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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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dem Mann im Keller am Ende geworden war. Er hatte sich den Film mit einem Mädchen von seiner Highschool angesehen, musste aber nach der Hälfte raus, um nicht irgendwo von der Brücke zu springen. Es war kein gutes Date gewesen.
    Es waren viele Leute unterwegs, selbst für diese Uhrzeit, aber keiner sah aus wie ein passendes Opfer. Es gab keine Frauen in dekolletierten Abendkleidern, mit verstauchtem Knöchel. Es gab keine Mädchen, die im Negligé die Straße hinunterrannten und gehetzte Blicke über ihre Schulter zurückwarfen. Tatsächlich gab es hier überhaupt kaum Mädchen. Aber viele Männer. Erstaunlich viele.
    Er dachte sich, dass es ja nicht unbedingt eine Frau sein musste. Schließlich hatte er sich auch von William und Chet ernährt, die beide männlichen Geschlechts waren, aber das jetzt war etwas anderes. Jetzt wurde er selbst zum Jäger, und bei allem Hunger hatte seine Entscheidung, jemanden zu beißen, in nicht unerheblichem Maße auch mit seiner Rache zu tun. Also musste es ein Mädchen sein. Er musste es Jody heimzahlen, dass sie ihn bei Jared sitzen lassen hatte. Er musste ihr zeigen, dass sie nicht der einzige Tropfen auf dem heißen Stein war. Oder so ähnlich.
    Die wenigen Frauen, die er sah, waren kerngesund, mit großer, leuchtender Aura, und sie waren auch nicht allein. Er musste jemanden finden, der allein war.
    Frustriert zog er sich in eine kleine Seitenstraße zurück, wo er unruhig auf und ab lief. Nach einer Weile sprang er an der Wand hoch, lief gut drei Meter in die Höhe, dann kehrte er um und lief an der gegenüberliegenden Wand drei Meter nach oben, wieder zurück und dann fünf Meter die Wand hoch wie ein Skateboarder in der Halfpipe, lief hin und her, fühlte die Kraft und Schnelligkeit, die in ihm steckte, spürte das wachsende Selbstvertrauen.
    Ich bin ein höheres Wesen, dachte er. Ich bin ein gottverdammter Gott!
    Dann trat er aus Versehen mit dem Fuß ein Fenster ein und steckte bis zum Schritt in dem Gebäude fest. Kurz darauf baumelte er kopfüber in der Gasse, armrudernd, im dritten Stock.
    Blöde Stelle für ein Fenster, dachte er. Dann sah er sie.
    Sie war nicht gerade klein, eher athletisch, trug aber ein rotes Abendkleid und hatte lange, rote Korkenzieherlöckchen. Sie war perfekt. Und sie kam die kleine Straße entlang. Sah aus wie aus einem alten Hammer-Film. Als hätte er sie hierher bestellt. Genial!
    Da hing er nun also kopfüber an einem Bein. Vielleicht war das eine Taktik. Er merkte, wie seine Zähne wuchsen, und sabberte ein bisschen. Der Speichel tropfte auf ihre Schulter.
    Sie erschrak kurz. Das war der richtige Moment. Schon immer hatte er diese Szene bei Dracula gemocht, in der Jonathan Harker den Grafen kopfüber an der Burgmauer hinunterklettern sieht und denkt Hey, da oben ist doch irgendwas. Tommy hatte Jody angefleht, es auch mal zu versuchen, aber sie wollte nicht. Jetzt kam seine Chance. Er zog das Bein aus dem Fenster, klemmte seine Finger in die Fugen der Mauer und kletterte los.
    Und stürzte zehn Meter tief. Landete auf dem Hintern.
    »Aua!«
    Bei Tommys Landung hatte das potentielle Opfer einen ziemlich maskulinen Schrei von sich gegeben, war einen Meter hoch in die Luft gesprungen und mit den hohen Absätzen umgeknickt. Die Frau kniete über ihm und rieb ihren Knöchel.
    »Mein Gott, Süßer! Wo kommst du denn her?« Südstaatenakzent. Tiefe Stimme.
    »Abgerutscht«, sagte Tommy. »Sie sind ein Mann, oder?«
    »Nun, sagen wir, dass ich eine Weile auf diesem Weg gewandelt bin und nie mehr zurück möchte.«
    »Sie sind sehr hübsch«, sagte Tommy.
    »Süß von dir, dass du das sagst.« Sie warf ihr Haar schwungvoll nach hinten. »Möchtest du, dass ich einen Krankenwagen rufe?«
    »Nein, nein. Danke. Es geht schon.«
    »Was hast du da oben eigentlich gemacht?«
    Passenderweise blickte Tommy immer noch direkt in den Himmel, der von den Häusern eingerahmt war, und er merkte, dass sie dachte, er sei vom Dach gefallen. »Hab der ›Musik der Nacht‹ gelauscht.«
    »Hast du den Film auch gesehen? Es soll Leute geben, die lieber irgendwo runterspringen, als ihn bis zum Ende anzugucken.«
    »So ungefähr.«
    »Drück einfach Pause, Süßer. Einfach auf Pause.«
    »Ich werd's mir merken. Danke.«
    »Bist du sicher, dass ich keine Hilfe rufen soll?«
    »Ja, klar. Ich ruf selbst jemanden, sobald ich wieder Luft kriege.« Tommy griff in seine hintere Hosentasche und holte eine Handvoll Drähte und zersplittertes Plastik hervor, das mal sein Handy

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