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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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wiederholte Adrian.
    »Er konnte außer Landes fliehen, bevor das Gerichtsverfahren begann. Lady Witherspoon erzählte, er sei Jahre später nach England zurückgekehrt und prompt gefasst worden. Man machte ihm den Prozess. Er wurde für schuldig erklärt und bekam fünf Jahre in Newgate. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört.«
    Eine weitere Pause schloss sich an. Adrian grübelte, tief in Gedanken versunken. Hatte Fielding die Ehe mit Lady Clarissa vollzogen? Was war in der kurzen Zeit zwischen den beiden gewesen? Seine Miene betroffen, spähte er durch den Saal, unterbewusst auf der Suche nach dem Mädchen und ihrer Stiefmutter.
    »Sie sind gleich nach der grotesken kleinen Szene auf der Tanzfläche aufgebrochen«, informierte ihn Lady Mowbray.
    Adrians Blick schoss zu seiner Mutter. Er gewahrte ihre glänzenden Augen und wusste, dass sie erfreut war über sein Interesse an dem Mädchen. Seine Mutter war eben eine kluge Frau.
    Vorhin, als er sich neben sie gesetzt hatte, war Clarissa kaum merklich zurückgezuckt, prompt hatten bei Adrian sämtliche Alarmglocken geschrillt. Hatte sie die grässlich entstellende Narbe in seinem Gesicht gesehen und sich davor entsetzt? Indes hatte sie sich im nächsten Moment vorgebeugt und ihn mit zusammengekniffenen Augen gemustert, offensichtlich bemüht, ihn zu fokussieren.
    Da hatte er begriffen, dass sie schlecht sehen konnte und ihn bloß undeutlich wahrnahm – folglich ekelte sie sich auch nicht vor seinem Aussehen. Er hatte sich entspannt zurückgelehnt und gelächelt. Weil er sich in Clarissas Gesellschaft ausgesprochen wohlfühlte. Das war ihm seit vielen Jahren nicht mehr passiert.
    Sie hatten bestimmt eine gute halbe Stunde miteinander verbracht, geplaudert und getanzt – fünf Tänze, beteuerte seine Mutter –, aber ihm kam es vor, als wäre es bloß der Augenblick eines Herzschlags gewesen. Er hatte so viel gelacht wie schon lange nicht mehr. Das erste Mal seit seiner Verwundung fühlte er sich attraktiv und akzeptiert.
    Eine Frau, die ihm dieses Gefühl gab, verdiente sein Interesse, und er war definitiv sehr interessiert . Zur großen Freude seiner Mutter, wie er sich nun klarmachte. Allerdings gab es da ein Problem. Clarissa konnte zwar schlecht sehen, aber sie war nicht blind. Wie würde sie auf sein entstelltes Gesicht reagieren, wenn sie ihn mit Brille sah? Würde sie vor ihm zurückschrecken wie vor einem Ungeheuer? Vor lauter Entsetzen in Ohnmacht fallen? Er mochte gar nicht weiter darüber nachdenken.
    »Möchtest du, dass ich mich ein bisschen näher über das Mädchen erkundige?«, erbot sich Lady Mowbray und riss Adrian aus seinen brütenden Gedanken. Er sah seiner Mutter unsicher ins Gesicht, um eine Antwort verlegen. Einerseits wollte er ihre Frage bejahen, andererseits hatte er Angst davor. Und Adrian hatte noch nie vor irgendetwas Angst gehabt.
    Innerlich gespalten, blieb er ihr die Antwort schuldig. Er schnellte herum und strebte zur Tür. Für heute Abend hatte er die Nase gestrichen voll von der sogenannten besseren Gesellschaft.
    ***
    »Du wirst nie wieder mit Lord Mowbray sprechen, hörst du? Ich hoffe, du hast mich verstanden.«
    Clarissas Blick geisterte hilflos durch das unbeleuchtete Innere der Kutsche und heftete sich auf die dunkle Silhouette ihrer Stiefmutter. Lydia hatte sie rigoros von dem Gentleman weggezerrt, über die Tanzfläche und aus dem Ballsaal ins Freie. Draußen hatte sie wütend verlangt, ihre Kutsche solle unverzüglich vorfahren. Clarissa hatte vorsorglich geschwiegen, was Lydia allerdings noch mehr aufzuregen schien. Während sie warteten, hatte sie ihre Fingernägel schmerzhaft in Clarissas Arm gebohrt, als befürchtete sie, das Mädchen könnte Reißaus nehmen und sich dem unbekannten Kavalier an den Hals werfen.
    Ansonsten hatte sie so getan, als wäre ihre Stieftochter Luft für sie. Als die Kutsche vor ihnen hielt, hatte sie Clarissa unsanft in das Gefährt geschubst, sich auf die gegenüberliegende Bank gesetzt und sie eisig angeschwiegen, bis sie losfuhren.
    »Lord Mowbray? Ist das der Name des Mannes, mit dem ich getanzt habe?«, fragte Clarissa, die mit einem Mal merkte, dass der Gentleman sich ihr nicht vorgestellt hatte. Kannte er sie etwa schon, womöglich sogar unter ihrem Spitznamen Chaos-Clarissa?, überlegte sie und hätte sich in Grund und Boden schämen mögen.
    »Ja«, stieß Lydia zwischen zusammengebissenen Kiefern hervor. »Lord Adrian Montfort, der Graf von Mowbray. Und du hältst dich

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