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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Lorenz an den wenigen Stellen, wo ein überhängender Baum ein wenig Schatten bot, erschöpft stehenblieb, um sich den Schweiß zu trocknen, der ihm beizend in die Augen lief. Seine Beine waren schwer wie Blei. In den Gärten jäteten ein paar Frauen Unkraut, lockerten die Erde der Baumscheiben oder banden Tomatenpflanzen hoch, an denen die ersten Früchte sich röteten. Als er endlich die offene Pforte durchschritt, sprang ihm der Hund kläffend entgegen, aber er beruhigte sich sofort, als er an der Witterung des Besuchers erkannte, daß es ein Freund sei, der sich da näherte. Anna saß in ihrem Arbeitsgewand mit einem weißen Kopftuch unter der schattigen Pergola auf der Bank vor dem Hause und zog fagioli ab; sie nahm die Bohnen aus einem kleinen Weidenkorb und schnitt sie in eine Blechschüssel, die sie mit den Knien hielt. Als sie Lorenz entdeckte, setzte sie die Schüssel auf den Tisch und warf das Messer hinein.
    »Ehi, Lorenzo!« Eine kleine Falte des Mißtrauens stand zwischen ihren dichten pechschwarzen Brauen, »was führt dich wieder zu mir? Ich habe dich nicht so rasch erwartet. Willst du mitessen? Es gibt dein Lieblingsgericht, zuppa di verdura mit einem Stückchen Hammelfleisch; allerdings ist es ein wenig fett, man kriegt bei diesen Metzgern niemals das, was man haben möchte...«
    Er schüttelte den Kopf und hob dankend die Hände. Und obwohl er wußte, daß es zwecklos sei, denn wenn Elisabeth hier gewesen wäre, hätte er es längst erfahren, fragte er dennoch, ob Anna seine Frau gesehen habe.
    »Elisabeth?« rief sie erstaunt, »deine Frau? Was für eine komische Frage...? Was sollte sie auch bei mir, da wir uns nicht verständigen können!« Sie sah ihm aufmerksam ins Gesicht: »He, Lorenzo, was ist los? Was führt dich zu dieser Stunde zu mir?«
    Er suchte nach einer Ausrede, aber er hatte mit der Frage nach Elisabeth ja bereits verraten, was ihn umhertrieb.
    »Es ist eine gar zu dumme Geschichte, Anna«, sagte er ein wenig kläglich, »aber ich fürchte ernsthaft, daß meine Frau mir davongelaufen ist.«
    »Was sagst du da!« rief sie verblüfft und starrte ihn an, »davongelaufen? Wie kommst du darauf?«
    »Nun«, murmelte er verlegen, »wie man darauf kommt, wenn man aufwacht und das Bett neben sich leer findet.«
    »Das ist doch Unsinn, Lorenzo! Ich glaube wahrhaftig, bei dir ist eine kleine Schraube locker. Deine Frau dir davongelaufen… Oibò! Daß ich nicht lache! Wenn du es nicht weißt, will ich es dir sagen: deine Elisabeth ist so in dich verliebt, daß man sie fast warnen müßte, es dir nicht so deutlich zu zeigen.« Sie griff nach seiner Jacke und zupfte an einem Knopf: »Das sage ich als alte erfahrene Frau. Euch Männer muß man kurzhalten. Man muß verschlossen wie eine Muschel sein, und nicht anhänglich wie eine Klette. — Nun ja, aber das müßte ich deiner Elisabeth erzählen und nie t dir. Du bildest dir höchstens darauf noch etwas ein. — Aber sag, warum sollte sie dich verlassen haben?«
    Er ballte das Taschentuch zusammen, das zum Auswringen naß war, und fuhr sich mit der Hand über den Schädel: »Wir hatten gestern abend eine kleine Auseinandersetzung«, sagte er unbehaglich.
    »Hast du sie geprügelt?« fragte sie schlicht; sie schien diese Möglichkeit für die nächstliegende und natürlichste zu halten.
    »Selbstverständlich nicht!« antwortete er empört.
    »Perché non?« fragte sie achselzuckend, »warum nicht? So etwas passiert doch. Aber es ist natürlich kein Grund, um auszurücken. Wenn es danach gegangen wäre, dann hätte ich schon meinem seligen Matteo nach dem dritten Tag davonlaufen müssen. Er war ein Narr, wenn er seinen Eifersuchtsrappel bekam. — Was hat es also zwischen euch beiden gegeben?«
    »Hm, eigentlich nichts...«
    »Du wirst mir nicht einreden wollen, daß sie wegen nichts ausgerückt ist!«
    »Ihr Weiber seid in eurer Hartnäckigkeit eine wie die andere!« knurrte er sie an, »ich will dir sagen, was war: Ich habe Elisabeth von den früheren Tagen und von Gina erzählt. Das war es!«
    »Diamine!« rief Anna und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, »was bist du doch für ein dummer Mensch, Lorenzo! Du bist Rechtsanwalt und willst ein gebildeter Mann sein und kennst nicht einmal das Sprichwort, daß man einer Frau nie ein Messer in die Hand geben soll, wenn eine andere daherkommt, von der sie nur vermutet, daß ihr Liebster sie einmal gern gehabt haben könnte. — Denn so etwas zu hören brennt mehr als ein Schlag mit der

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