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Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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Verwüstung zu beseitigen. Außerdem war da dieser Schreibtisch: Irgendjemand musste den Mann erlösen. Abgesehen davon brauchte sie Geld, um ihre Miete und dergleichen Luxusausgaben zu bezahlen. Irgendjemand muss mich retten, dachte sie.
    Er legte den Hörer auf und drehte sich zu ihr um. Er wirkte verschwitzt und müde. »Entschuldigen Sie, Mrs. Dysart. Sicherlich sehen Sie, wie dringend wir eine Sekretärin benötigen.«
    Nell blickte auf seinen Schreibtisch und dachte: Du brauchst mehr als nur eine Sekretärin, mein Guter. Laut jedoch bestätigte sie: »Allerdings.« Sie wollte partout heiter und entgegenkommend erscheinen.
    Er nahm ihre Bewerbungsunterlagen zur Hand. »Warum haben Sie Ihre letzte Stelle aufgegeben?«
    »Mein Chef hat sich von mir scheiden lassen.«
    »Das ist ein triftiger Grund.« Er begann zu lesen.
    Seine Umgangsformen benötigten definitiv etwas Auffrischung, dachte sie, während sie den Blick auf ihre schwarzen Pumps mit den vernünftigen, flachen Absätzen senkte und diese fest auf den Teppich stellte, damit sie sie nicht wieder in eine missliche Situation brachten. Tim hätte ihr an McKennas Stelle sein Mitgefühl ausgedrückt, ihr ein Papiertaschentuch gereicht und eine Schulter geboten, an der sie sich hätte ausweinen können. Anschließend hätte er ihr vorgeschlagen, die eine oder andere Versicherung abzuschließen, sich aber trotzdem weiterhin fürsorglich verhalten.
    Auf dem Teppich entdeckte sie einen Flecken. Mit ihrer Schuhspitze versuchte sie ihn wegzureiben. Flecken ließen jedes Büro erfolglos wirken. Die Details waren es, die in dieser Art von Umgebung zählten. Sie rieb kräftiger, die Teppichwolle teilte sich und der Fleck wurde größer. Es war überhaupt kein Fleck. Sie hatte ein Loch gefunden, und es war ihr gelungen, es in weniger als fünfzehn Sekunden auf das Doppelte seiner Größe auszuweiten. Sie stellte ihren Fuß auf das Loch und flehte inständig Hilf mir, Jesus, mach, dass er mich engagiert.
    »Warum möchten Sie für uns arbeiten?«, fragte er und sie lächelte ihn an. Sie versuchte, nicht nur heiter und energisch, sondern auch aufgeweckt und voller Tatendrang zu wirken. Keine einfache Aufgabe, wenn man in mittleren Jahren und leicht reizbar war.
    »Ich stelle es mir sehr interessant vor, für eine Detektei zu arbeiten.« Ich brauche einen Job, damit ich meine Abfindung aus der Scheidung nicht angreifen muss, bevor ich in Rente gehe.
    »Es wird Sie erstaunen, wie langweilig es ist«, wandte er ein. »Sie werden hauptsächlich Schreibarbeiten und die Ablage erledigen und nebenher das Telefon bedienen müssen. Für diese Arbeit sind Sie überqualifiziert.«
    Und ich bin zweiundvierzig Jahre alt und arbeitslos, dachte sie und antwortete fröhlich: »Ich bin bereit für etwas Neues.«
    Er nickte, schien jedoch nicht sonderlich überzeugt. Sie fragte sich, ob er sie ähnlich wie Tim in zwanzig Jahren auswechseln würde. Ob er sie nach dieser Zeitspanne ansehen und sagen würde: »Wir haben uns auseinander gelebt. Ich schwöre Stein und Bein, ich habe bisher keinerlei Bewerbungsgespräche mit anderen Sekretärinnen geführt, aber jetzt brauche ich einfach frisches Blut. Jemanden mit ordentlichen Tippfähigkeiten. Jemanden...«
    Die Armlehne wackelte unter ihrer Hand, und sie bemerkte, dass sie daran gezogen hatte. Entspanne dich. Sie drückte die Armlehne wieder nach unten und presste den Ellbogen dicht an ihren Körper, damit die Lehne nicht länger wackelte, während sie gleichzeitig mit ihrem Fuß noch immer das Loch im Teppich verdeckte.
    Sitz endlich still, ermahnte sie sich.
    Hinter ihrem Rücken rasselte die Jalousie im Windhauch.
    »Sie bringen mit Sicherheit alle Fähigkeiten mit, die wir suchen«, fuhr McKenna fort, und sie zwang sich zu einem Lächeln. »Unsere Arbeit hier ist allerdings streng vertraulich. Wir haben eine Regel: Außerhalb dieses Büros sprechen wir niemals über Geschäftliches. Können Sie so diskret sein?«
    »Aber sicher doch«, erwiderte Nell und drückte noch heftiger gegen die Stuhllehne, während sie Diskretion auszustrahlen versuchte.
    »Sie sind sich darüber im Klaren, dass es sich um eine zeitlich begrenzte Stelle handelt?«
    »Äh... ja«, schwindelte Nell. Ein Schauer fuhr ihr über den Rücken. Ihr neues Leben – eine exakte Kopie ihres alten. Sie hörte das Holz des Stuhles leise krachen und lockerte ein wenig den Griff.
    »Unsere Sekretärin erholt sich gerade von einem Unfall und sollte in sechs Wochen wieder zurück

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