Liebe auf den ersten Biss
dem Gestank nach versengtem Fleisch und so.
Und sie: »Also … danke, dass du auf uns achtgibst.«
Und ich: »Verzeiht mir, Gräfin, aber was wollen wir hier bei Safeway?« Denn es war ja nicht so, als müssten wir was einkaufen.
Und sie so: »Diese Typen haben früher mit Tommy zusammengearbeitet, und einer von denen weiß, dass er zu den … äh … Kindern der Nacht gehört. Ich glaube, die Typen könnten vielleicht wissen, wo er ist.«
Dann sahen wir, wie drüben bei Safeway ein total beknackt aussehender Typ mit krausen Haaren und Brille die Bullen rausließ. Die beiden stiegen in ihren Wagen, und der kraushaarige Mann schloss hinter ihnen die Tür ab.
»Showtime«, sagte die Gräfin. Sie zog ihre Lederjacke zu, holte eine Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie auf. Und sie so: »Bleib hier, Abby. Ich bin gleich wieder da.« Dann machte sie sich auf den Weg über den Parkplatz zum Supermarkt, mit großen Schritten, und sah dabei voll aus wie ein Racheengel, mit den fliegenden, roten Haaren und den Straßenlaternen im Nebel.
Ich so: »Oh, Scheiße!«
Sie bremste überhaupt nicht ab. Drei Meter vor der Glasfront hob sie eine von den stählernen Mülltonnen hoch, als wäre sie aus Pappe, und schleuderte sie durch die Scheibe. Und lief einfach immer weiter! Kleine Glaswürfel regneten auf sie herab, und sie spazierte einfach rein, als gehörte ihr der Laden mit Mann und Maus. Was ja auch der Fall war.
Bevor ich den Supermarkt überhaupt betrat, kam sie schon wieder um die Ecke und schleppte den kraushaarigen Kerl am Kragen hinterher. Sie warf ihn gegen ein Weinregal, so dass die Flaschen explodierten und sich ihr Inhalt rot über den Boden und die Kassen ergoss und alles vollspritzte.
Ich voll so: »Ey, Alter, gleich macht dich die Gräfin lang, dass du nicht mehr weißt, wer deine Homies sind. Du steckst richtig in der Scheiße, Schneemann!« (Ich habe nur selten Anlass, mich der Hip-Hop-Sprache zu befleißigen, aber es gibt Momente, in denen sie – wie Französisch – die Stimmung des Augenblicks einfach besser zum Ausdruck bringt.) In diesem Moment kam die ganze Bande von diesen Typen, die ich in der Stretchlimo gesehen hatte, um die Ecke. Die Gräfin nahm eine Weinflasche aus dem Regal, warf sie, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, und traf den Ersten, einen langen hippiemäßigen Typen, voll an die Stirn. Er ging zu Boden und blieb liegen.
Sie so: »Zurück!«, und alle verschwanden wieder hinter der Ecke, um die sie eben gekommen waren, bis auf den Hippie, der sich nicht mehr rührte.
Dann hielt die Gräfin den Kerl mit der Brille am Hals hoch. Und obwohl er einen Kopf größer war als sie, schüttelte sie ihn durch wie eine Puppe, bis er irgendwelches Zeug von Satan und Jesus schrie und dass sie von ihm weichen sollte und so. Und die Gräfin: »Wo ist Tommy?«
Und er so: »Ich weiß nicht! Ich weiß nicht!«
Und die Gräfin packt ihn bei den Haaren und drückt seinen Kopf gegen das Weinregal. Eiskalt sagt sie: »Clint, ich werde dir jetzt das rechte Auge rausreißen. Wenn du mir dann nicht sagst, wo Tommy ist, werde ich dir das linke Auge rausreißen. Fertig. Auf drei. Eins … zwei …«
Und er plötzlich: »Ich hatte nichts damit zu tun. Sie ist Teufelsbrut. Ich habe es ihnen gesagt!«
»Drei!«, sagt die Gräfin.
»Er ist in Lashs Apartment an der Northpoint. Die Nummer weiß ich nicht.«
Und die Gräfin schreit nur: »Nummer?«, durch den ganzen Laden.
Da kommt der Schwarze hinter einem Pappständer voller Cheerios vor und ruft: »Northpoint 693, Apartment 301.« Und einer von den anderen reißt ihn zurück.
Und die Gräfin so: »Heißen Dank. Wenn ihm was passiert ist, komme ich wieder.« Und sie schleudert diesen Clint in ein Dorito-Regal, das nachokäsig durch den ganzen Laden fliegt.
Und sie: »Na, das ist ja mal 'ne nette Überraschung!«
Und ich so: »Dass Lord Flood in einem Apartment an der Northpoint ist?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass sie es tatsächlich wissen. Ich wusste nur nicht, wo ich sonst anfangen sollte.«
»Wahrscheinlich haben sich Eure Sinne im Laufe der Äonen darauf eingeschossen, wo sich Lord Flood befindet«, sagte ich wie eine komplett blöde Tussi.
Aber sie nur: »Gehen wir, Abby.«
Und ich weiß gar nicht, wieso, wahrscheinlich weil ich unterzuckert war vom Blutverlust, aber jedenfalls ich so: »Krieg ich ein Kaugummi?«
Und sie: »Klar. Nimm auch ein bisschen Kaffee mit. Ganze Bohnen. Unserer ist fast alle.«
Das tat ich. Und als ich
Weitere Kostenlose Bücher