Liebe auf den zweiten Kuss
Vaters stammte. Seine Computertastatur war unter Papier vergraben, überall lag Staub. Plötzlich störte ihn das. Das war Eleanor Dysarts Schuld. Bevor sie mit ihrem Kaffee und ihrem Porzellan und ihren Reinigungsmitteln hereingekommen und seine Jalousie zerstört hatte, war ihm nichts davon aufgefallen.
Er pickte die Styroporbecher aus dem Chaos heraus und warf sie weg. Dann ging er seine Papiere durch und suchte die Notizen hervor, die er bereits erledigt hatte, und schließlich sortierte er die Briefe, die diese Mrs. Dysart in einem separaten Ordner würde abheften müssen. Das würde sie etwas in ihrem Elan bremsen. Er hatte gerade den Computer angeschaltet, als sie hereintrat. In der Hand hielt sie eine Porzellantasse, ihr blasses fein geschnittenes Gesicht wirkte bestimmt. Gabe dachte an seinen Vater, sturzbetrunken, der Roethke zitiert hatte, um seine wütende Mutter zu beschwichtigen: I knew a woman, lovely in her bones. Eleanor Dysart war zu dünn und zu blass, doch sie besaß zweifellos wunderschöne Züge.
»Ich habe Ihre Reinigungsfirma angerufen«, sagte sie und stellte die Tasse ab. »Sie sind seit sechs Wochen nicht mehr hier gewesen, weil man sie nicht bezahlt hat.«
Gabe runzelte die Stirn und vergaß seinen Vater. »Natürlich wurden sie bezahlt. Die Schecks habe ich persönlich unterschrieben.«
»Nicht für Juli und August, sagt der Buchhalter jedenfalls. Wenn Sie mir sagen, wo Sie die Belege für die Zahlungen aufbewahren, kann ich sie der Firma faxen.«
»Im vorderen Schreibtisch die unterste Schublade rechts«, erwiderte Gabe automatisch, während er die Tastatur bearbeitete, das Buchführungsprogramm aufrief und nach dem Begriff »Hausfrau« suchen ließ. Für das Jahr 2000 waren acht Einträge aufgeführt, inklusive der Abbuchungen für Juli und August. »Sehen Sie selbst«, wandte er sich an sie, und sie trat hinter ihn.
»Das ist das ›Quicken‹-Programm, nicht wahr? Gut, dann kümmere ich mich um die Sache. Vielen Dank.«
»Wofür?«, fragte Gabe, doch sie steuerte bereits auf die Tür zu. Eine Frau mit einer Mission.
Nachdem sie gegangen war, lehnte er sich zurück und hob die Kaffeetasse. Es war ein robustes, aber dennoch zierliches Stück Porzellan, cremefarben mit blauem Griff, und es lag gut in der Hand, ein wahrer Luxus, nach den leichten Styroporbechern, aus denen er die letzten Jahre getrunken hatte. Er nahm einen Schluck und schloss die Augen, weil der Kaffee so gut war. Das Koffein fuhr ihm regelrecht in die Glieder. Als er wieder aufsah, entdeckte er blaue Tupfen auf der Innenseite der Tasse, die mit dem stinkenden Kaffeepegel sichtbar wurden. Es war albern und charmant und sah der nervösen Frau draußen vor der Tür so gar nicht ähnlich.
Vielleicht hatte er sie falsch eingeschätzt. Vielleicht war sie nur deswegen nervös, weil heute ihr erster Arbeitstag war. Ihm sollte es egal sein, solange sie einen solch vorzüglichen Kaffee kochte.
Eine Viertelstunde später trat er in den Empfang hinaus, um sich nachzuschenken. Sie legte gerade den Telefonhörer auf und runzelte die Stirn.
Mit der Kaffeekanne in der Hand fragte er: »Alles in Ordnung?«
»Bei mir schon«, erwiderte sie. »Aber Sie haben ein Problem. Schauen Sie sich das einmal an.«
Vor ihr ausgebreitet lagen acht Belege für abgebuchte Schecks. »Die sind alle vom ›Reinigungsdienst nach Hausfrauenart‹«, erläuterte sie. »Und hier sind die Belege von Januar bis Juni.«
Gabe zuckte mit den Schultern, während er die sechs gestempelten Belege betrachtete. »Ja, und?«
Sie deutete auf die letzten beiden Belege. »Das sind die Belege für Juli und August.«
Die Belege waren in blauer, geschwungener Handschrift ausgefüllt. »Das ist Lynnies Handschrift.«
»Offenbar hat sie Sie die letzten beiden Monate übers Ohr gehauen.«
»Sie hat erst seit sechs Wochen hier gearbeitet«, widersprach Gabe und dachte: Gott sei Dank. »Erzählen Sie dem Reinigungsdienst irgendeine Geschichte, dass unsere Buchhaltung durcheinander geraten ist. Um alles andere kümmere ich mich.« Er nahm seine Tasse Kaffee zurück ins Büro und dachte an Lynnie, schwarzhaarig und attraktiv, die lausigen Kaffee gekocht und sich mit dem Putzgeld aus dem Staub gemacht hatte. Jetzt saß sie zu Hause mit ein paar Tausend Dollar, einem verstauchten Rücken und, so hoffte er jedenfalls, mit einer düsteren Vorahnung.
Er nippte erneut an seinem Kaffee und fühlte sich etwas besser, bis ihm ein neuer Gedanke kam.
Er würde Eleanor
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