konnte, wenn er gleich losbrüllte. »Sie sind doch kein Orientale, Sie sind doch gebürtiger Deutscher.«
    »Nun rufen Sie schon!« sagte Yonatan ungeduldig.
    »Bitte.« Murad blähte die Lungen und stieß dann einen Schrei aus, der sogar dem darauf vorbereiteten Yonatan in die Knochen fuhr.
    »Aaaaaaaminaaaa –«
    Dann sprang Murad ins Zimmer zurück, legte sich auf sein Bett und drehte sich zur Wand.
    »Phantastisch«, sagte Yonatan leise. »Jetzt kann ich mir gut vorstellen, wie Ihre Sturmkommandos im Traum klingen –«
    Der Schrei war in der Nacht verflogen. Die Hunde vor dem Fenster heulten kurz auf, die Wachen starrten an der Hauswand empor. Jasir ben Rahman hörte nichts … er lag unter zwei braunen Mädchenkörpern und hatte Mühe, überhaupt zu atmen. Es waren Teufelinnen, diese beiden Weibchen … sie zerstörten seinen Leib mit Lippen und Händen.
    Murad und Yonatan warteten. Sie lagen wie tief schlafend auf ihren Diwanen und beobachteten die Tür. Aber niemand kam … der Aufschrei war in der Nacht verhallt, ohne eine Wirkung zu hinterlassen.
    »Typisch arabische Nachlässigkeit«, flüsterte Yonatan aus seinem Bett. »Keiner nimmt Notiz. Sie können ganze Meldungen hinausbrüllen.«
    »Verdammt, ärgern Sie mich nicht immer, Moshe!« Safar Murad richtete sich auf. »Ist es Ihnen lieber, wenn Jasir mit seinen Halunken über uns herfällt?«
    »Natürlich nicht. Übrigens: Haben Sie eben im Zusammenhang mit dem großen Volkshelden Jasir Halunke gesagt?«
    »Seien Sie still, Sie mieser Jude!« schnaufte Murad. Er setzte sich auf den Diwanrand. Es war kaum anzunehmen, daß jetzt noch jemand ins Zimmer stürzte. »Auch bei Ihnen gibt es Saustücke!«
    »Überall. Kein Volk bleibt von ihnen verschont. Das stimmt.«
    »Dann sind wir uns wieder einig.«
    »Wie immer, Safar.« Yonatan erhob sich auch und kratzte sich die Stoppeln an seinem Kinn. Er hatte sich drei Tage nicht rasieren dürfen. »Ich habe noch nie zwei Gegner gesehen, die so harmonisch übereinstimmen wie wir.«
    »Nur durch unsere Kinder, das möchte ich betonen.« Murad blickte mürrisch zum Fenster. Es war anscheinend doch nur ein Hirte, der zufällig die gleiche Weise kannte wie Amina.

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