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Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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und blauäugig, war er immerhin jemand, den man gerne ansah.
    Eine Stunde später hatte das Telefon noch nicht ein einziges Mal geklingelt, doch das Zimmer war sauber, bis hin zu dem großen Schaufenster, auf dem in etwas altmodischer, abgewetzter goldener Schrift stand: Detektei McKenna: Diskrete Lösungen für schwierige Fragen. Nell hatte es vehement bearbeitet, bis ihr aufgefallen war, dass sie etwas von der Farbe mit abrieb. Nicht, dass es geschadet hätte, wenn sie es ganz abgeschrubbt hätte: Die Beschriftung war bestimmt fünfzig Jahre alt oder stammte doch zumindest aus der gleichen Zeit wie diese hässlichen Visitenkarten.
    Als sie von draußen wieder hereinkam, drang genügend Licht durch das Fenster, um schonungslos die Unzulänglichkeit des Mobiliars sichtbar zu machen. Nells Schreibtisch war vollkommen verschrammt, die Couch, vermutlich für die wartenden Kunden gedacht, war ein mit braunem Kunstleder bezogener Alptraum auf spindeldürren Füßen, und der Perserteppich war so abgetreten, dass an einigen Stellen der Boden durchschien. Die Bücherregale und Aktenschränke waren von guter Qualität und standen vermutlich seit Anbeginn in diesem Büro, aber leider thronte auf dem mittleren Aktenschrank eine schwarze Vogelskulptur, die geradewegs einem Gruselroman Edgar Allan Poes entsprungen schien. Verzweifelt dachte sie an das Büro zurück, das sie mit der Scheidung verloren hatte – die hellgelben Wände und die goldgerahmten Kunstdrucke, die hellen Schreibtische aus Holz und die weichen grauen Sofas -, dann ließ sie sich zurück auf den ramponierten hölzernen Drehstuhl fallen – ihr Sessel in der Versicherungsagentur war ergonomisch konstruiert gewesen – und dachte, Gott sei Dank sind es nur sechs Wochen. Vielleicht aber auch nicht. Langsam richtete sie sich auf. Lynnie würde er kündigen müssen. Was wiederum bedeutete, dass sie möglicherweise hier fest angestellt werden würde. Erneut blickte sie sich im Büro um. Wenn sie erst fest hier arbeiten würde, konnte sie einige Änderungen anregen. Das Büro brauchte einen neuen Anstrich. Und die Couch und der Vogel mussten auch verschwinden. Und – Ihr Blick fiel auf die Visitenkarte auf ihrem Schreibtisch. »Detektei McKenna«, stand dort in schnörkelloser Schrift auf einer einfachen weißen Karte. Sie hätte genauso gut mit einem Druckset für Kinder hergestellt sein können. Doch der Chef wollte nichts daran ändern. Er wollte überhaupt gar keine Veränderungen, dieser Einfaltspinsel. Sie wandte sich wieder ihrem Computer zu und fragte sich, ob er wohl in der Sache Lynnie etwas unternehmen würde oder ob das bereits zu viel der Veränderung wäre. Er hatte sie noch nicht einmal damit beauftragt, die restlichen Finanzen zu überprüfen. Nell hörte zu tippen auf und öffnete die Schublade mit den Zahlungsbelegen. Hinter den Scheckbüchern fand sich eine graue Metallkassette. Sie zog sie hervor und öffnete sie. Der Stapel mit Zetteln, die jeweils die Überschrift »Handkasse« trugen und darunter eine Summe in Dollar, waren allesamt mit »Riley McKenna« unterschrieben. Die Schrift, gewölbt, kantig, endete stets mit charakteristischen Rundungen.
    Nell blätterte die Unterlagen durch, die sie gerade abtippte und fand einen Brief, den Riley mit seiner kräftig breiten und zackigen Unterschrift unterzeichnet hatte. Nichts daran war rund, ganz so wie Riley selbst. Sie wandte sich wieder der Handkasse zu und rechnete die Belege zusammen: 1675 Dollar. Eines musste man Lynnie lassen: Die Frau war gründlich.
    Die nächste Stunde verbrachte Nell damit, einen Stapel gefälschter Scheckbelege zusammenzusuchen. Lynnies Bandbreite war wirklich erstaunlich, sie hatte die McKennas und deren Kunden um fast 5000 Dollar betrogen. Allein die gefälschten Schecks zu erstatten, würde die Agentur über 3000 Dollar kosten. Wenn Gabe McKenna diese Frau nicht …
    Als jemand versuchte, die schwere Tür zur Straße zu öffnen, klirrte das Glas ein wenig. Nell stopfte die Scheckbücher rasch zurück in die Handkasse, als eine rothaarige Frau mit scharf geschnittenen Gesichtszügen die Tür aufstieß und stirnrunzelnd eintrat. Sie trug ein teures Kostüm und noch teurere Schuhe. Geld, dachte Nell und packte alles zurück in die unterste Schublade. »Kann ich Ihnen behilflich sein?« Sie lächelte ihr bestes Wir sind genau die Leute, die Sie suchen -Lächeln.
    »Ich möchte jemanden sprechen, der sich einer sehr sensiblen Sache annehmen kann«, erwiderte die

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