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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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seufzte Adrian bestürzt. Es war auch das Ende der Dynastie der alten ruhmreichen Adelsfamilie Montfort, etwas, das er seinerzeit noch gar nicht hatte absehen können. Er war nach England zurückgekehrt, um sich von seiner Verwundung zu erholen, froh, noch am Leben zu sein … bis zu seiner ersten Erfahrung bei Hofe in der darauffolgenden Ballsaison. Er hatte – irrtümlich – angenommen, dass sein entstelltes Gesicht kaum Aufsehen erregen würde. Natürlich hatte er mit dem einen oder anderen Kommentar gerechnet, aber nicht damit, dass die zarter besaiteten Damen vor Schreck in Ohnmacht fallen und selbst die härteren Naturen sich entsetzt von ihm abwenden würden.
    Tatsache war, dass Adrian nach seiner Rückkehr nur einen einzigen Ball besucht hatte. Dieser eine hatte ihm voll und ganz gereicht. Danach hatte er seine Koffer gepackt und war auf ihr Landgut zurückgekehrt, ihren Familiensitz in der Grafschaft Mowbray.
    Damals hatte sein Vater noch gelebt, und der sonst so unzugängliche alte Mann hatte Verständnis gezeigt und kein Wort darüber verloren, dass sein Sohn plötzlich lieber auf dem Land lebte, wo er sich um die Verwaltung ihrer Güter kümmerte. Er hatte die Entscheidung seines Sohnes mit einem Nicken abgesegnet und die Gelegenheit genutzt, mit seiner Frau mehrere Reisen zu unternehmen. Das Reisen hatte ein jähes Ende gefunden, als er vor gut zwei Jahren einen Schlaganfall erlitt. Das war auch der Grund, weshalb Adrian – zehn Jahre nach seiner letzten Ballsaison – wieder bei Hofe weilte.
    Na ja, eigentlich steckte ein anderer Grund dahinter, korrigierte er sich schnell, als er seine Mutter erspähte, die eben auf ihn zusteuerte. Es war Lady Mowbrays erster öffentlicher Auftritt nach dem Tod ihres Mannes, und das wahrscheinlich nur, mutmaßte Adrian, weil sie entschieden hatte, dass er seine adligen Pflichten erfüllen müsse. Deshalb war er hier. Nach dem Trauerjahr hatte seine Mutter ihm nämlich dauernd mit dem Thema Familiengründung in den Ohren gelegen. Es war ihr wichtig, dass er heiratete und einen Stammhalter in die Welt setzte, damit ihre Dynastie nicht ausstarb. Er hatte argumentiert, dass er mit seinem grässlich entstellten Gesicht schwerlich eine Frau finden werde, doch das wollte seine Mutter nicht gelten lassen.
    Sie fand, es sei höchste Zeit, dass er aufhörte, sich auf dem Landsitz einzuigeln. Er solle wieder unter Leute gehen und seine Verletzung akzeptieren. Schließlich habe er eine Verpflichtung gegenüber der Familie, die es zu erfüllen gelte. Sie war kompromisslos hart geblieben, und nach einem Jahr hatte er ihrem Drängen nachgegeben. Deshalb stand er jetzt in diesem Ballsaal und fühlte sich wie ein hässlicher Troll unter diesen vielen eleganten und schillernden Figuren. Zumindest hatte er sich so gefühlt – bis er Lady Clarissa kennenlernte.
    »Da bist du ja, mein Junge. Du versteckst dich doch wohl nicht in irgendwelchen dunklen Ecken wie ein ungezogener Lausebengel?«
    Seine Mutter hatte ihm gerade noch gefehlt! Adrian verzog keine Miene, obwohl er sich irgendwie ertappt fühlte. Er fasste ihre Hand und küsste sie galant. »Aber Mutter, ich verstecke mich doch gar nicht. Jeder kann meine Verwundung sehen.«
    Lady Mowbray zog tadelnd die Stirn hoch. »Als wenn darauf jemand achten würde! Du misst dem viel zu viel Bedeutung bei. Die Narbe ist kaum noch sichtbar, sie ist mit der Zeit verblasst.«
    »Vielleicht hast du recht«, räumte Adrian lakonisch ein. »Wenigstens ist noch keine der jungen Damen in Ohnmacht gefallen oder kreischend rausgelaufen.« Als er ihre zunehmende Verärgerung bemerkte, lächelte er entschuldigend und wechselte das Thema. »Reginald wollte mir gerade von dem Skandal um Lady Clarissa berichten.«
    Seine Mutter spitzte missmutig die Lippen. »Mir ist nicht entgangen, dass du mit ihr getanzt hast, mein lieber Junge. Sogar fünf Tänze in Folge. Du musst aufpassen, dass du nicht ins Gerede kommst.«
    »Da pass ich schon auf«, versetzte Adrian, ehe er sich mit einem fragenden Blick zu seinem Cousin drehte. »Und?«
    »Was und? Ach so, ja!« Erkennbar nervös in Gegenwart seiner Tante ratterte Reg los: »Im Spätsommer des Jahres1808 , es war im August, glaube ich, besuchte Lady Clarissa – sie war damals erst zwölf – eine Freundin, hier in London.«
    »Es war keine Freundin, sie besuchte ihre Tante, Lady Smithson«, korrigierte Lady Mowbray höflich. »Und das Mädchen war nicht zwölf, sondern vierzehn.«
    »Ach, tatsächlich? Das ist

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