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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fiel.
    »Weiter!« zischte Murad. »Dort die Tür muß es sein! Allah, hilf uns!«
    Sie rannten zur Kellertür und verschwanden in der Tiefe.
    Es war zwei Stunden später, nachdem Amina den gleichen Weg gegangen war und vergessen hatte, die Elektronik wieder einzuschalten.
    Verstand Allah doch etwas von der Technik …?
    Der Abflug von Kairo nach Rom war kein Problem. Mit ihren deutschen Pässen durchliefen sie alle Kontrollen, und um allen Verdacht zu zerstreuen, sprachen Kehat und Amina laut deutsch miteinander und benahmen sich so, wie man es von deutschen Touristen im Ausland gewöhnt ist: Sie fielen auf. Sie meckerten an den Souvenirständen herum, machten sich über den massenhaft angebotenen orientalischen Kitsch lustig, tranken ein Bier und drängten sich in der Schlange der einsteigenden Passagiere vor, um einen möglichst guten Platz im Flugzeug zu bekommen.
    Dann saßen sie in der Maschine und starrten durch die ovalen Fenster hinaus auf das Flugfeld und das Flughafengebäude. Morgen sieht alles anders aus, dachte Kehat. Morgen werde ich in Rom bei unseren Leuten alles melden. Vielleicht stellen sie ein Kommando zusammen, das durch den unterirdischen Gang die Villa stürmt. Ein Moshe Yonatan ist so ein Todeskommando wert. Sie hatten den ganzen vorherigen Tag wieder bei Jasirs Haus Ausschau gehalten … von Dr. Murad und Professor Yonatan war nichts zu sehen. Nur eine wilde Geschäftigkeit konnten sie feststellen, ohne dafür eine Erklärung zu haben. Sie konnten nicht ahnen, daß Jasir vor Wut heulte, als man die Flucht entdeckt hatte, und Dr. Habbasch einen Alarm für alle arabischen Gruppen herausgab. Hier war keine Schlacht verloren worden, sondern ein ganzer geheimer Krieg. Moshe Yonatan in Freiheit … die Israelis behielten das Geheimnis ihres verteufelten Nachtzielgerätes!
    Sie flogen eine halbe Stunde, als die schwere Maschine plötzlich abdrehte und Kurs auf Sizilien nahm. Keiner der Fluggäste merkte es, auch Kehat und Amina nicht, und alle zuckten zusammen, als aus den Bordlautsprechern die ruhige Stimme der Chefstewardeß tönte.
    »Meine Damen und Herren, bitte schnallen Sie sich an. Wir haben eine Kursänderung vorgenommen und werden eine Zwischenlandung in Palermo einlegen. Ein kleiner technischer Fehler veranlaßt den Flugkapitän zur Landung. Es geschieht nur zur Sicherheit der Fluggäste und ist kein Grund zur Beunruhigung. Die Maschine ist voll flugtauglich, nur zwei Instrumente sind ausgefallen. Bitte, schnallen Sie sich an, bleiben Sie ruhig … die El Araab Lines freuen sich, Sie zu einem Glas algerischen Weins einzuladen …«
    Kaum war die Durchsage erfolgt, erschienen die Stewardessen mit Tabletts voller Rotweingläser und begannen mit der Verteilung. Sie wurden mit hunderten Fragen bestürmt und antworteten überall das gleiche: »Kein Grund zur Aufregung. Sicherheit geht uns über alles. Der Flug kann in zwei Stunden fortgesetzt werden …«
    Kehat und Amina fragten nicht. Sie saßen Hand in Hand in ihren Polstersesseln, hatten sich angeschnallt und nahmen mit einem stummen Nicken die Weingläser an. Die Stewardeß blickte sie verwundert an. Keine Fragen?
    »Es ist wirklich nichts«, sagte sie. »Keine Angst.«
    »Wir haben keine Angst«, antwortete Kehat. »Landen wir wirklich in Palermo?«
    »Natürlich. Warum nicht?«
    »Wird die Maschine nicht entführt?« fragte Amina.
    Die Stewardeß lächelte breit. Sie war eine Araberin aus dem Libanon, ein hübsches, schwarzhaariges, mandeläugiges Mädchen. »Aber nein. Wer sollte uns entführen?«
    »Die Israelis …«
    »Sie hätten keine Chance. Wir haben fünf Scharfschützen an Bord.«
    »Das beruhigt mich«, sagte Kehat mit einem schiefen Mund. »Immer diese Juden!«
    »Allah vernichte sie.« Die Stewardeß ging weiter mit ihrem Tablett. Kehat blickte aus dem Fenster. Unter ihnen lag Sizilien, im Dunst ein Häusermeer. Palermo –
    »Alle hassen uns«, sagte er leise. Amina schob ihre Hand zwischen seine Finger.
    »Nicht alle, Kehat –«
    »Du zählst nicht. Du bist eine Abtrünnige, eine Verräterin, selbst dein Vater verflucht dich –«
    »Weil sie alle vergessen, wie heilig die Liebe ist. Man sollte die Politik von Liebespaaren machen lassen … die Welt wäre ein einziger Garten …«
    »Und in diesem Garten würden sich die Liebespaare die besten Plätze streitig machen und aufeinander losschlagen. Der Mensch ändert sich nie.« Er legte den Arm um Aminas Schulter und zog sie an sich. Wange an Wange starrten sie hinunter

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