Liebe auf den zweiten Kuss
Dysart fest einstellen müssen. Einen Augenblick lang dachte er daran, Lynnie nicht zu feuern – sie unterschlug Geld, sie war fröhlich und hübsch und entspannt und effizient – doch dann kapitulierte er und fand sich resigniert mit der Aussicht auf eine angespannte Atmosphäre und wunderbaren Kaffee ab.
Eine Stunde später klopfte Riley an Gabes schwere Bürotür und trat ein. »Ich bin mit meinen Recherchen fast fertig«, meinte er, als er sich Gabes Schreibtisch gegenüber in einen Stuhl fallen ließ. »Ich treffe mich jetzt noch mit dem letzten Typen, danach ruiniere ich mir den Rest meines Tages beim ›Heißen Mittagstisch‹.« Er zog seinen Blondschopf ein und sah Gabe an. »Warum hast du eigentlich so schlechte Laune?«
»Aus vielerlei Gründen«, gab Gabe zurück.
»Nell?«
»Wer bitte?«
»Unsere Sekretärin«, erklärte Riley. »Ich sagte, ›ich heiße Riley‹. Sie sagte, ›ich bin Nell‹. Meiner Ansicht nach macht sie ihre Sache recht gut.«
»Sie hat dich mit ihrem Kaffee verführt«, stellte Gabe fest. »Und du hast keine Ahnung, wie gut sie ihre Arbeit macht. Kaum eine Stunde hier und schon hat sie herausgefunden, dass Lynnie das Geld für die Reinigungsfirma unterschlagen hat.«
»Du machst Witze.« Riley lachte laut auf. »Nun, das sieht Lynnie ähnlich.«
»Seit wann das denn?« Gabe betrachtete seinen Partner wütend. »Wenn du wusstest, dass sie betrügt...«
»Mann, Gabe, ich habe es in ihren Augen gesehen. Natürlich nicht, dass sie Geld unterschlagen würde«, fügte er hastig hinzu, als Gabes Miene sich weiter verfinsterte. »Aber dass sie es mit den Dingen nicht ganz so genau nehmen würde. Lynnie gehörte nicht zu den Frauen, die man ein Wochenende über alleine lassen würde.«
»Oder der man ein Scheckbuch anvertrauen sollte«, ergänzte Gabe.
»Das hatte ich nicht geahnt«, meinte Riley. »Obwohl sie ein ziemliches Faible für Luxus hatte. Ihre Möbel waren zwar samt und sonders gemietet, doch alles andere in ihrer Maisonettewohnung war erstklassige Markenware, bis hin zur Bettwäsche...« Er hielt inne, als er sah, dass Gabe den Kopf schüttelte.
»Bei McKenna gibt es drei Regeln«, sagte er und zitierte die Worte seines Vaters. »Wir sprechen nicht über unsere Kunden. Wir brechen keine Gesetze. Und...«
»... wir schlafen nicht mit unseren Angestellten«, beendete Riley seine Ausführungen. »Es war doch nur ein einziges Mal. Wir haben gemeinsam einen Lockvogeljob erledigt, danach habe ich sie nach Hause gefahren. Sie hat mich noch zu sich eingeladen und sich dann auf mich gestürzt. Ich hatte allerdings eindeutig den Eindruck, dass sie es lediglich getan hat, um nicht ganz aus der Übung zu kommen.«
»Kommt es dir eigentlich jemals in den Sinn, einmal nicht mit einer Frau zu schlafen?«
»Nein«, erwiderte Riley.
»Dann halte dich bitte bei der neuen Sekretärin zurück. Sie hat auch so schon genügend Probleme.« Gabe dachte an ihr angespanntes, sorgenvolles Gesicht. »Und diese Probleme lädt sie jetzt mir auf.«
»Wenn du so unzufrieden mit ihr bist, schmeiß sie doch wieder raus. Aber hole mir nicht meine Mutter aus Florida zurück.«
»Gott bewahre.« Gabe stellte sich vor, dass seine Tante wieder hinter dem Empfangstisch sitzen würde. Er war ihr zwar pflichtbewusst zugetan, doch selbst sein Pflichtbewusstsein hatte Grenzen. Über zehn Jahre lang war sie eine lausige Sekretärin gewesen, und eine lausige Mutter noch viel länger.
»Dann hol Chloe zurück. Sie hat sowieso die Nase voll davon, immer nur Tee und Kaffee zu servieren. Sie hat mich gefragt, ob ich jemand kenne, der ihren Laden für sie übernehmen könnte.«
»Na, wunderbar.« Chloe und die Sterne. »Ich habe eine Idiotin geheiratet.«
»Nein, das hast du nicht«, entgegnete Riley. »Sie ist nur etwas anders gepolt als der Rest der Welt. Was ist denn los?«
»Sie hat mir den Laufpass gegeben«, erwiderte Gabe, ohne zu erwähnen, dass sie es wegen Eleanor Dysart getan hatte. Dieses Detail hätte Riley über alle Maßen amüsiert.
»Siehst du, genau das hasse ich an Frauen.« Riley verkniff sich ein Grinsen. »Erst lassen sie sich von dir scheiden, und zehn Jahre später, wie aus heiterem Himmel, hören sie auf, mit dir zu schlafen. Hatte sie einen Grund?«
»Die Sterne haben es ihr geraten.«
»Dagegen bist du machtlos«, erwiderte Riley fröhlich.
»Danke«, gab Gabe zurück. »Und jetzt hau ab.«
Seine neue Sekretärin klopfte an und trat ein. »Die Sache mit der Reinigungsfirma
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