Liebe auf den zweiten Blick
ich habe dich gerade gefunden, Liebling. Ich weiß ja nicht, was du da für ein Spiel spielst, aber jetzt ist es vorbei.”
Plötzlich begann er zu lachen. Anscheinend hatte er sich in die altjüngferliche Nichte der Beauchamp-Schwestern verliebt. Nur dass die Frau, in die er verliebt war, keine spießige Bibliothekarin war. Sie war feurig und humorvoll und süß wie die Sünde.
Miss Effie war schon einen halben Block entfernt, als Tyler zu lachen anfing, aber sie hörte es ganz deutlich. Daraufhin ging sie schneller.
„Was ist nur aus der Welt geworden?” murmelte sie vor sich hin. „Man weiß nicht, wem man noch trauen soll.”
5. KAPITEL
Tyler war noch den ganzen Tag benommen. Diese kleine Hexe, in die er sich verliebt hatte, tat so, als wäre sie eine sauertöpfische Bibliothekarin. Oder umgekehrt. Ihm war noch nicht ganz klar, wie sie wirklich war.
Es fiel ihm schwer, bis zum Abend zu warten, aber erst bei Sonnenuntergang kam Amber aus ihrem Versteck. Zumindest nahm er das an. Jetzt musste er ein letztes Mal zum „Old South” fahren und Amber mit den Tatsachen konfrontieren. Dann würde sie ihm nicht ausweichen können.
Ein Klecks Rasierschaum fiel ins Waschbecken. Er kniff die Augen zusammen und machte weiter. Heute Abend musste er so verlockend wirken, dass es Amber unmöglich war, ihn abzuweisen. Aber wenn sie die war, von der er glaubte, dass sie es war, dann war ein Nein die einzig mögliche Antwort für sie.
Als er fertig angezogen war, ging er hinaus zu seinem Wagen. Doch dann fiel ihm sein Geschenk ein. Ein Strauß roter Rosen füllte den größten Teil seines Kühlschrankes. Er holte ihn, schob Saft und Milch an ihre Plätze zurück und überlegte, ob nicht außerdem noch eine Flasche Wein angebracht wäre. Allerdings fiel ihm dann ein, dass Amber alle Getränke liefern konnte, die sie wollten. Es war ihr Job.
Mit seinem Bestechungsgeschenk fuhr er in Richtung Savannah. Er konnte es kaum
erwarten, Amber mit der Wahrheit zu konfrontieren.
Amelia war so nervös, dass sie sich ganz krank fühlte. Sie hatte Tyler seit Tagen nicht gesehen.
Zumindest nicht als Amber. Seit dem Morgen in der Kirche fühlte sie sich schuldig, weil sie sozusagen als lebende Lüge durchs Leben lief.
Was die Begegnung im Supermarkt anging, war sie immer noch froh, dass Tyler sie nicht erkannt hatte. Das lag vermutlich daran, dass Tante Rosemarys Pflaumensaft über seine Stiefel gespritzt war.
Sie war sicher, dass sie unerkannt entkommen war. Sonst hätte Tyler doch eine Szene
gemacht, und Miss Effie hätte etwas Großartiges weitererzählen können.
Amelia verzog ihr Gesicht, während sie darauf wartete, dass der Barkeeper ihre
Bestellung erledigte. Sie war immer noch nicht sicher, was sie wegen Effie Dettenberg tun sollte. Gerade die Tatsache, dass Effie immer noch schwieg, machte Amelia nervös. Es sah ihr nicht ähnlich, ein Geheimnis für sich zu behalten.
„Sieh dir das an!” Raelene gab Amelia einen Stoß in die Rippen.
„Was?” Amelia folgte Raelenes Blick.
Dann stockte ihr der Atem. Der Mann trug eine weiße Hose und ein hellblaues Hemd, das seine blauen Augen betonte. Er war einfach umwerfend, und er hatte einen Blumenstrauß dabei, von dem Amelia wusste, dass er für sie bestimmt war. Tyler!
„Geh schon”, drängte Raelene. „Ich bringe die Getränke zum Tisch. Erkundige dich, was dieser tolle Kerl will.”
Amelia grinste. „Ich sollte wohl besser etwas mitnehmen, womit ich das Feuer in ihm
löschen kann.”
Raelene griff freundschaftlich nach ihrem Arm. „Nein! Lösch es nicht. Fach es weiter an.
Das kannst du. Ich habe dich schon in Aktion gesehen.”
Amelia war dankbar für das schwache Licht, weil dadurch nicht zu sehen war, wie sie
errötete. Sie ging an Tylers Tisch,
und er stand auf. „Guten Abend, Darling”, sagte er leise und küsste sie diskret auf den Mundwinkel.
„Guten Abend, Tyler.” Sie wünschte sich, sie wären an einem privateren Ort, und sie hätte nicht noch drei Stunden Arbeit vor sich.
Tyler reichte ihr den eingewickelten Strauß und beobachtete, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. „Geht es dir gut?” Plötzlich kam ihm der Gedanke, sie könnte etwas Schreckliches erlitten haben, und er war nicht da gewesen, um ihr zu helfen.
„ja. Es ist nur so, dass mir noch nie jemand Blumen geschenkt hat.”
„Das hätte aber jemand tun sollen”, meinte er und zog sie in den Gang, der zu den Toiletten führte. „Aber ich kann nicht behaupten, dass es mir
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