Liebe auf südlichen Straßen
Töchter schenken, Signor Bonaventura. Mein armer Dicker hat sich viel Mühe gegeben, aber es war alles umsonst. Und da steht man nun als alte Frau allein auf der Welt und ist gezwungen, seinen Besitz fremden Menschen zu übergeben.«
Eine halbe Stunde später hatte Lorenz es geschafft und fuhr mit Elisabeth in der Richtung auf Bogliaco davon. Vor dem Strandbad brachte er den Wagen zum Halten. Drüben an der Mauer stand das Dreibein mit den Limonen, die Lorenzo so raffiniert aufzuspritzen und zu polieren verstand, daß man sie für taufrische Früchte halten konnte. Der kleine Bursche erhob sich aus dem Schatten und kam über die Straße gelaufen, als er Lorenz und Elisabeth erkannte.
»Corpo di bacco, das nenne ich ein Automobil!« rief er hingerissen und konnte den Blick nicht vom Armaturenbrett lösen, »was schafft die Kiste? Hundertfünfzig, schätze ich, wie? Oder sogar noch mehr?«
»Komm und steig ein«, sagte Lorenz und rückte ein wenig zur Seite, »du hast noch zehn Cassatas gut, und ich bin gespannt, ob du nur Sprüche gemacht hast oder ob du das Dutzend wirklich schaffst. Wir fahren nach Gardone.«
»Einen Moment, Zio Lorenzo, ich muß nur noch meinen Laden dichtmachen!« Er rannte über die Straße, klappte das Gestell zusammen und trug es auf der Schulter ins Bagno publico, wo es der Bademeister in Verwahrung nahm. Als er zurückkam, hatte er ein paar Blumen in der Hand. Weiß der Himmel, wo er sie in der Eile ausgerupft hatte.
»Für deine Frau, Zio Lorenzo«, sagte er und drückte die Blumen Elisabeth in die Hand, bevor er in den Wagen kletterte und zwischen den beiden Platz nahm. »Sag ihr, daß es mir leid tut, ihr die faulen Limonen angedreht zu haben, aber gestern wußte ich ja noch nicht, daß sie meine Tante ist.«
Lorenz verdolmetschte seine Rede, und Elisabeth legte den Arm um Lorenzos Schultern: »Sag ihm, daß wir jetzt jedes Jahr nach Gargnano kommen werden, aber nur, wenn er weder uns noch anderen Leuten faule Limonen andrehen wird. Aber das wird er als Cafetier ja auch gar nicht mehr nötig haben, nicht wahr?«
Annemarie
Weber
Die
jungen Götter
Ullstein Buch 3241
ein Ullstein Buch
Die »jungen Götter« sind junge Männer zwischen Zwanzig und Dreißig, vorwiegend Typen, die sich den Konventionen entziehen, um ein möglichst freies, genußreiches Leben zu verwirklichen. Die Autorin hat ihr delikates Thema fest im Griff. Ungeniert stellt sie das Komische mancher Situation dar. Ohne falsche Emotionen und Sehnsüchte läßt sie die heutige Boheme und moderne Generationsprobleme gegenwärtig werden
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Caroline Muhr
Freundinnen
Ullstein Buch 3249
Das eindrucksvolle Porträt zweier Frauen, ehemals Jugendfreundinnen, die vergeblich nach Selbstverwirklichung streben.
Edda, unverheiratet gebliebene Oberstudienrätin, fühlt sich als Alleinstehende nicht anerkannt, und auch Ruth, wohlhabend, verheiratet, vier Kinder, hat ihr Leben nicht glücklich in den Griff bekommen. Beide geben der Männerwelt die Schuld und suchen den Ausweg in ihrer neu entstehenden Freundschaft.
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