Liebe auf den zweiten Kuss
Maschine war ebenfalls verschwunden. Mehr noch, das ganze oberste Fach des alten Eichenregals war leer – keine eingedellte Kaffeebüchse, kein Stapel Styroporbecher, keine kleinen roten Umrührlöffelchen, nichts.
»Wir sind ausgeraubt worden«, wandte er sich an Riley, der wenig später aus seinem Appartement im zweiten Stock eintrudelte. »Irgendein Koffeinabhängiger hat uns ausgeraubt.«
»Sonderlich schmackhaft war der Kaffee ohnehin nicht«, wandte Riley ein. »Soll ich gehen und...« Er hielt inne, als Eleanor Dysart draußen am großen Fenster des Büros vorbeilief. Im Arm hielt sie einen Pappkarton, der für ihre dünnen Arme viel zu schwer schien.
»Tut mir Leid«, sagte sie, kaum dass sie hereingekommen war und den Karton auf ihrem Schreibtisch abgestellt hatte. Ihre braunen Augen weiteten sich entschuldigend. »Hier fehlten ein paar Dinge, also bin ich los, um sie zu holen.«
»Eine Kaffeemaschine zum Beispiel?«, erkundigte sich Gabe.
»Das war keine Kaffeemaschine. Das war eine Antiquität, die schon lange hätte ausrangiert werden sollen.« Während sie sprach, leerte sie den Karton und legte Küchenkrepp und Reinigungsmittel auf den Schreibtisch, dann packte sie eine glänzende, weiße Kaffeemaschine aus.
»Sie haben eine Kaffeemaschine gekauft?«, fragte Gabe.
»Nein, das ist meine eigene. Meinen Kaffee habe ich ebenfalls mitgebracht.« Sie riss ein Stück Küchenkrepp ab, nahm die Reinigungsflasche und sprühte etwas von dem Mittel auf das Kaffeeregal, dann wischte sie es mit einer einzigen beherzten Bewegung ab. Ihre Hand zeichnete sich blass und verschwommen gegen das dunkle Holz ab. »Die nächsten sechs Wochen über werde ich meinen Kaffee sowieso hier trinken.« Sie stellte die Kaffeemaschine auf und fügte hinzu: »Außerdem schmeckte der Kaffee hier einfach scheußlich.«
»Danke«, erwiderte Riley, von dem ganzen Prozedere offenkundig fasziniert. Verständlich, fand Gab. Noch nie in seinem Leben hatte er jemanden gleichzeitig derart anmutig und effizient arbeiten sehen wie diese Frau. Sie zog eine kleine, weiße Kaffeemühle hervor, steckte den Stecker in die Steckdose und schüttete aus einer glänzenden braunen Tüte Kaffeebohnen hinein. Dann schaltete sie sie an und fuhr mit dem Auspacken fort, während der schwere, köstliche Duft der Bohnen das Büro erfüllte.
»Himmel, das duftet aber gut«, entfuhr es Riley.
Sie stellte Porzellantassen auf Untertassen. Ihre schmalen, blassen Hände hatten fast dieselbe Farbe wie das cremefarbene Porzellan. »Wie trinken Sie Ihren Kaffee?«
»Reichlich Sahne, zwei Löffel Zucker«, erwiderte Riley, der immer noch von ihr fasziniert schien.
Sie hielt mit einem kleinen Karton in der Hand inne. »Tatsächlich?«
»Er ist noch sehr jung«, erläuterte Gabe. »Ich trinke meinen schwarz.«
»Er ist sehr langweilig«, erläuterte Riley. »Ist das echte Sahne?«
»Ja«, erwiderte sie.
Riley spähte in den Karton und zog eine Flasche Glasreiniger hervor. »Wozu brauchen Sie die ganzen Putzmittel?«
»Fürs Büro. Sie sollten einen Reinigungsdienst beauftragen.«
Gabe runzelte die Stirn. »Wir haben eine Reinigungsfirma. Sie kommen einmal die Woche. Am Mittwochabend.«
Sie schüttelte mit dem Kopf. »Hier ist seit mindestens einem Monat nicht mehr geputzt worden. Sehen Sie sich doch nur einmal an, wie dick die Staubschicht auf dem Fensterbrett ist.«
Alles hier war mit einer dünnen Staubschicht bedeckt, wie Gabe jetzt auffiel. Abgesehen von dem Regal, auf dem die neue Kaffeemaschine stand, war das ganze Büro verstaubt und düster.
»Die Nummer der Reinigungsfirma finden Sie im Rolodex.«
Gabe drehte sich um und floh in sein Büro, bevor er sich kopfüber in die Kaffeekanne stürzen konnte. Er hatte ganz vergessen, dass irgendetwas derart gut duften konnte.
»Reinigungsdienst nach Hausfrauenart.«
»Das soll wohl ein Witz sein«, sagte sie, während er die Tür hinter sich schloss und sie außen vor ließ. Dem Himmel sei Dank, dass er sein Büro hatte, in das er sich zurückziehen konnte.
Ein Büro, das einem Misthaufen ähnelte, stellte er fest, als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte, auf den ungehindert das Licht durch die gesprungene Fensterscheibe herein schien. Überall lagen Unterlagen herum, Styroporbecher, Bücher, die er aus dem Regal gezogen hatte, und andere Spuren seiner täglichen Arbeit. Wann war hier zum letzten Mal sauber gemacht worden? Die Unordnung machte den Eindruck, als ob sie noch aus den Zeiten seines
Weitere Kostenlose Bücher