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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denken wir. Noch weiß die ganze arabische Welt, wer Murad al Mullah ist!«
    »Und das alles, dieses ganze schöne heroische Gebäude kann ein Jasir ben Rahman mit zehn Stockschlägen zertrümmern!« sagte Moshe Yonatan ruhig. »Safar, wir sollten zu unserer anfänglichen Absicht zurückkehren. Bestellen Sie für uns beide den guten Kaffee … ich habe richtigen Appetit auf eine heiße, duftende Tasse Kaffee –«
    Das war ein Augenblick, wo Safar Murad neidlos seinen Gegner und Freund Moshe Yonatan bewunderte. Welch ein Mann, dachte er. Wird man so, wenn sein Volk jahrtausendelang geschlagen und vertrieben wird?
    Die große, weiße Villa mit dem herrlichen, wie schwebenden Kuppeldach lag dunkel hinter der hohen Mauer, als Amina von einem kleinen, halb verhungerten und mit dem linken Hinterbein lahmenden Esel stieg.
    Sie blieb im Schatten einer gegenüberliegenden Mauer stehen, die eine andere Villa umgab, ebenso weiß und elegant, nur im modernen, nüchternen, kubischen Stil gebaut, mit Terrassen und Balkons, Panoramafenstern und Hausteilen, die wie Würfel aneinandergeklebt waren. Hier residierte ein Armenier, den man kaum zu Gesicht bekam, von dem man aber behauptete, er sei einer der unbekannten Berater des ägyptischen Staatspräsidenten.
    Auch dieses Haus barg ein Geheimnis: Von einem Fensterband des höchsten Wohnwürfels konnte man ungehindert in den Park der gegenüberliegenden Villa blicken. Man sah die schwerbewaffneten Wächter, kontrollierte alle ankommenden und abfahrenden Besucher, fotografierte sie mit Teleobjektiven, was stets eine deutliche Porträtaufnahme ergab, beobachtete die Fenster der einzelnen Zimmer, die Bewegungen dahinter, bei Dunkelheit die Schattenrisse hinter den Gardinen und den Ritus der Wachablösungen innerhalb der Mauer und unter der schönen Dachkuppel, wo die schweren Maschinengewehre in Stellung lagen.
    Alles, was die als harmlose Diener gekleideten Leute des Armeniers sahen, wurde auf einem unbekannten Wege nach Tel Aviv gemeldet und weitergegeben an das Büro des israelischen Geheimdienstes. Oberst Josuah Halevi war mit dieser Arbeit sehr zufrieden.
    »Safar Murad al Mullah ist in Kairo«, sagte er schon am Abend des Tages, an dem Murad in einem geschlossenen Wagen in die Fedajin-Villa einfuhr. »Er hat einen Gast mitgebracht. Unbekannt noch. Dicke, getönte Hornbrille, Kopftuch, anscheinend ein Araber aus den Scheichtümern am Persischen Golf. Ein Kontaktmann, nehmen wir an. Wir werden uns noch klarere Fotos besorgen …«
    Das aber erwies sich als unmöglich. Murads Gast tauchte nicht wieder auf … weder als Spaziergänger im Park noch in irgendeinem Auto. Da man auch nachts die Villa beobachtete und Infrarot-Aufnahmen machte, konnte er also nicht ungesehen das Haus verlassen haben. Oberst Halevi deutete das so:
    »Der Mann muß eine wichtige Funktion in der Organisation übernommen haben. Wir lassen die einzige vorhandene Aufnahme vergrößern bis an die Grenze des Möglichen. Vielleicht kann jemand doch etwas erkennen …«
    Aber niemand erkannte den fremden ›Araber‹. Daß hinter der dicken Sonnenbrille und dem Kopftuch Professor Moshe Yonatan sich verbarg … wer kam auf diesen Gedanken? Er war so verrückt, daß er gar nicht gedacht werden konnte.
    Amina band den kleinen, armseligen Esel an einem staubigen Strauch vor der Mauer an und hockte sich daneben. Der Schatten der Nacht saugte sie völlig auf. Busch, Esel und Amina waren ein einziger dunkler Fleck gegen das Weiß der Mauer.
    Gegenüber rührte sich nichts. Kein Licht schien hinter einem der vielen Fenster, nur hinten am Garten, aber für Amina nicht sichtbar, brannten ein paar Lampen in den Quartieren der Wachmannschaften.
    Dort muß er sein, dachte Amina. Er hat uns viel von diesem Haus erzählt, es gab in unserer Familie keine Geheimnisse, jeder vertraute dem anderen. Wenn er jetzt wirklich dort drüben wohnt, wird er mich hören.
    Vater, ich bin gekommen. Wir müssen über vieles sprechen … für Kehat und mich kann diese Welt erst in Ordnung sein, wenn euer sinnloser Haß endlich der Vernunft Platz gibt …
    Sie holte unter dem weiten Gewand eine kleine Rohrflöte hervor und setzte sie an die Lippen. Sie hatte sie im Basar mit den Kleidern gekauft, und Kehat hatte es nicht gemerkt, weil er sich gerade umzog.
    Der erste Ton erschreckte sie selbst … er war so laut in der nächtlichen Stille, als wenn hundert Pfeifen bliesen. Aber dann spielte sie weiter … und es wurde eine wehmütige Melodie, die in

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