Liebe auf den zweiten Kuss
bekommen. Vielleicht bringt mich das wieder auf Trab.«
»Es ist eine Detektei«, meinte Suze. »Ich dachte, da ginge es aufregender zu. Wie bei Sam Spade und Effie Perine.« Sie klang sehnsuchtsvoll.
»Wer bitte?«, fragte Margie.
»Ein berühmter Detektiv und seine Sekretärin«, erklärte Suze. »Die beiden kamen in meinem film noir Seminar vor. Meiner Ansicht nach hatten Sam und Effie den besten Beruf der Welt. Und ihr Outfit war ebenfalls hinreißend.« Sie schob den Teller in Richtung Nell. »Nimm doch einen Keks. Die sind lecker.«
Margie wandte sich wieder Nell zu. »Ist dein Boss süß?«
»Nein.« Nell rührte in ihrem Kaffee und dachte an Gabe McKenna. Seine Augen waren es, die sie nervös machten. Das und die unglaubliche Präsenz, die er ausstrahlte, die Ahnung plötzlich ausbrechenden Jähzorns. Kein Mann, dem man in die Quere kommen sollte. »Er ist groß und kräftig gebaut und er runzelt häufig die Stirn. Seine Augen sind so dunkel, dass man nicht recht schlau aus ihm wird. Er sieht … ich weiß auch nicht, wie er aussieht. Gereizt, zynisch.« Sie erinnerte sich daran, wie er hinter seinem Schreibtisch gesessen und sie ignoriert hatte. »Eigentlich sieht er aus wie Tim.«
»Das hört sich aber gar nicht nach Tim an«, wandte Margie ein. »Tim lächelt doch ständig und sagt lauter nette Dinge.«
»Tim möchte einem ja auch immer irgendwelche Versicherungen andrehen«, erwiderte Suze. »Aber du hast Recht, wie Tim hört er sich nicht an. Verwechsle die beiden nur nicht. Tim ist ein echter Loser. Der neue Typ könnte sich als okay erweisen. Nach Tim könnte praktisch jeder okay sein.«
Nell seufzte. »Er war höflich, aber mehr auch nicht.«
»Vielleicht fühlte er sich von dir angezogen und musste dagegen ankämpfen«, meinte Suze. »Vielleicht benahm er sich etwas distanziert, weil er sich zusammenreißen musste. Vielleicht hat sein Herz bereits bei deinem Anblick schneller geschlagen.«
Margie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Nell ist nicht der Typ, der Männer gleich auf den ersten Blick verrückt macht. Auf dich reagieren Männer so, weil du jung und schön bist. Deswegen glaubst du, dass es bei allen anderen Frauen genauso ist.«
»So jung bin ich nun auch nicht mehr«, widersprach Suze.
»Er fühlt sich nicht von mir angezogen«, meinte Nell überzeugt. »Es geht hier nur um einen Job.«
»Also gut«, lenkte Margie ein. »Aber du solltest langsam wieder anfangen, dich mit Männern zu verabreden. Du solltest wieder heiraten.«
Genau, weil das beim letzten Mal so ein voller Erfolg war.
»Sie hat Recht«, pflichtete Suze Margie bei. »Du solltest eigentlich nicht alleine sein.« Sie sagte das in einem Tonfall, als handelte es sich dabei um ein Schicksal, schlimmer als der Tod.
»Vielleicht aber auch nicht«, meinte Margie und starrte ins Leere. »Eigentlich sind es immer die Männer, die unbedingt heiraten wollen. Denkt nur mal an Tim, der es kaum erwarten konnte, Whitney zu heiraten.«
Aua, dachte Nell und sah, wie Suze zu Margie herumfuhr, um sie zurechtzuweisen.
»Und Budge kann es auch nicht erwarten. Er macht mich verrückt damit, weil er mich unbedingt auf ein Datum festlegen möchte.« Margie biss in ihren Keks und kaute gedankenverloren. »Ihr wisst ja, dass er einen Monat nach Stewarts Verschwinden bei mir eingezogen ist. Ich hatte also kaum viel Gelegenheit, mich umzusehen. Vielleicht gäbe es ja noch etwas Besseres für mich.«
Nell war so überrascht, dass ihr fast die Kaffeetasse entglitten wäre.
Suze stellte ihre Tasse laut scheppernd ab. »Marjorie Ogilvie Dysart, du überraschst mich. Du lebst mit diesem Mann jetzt seit sieben Jahren zusammen und überlegst, ob du ihn verlassen sollst?«
»Nun ja«, meinte Margie.
»Nur zu«, unterstützte sie Suze. »Denk nicht lange darüber nach. Falls du Hilfe beim Umzug brauchst, kannst du auf mich zählen.«
»Vielleicht gehe ich auch lieber arbeiten«, fuhr Margie fort. »Wenn dir dein Job gefällt, Nell, suche ich mir vielleicht auch eine Stelle. Eine kleine zumindest.« Sie hörte sich an, als spräche sie von einem kleinen Kätzchen. »Aber nicht in der Agentur. Budge meint, die McKennas würden sich mit zu vielen gewöhnlichen Leuten abgeben.«
»Tatsächlich?«, hakte Nell ohne wirkliches Interesse nach.
Margies Budge hatte das Aussehen eines Marshmallows und redete wie ein Moralapostel. »Dann überrascht es mich allerdings, dass Budge dir gestattet, Zeit mit mir zu verbringen.«
Margie
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