Liebe auf den zweiten Kuss
Anhaltspunkt geben, wonach wir suchen?«
»Nein.«
»Ist es das, wonach Lynnie gesucht hat?«
»Nell...«
»Ich frage mich nur, was es wohl gewesen sein mochte. Wir hatten angenommen, es ging um die Diamanten.« Sie rückte etwas von dem Kühlraum ab und brabbelte weiter, um ihn abzulenken. »Wir hatten keine Ahnung, dass sich etwas in den Akten von 1982 verbergen könnte. War es das, wonach du gesucht hast, als du an jenem Abend in meinem Appartement eingebrochen bist? Himmel, das muss dir einen Schrecken versetzt haben, mich dort vorzufinden. Du hast vermutlich geglaubt, die Wohnung sei leer. Was also...«
»Nell«, warnte sie Trevor. »Halt den Mund und hol die Akten.«
Nell atmete tief durch. »Hör zu, du wirst mich nicht erschießen. Das ist vermutlich die Pistole, mit der Stewart Helena erschossen hat. Du wolltest sie schon immer loswerden und hast es dann doch immer wieder aufgeschoben, nicht wahr? Ich halte das für schlau. Man macht Fehler, wenn man übereilt handelt. Wir sollten diese Sache noch einmal überdenken. Denn wenn du schießt« – mich erschießt – »wird die Polizei die Kugeln finden« – in meiner Leiche – »und die Sache zu dir zurückverfolgen. Also lass uns die Pistole ablegen...«
»Beruhige dich«, sagte Trevor. »Ich habe keine Lust, noch eine Leiche zu beseitigen. Sie sind zu verdammt schwer.«
»Zumindest menschliche Leichen sind zu verdammt schwer.« Er richtete die Pistole jetzt auf Marlene, die auf dem Hintern saß und ihn mit der ihr eigenen Verachtung anblickte, während er genau zwischen ihre Augen zielte.
»Nein!« Nell lief es eiskalt über den Rücken.
»Eine Hundeleiche dagegen«, sagte Trevor, »wird sich leicht beseitigen lassen.«
»Warte«, sagte Nell und trat in den Kühlraum.
»Das gefällt mir schon viel besser«, brummte Trevor, die Pistole immer noch auf Marlene gerichtet. »Und jetzt hol die Akten heraus.«
»Nur einen Moment noch.« Nell schob die Kästen der Neunziger aus dem Weg, um zu den Achtzigern zu kommen und nahm sich fest vor, nicht in Panik zu geraten. »Es sind mindestens zwei Kästen«, rief sie Trevor zu. Sie holte den ersten Karton hervor und überlegte fieberhaft. Solange sie ihm Kartons vorsetzte, würde er Marlene nicht erschießen. Und natürlich würde er dann auch sie nicht erschießen. Stewart erschoss Leute, Trevor nicht.
Trevor verstaute sie in Tiefkühltruhen.
Sie ging wieder hinein und holte den zweiten Karton. »Mehr sind es nicht« sagte sie, nachdem sie den Karton herausgeholt und zu seinen Füßen auf dem Boden abgestellt hatte. Sie wollte gerade die Tür des Kühlraums schließen, aber er stand ihr im Weg. »Wenn du einen Schritt zurück trittst, kann ich das alles zuschließen und dir beim Durchsehen der Akten behilflich sein«, sagte sie und versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen. »Sie sind vermutlich alle sehr schlecht geordnet...« Trevor stieß sie heftig zurück, sie stolperte rückwärts und fiel durch die Tür des Kühlraums, während Marlene hinter ihm ausrastete. Sie versuchte, sich wieder aufzurichten, aber er versetzte ihr einen Tritt. Als sie von ihm wegrollte, knallte er die Tür des Kühlraums zu, schnitt Marlenes Gebell abrupt ab und ließ Nell in der Dunkelheit einer Katakombe zurück.
»Trevor, du Miststück« , schrie Nell und sprang auf. Sie versuchte die Tür zu öffnen, während die Dunkelheit sich wie ein undurchdringliches Leichentuch um sie legte. Er hatte die Tür verschlossen. Er hatte sie hier eingeschlossen und war draußen mit Marlene. Jetzt würde er Marlene nicht mehr umbringen. Es gab keinen Grund mehr. Marlene war in Sicherheit, dessen war sie sich sicher. Aber sie könnte sterben.
Trevor würde sie einfrieren, genauso wie er Lynnie eingefroren hatte, damit sein Leben so blieb wie bisher, nachdem er erst einmal das gefunden hatte, was er im Jahrgang von 1982 suchte.
»Trevor, du Dummkopf« , schrie sie hinter der Tür. »Du wirst nie und nimmer irgendetwas in den Akten finden können.«
Sie wusste nicht, ob der Kühlraum schalldicht war, und es war ihr auch egal. Es tat gut, ihn anzubrüllen. Noch besser war die Erinnerung daran, dass Rileys Mutter die Akten 1982 angelegt hatte, während Chloe im Mutterschaftsurlaub war. Trevor hatte keinerlei Chance, in den Akten irgendetwas zu finden, es sei denn, er ging sie Seite für Seite durch.
Andererseits hatte er natürlich auch jede Menge Zeit, die Akten durchzugehen, sofern er sie mit nach Hause nahm. In der Zwischenzeit würde
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