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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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weiter, wenn auch mit kleinen Missgeschicken sowie weiteren lästigen – und höchst fragwürdigen – Besuchen des verknöcherten Lord Prudhomme. Trotz des heiklen Vorfalls mit seiner Perücke schien er weiterhin gewillt, ihr den Hof zu machen. Vorausgesetzt, brennende Kerzen und heiße Flüssigkeiten wurden vorher aus Clarissas Aktionsradius entfernt.
    Das Mädchen war froh, dass Prudhomme heute Abend keine Zeit für sie hatte. Seine Lordschaft hatte nämlich zu dem Ball geladen und spielte den perfekten Gastgeber. Ihr war mal wieder grottenlangweilig. Um sich abzulenken, dachte sie an den Abend mit Lord Mowbray zurück. Er war der einzige Lichtblick in ihrem tristen Londoner Dasein. Und obwohl Lydia ihr den Umgang mit dem Earl strikt verboten hatte, beäugte Clarissa krampfhaft jeden Schatten, der vorbeikam, in der Hoffnung, es wäre Mowbray. Sie lauschte auf jede Stimme, jedes dunkel kehlige Lachen. Er hatte ein schönes Lachen.
    Bildete sie es sich bloß ein, oder flüsterte diese dunkel kehlige Stimme ihr just etwas ins Ohr? »Ziemlich langweilig hier, was?«
    Clarissa wirbelte herum und spähte zu dem dunklen Klecks in dem Sessel, den ihre Stiefmutter vorhin freigemacht hatte. Sie blinzelte krampfhaft.
    »Lord Mowbray!« Sie strahlte ihn unwillkürlich an. Fall ihm doch vor lauter Begeisterung gleich um den Hals, du dumme Nuss, beschimpfte sie sich im Geiste. Laut sagte sie: »Langweilig? I wo, wie kommen Sie denn darauf, dass mir langweilig sein könnte?«
    Clarissa hörte die Belustigung in seiner Stimme, als Adrian antwortete: »Weil mir aufgefallen ist, dass Sie andauernd gähnen.«
    »Hm, ja … mag sein, dass mir ein bisschen langweilig war«, bekannte Clarissa. Sie errötete, ein klein wenig schuldbewusst, weil er sie beim Gähnen ertappt hatte. Dann räumte sie entwaffnend aufrichtig ein: »Ach, zum Kuckuck! Ja, mir ist langweilig. Fürchterlich langweilig sogar. Soll ich Ihnen mal was sagen? Ich bin seit fünf Wochen in London, und es ist nichts Interessantes passiert! Mal abgesehen von dem Abend, an dem ich Ihre Bekanntschaft gemacht hab.«
    »War es etwa kein interessantes Erlebnis, Lord Prudhomme in Brand zu setzen?«, zog Adrian sie auf.
    Clarissas Wangen nahmen die Farbe reifer Tomaten an, und sie schnitt eine Grimasse. »So hab ich das nicht gemeint, Mylord. Ich meine … ich habe mich an dem Abend mit Ihnen blendend unterhalten. Es war das erste – und bisher einzige – Mal, dass es mir in London gefallen hat.«
    »Sie schmeicheln mir nur«, behauptete Adrian, seine Stimme sandig rau.
    »Nein, überhaupt nicht«, wehrte Clarissa ab. »Ich sage die reine Wahrheit. Beim Tanzen fühlte ich mich leicht wie ein Vogel, und ich bin Ihnen nicht ein einziges Mal auf den Fuß getreten.«
    »Gute Idee. Kommen Sie, wir tanzen«, schlug er vor. Er fasste ihre Hand, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein.
    »Oh nein!«, stammelte Clarissa und riss sich von ihm los. Ein entschuldigendes Lächeln schob sich in ihre Züge. »Verzeihen Sie, Mylord, aber wenn meine Stiefmutter uns zusammen sieht … dann wird sie fürchterlich ungehalten reagieren. Ich hoffe, Sie sind mir jetzt nicht böse?«
    »Oh nein«, wiederholte Adrian trocken. Unglücklich zog Clarissa ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Mist. Sie hatte geahnt, dass er gekränkt sein würde, aber sie sah keine Möglichkeit, das zu vermeiden. Dabei wollte sie auf keinen Fall, dass er wegging und womöglich annahm, sie selbst habe Vorbehalte gegen seine Gesellschaft.
    Adrian musste ihre Misere bemerkt haben, denn er drückte begütigend Clarissas Hand. »Keine Sorge. Ich bin aus härterem Holz geschnitzt. Im Übrigen ist es nicht das erste Mal, dass ich das in dieser Saison zu hören bekomme, Lady Clarissa.«
    Dabei blickte er sich suchend um. Wahrscheinlich hält er Ausschau nach einem anderen Opfer, und schwupps ist er weg, tippte Clarissa. Falsch getippt. Er beugte sich zu ihr hinunter und zog sie aus dem Sessel hoch. »Die Luft ist rein. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es unbeobachtet auf den Balkon.«
    »Auf den Balkon?«, echote Clarissa verwirrt und ließ sich von ihm durch die hohen Saaltüren nach draußen ziehen. »Warum wollen Sie denn mit mir auf den Balkon?«
    »Weil ich mit Ihnen tanzen möchte.«
    »Tanzen?«, wiederholte sie verblüfft, ehe sich die Saaltüren hinter ihnen schlossen und den Lärm im Ballsaal ausblendeten.
    »Sie möchten doch auch mit mir tanzen, oder nicht?«
    Clarissa bemerkte den milde enttäuschten Unterton in

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