Liebe auf südlichen Straßen
pünktliche Zahlung der Ablösungssumme innerhalb von drei Monaten zu bürgen.
»Sind Sie mit dieser Regelung einverstanden?«
»Das kommt mir aber alles sehr überraschend...«, antwortete sie unsicher.
Lorenz ergriff Elisabeths Hand und sah Signora Donatello mit einem tiefen, Verständnis heischenden Blick in die Augen: »Wir sind auf der Hochzeitsreise, Signora Donatello, und so reizend Gargnano auch ist, so bleibt doch der Traum meiner jungen Frau Venedig. Und man möchte solch einer entzückenden Frau die Wünsche doch wenigstens am Anfang der Ehe erfüllen. Sie möchte so rasch wie möglich dorthin. Der Canale Grande, die Seufzerbrücke, der Dogenpalast, der Markusplatz, die Gondeln und die Lieder der Gondolieri haben es ihr angetan. Sie träumt Tag und Nacht davon. Wollen Sie diesen Traum nicht endlich Wirklichkeit werden lassen?«
»Deh Venetia!« sagte sie schmelzend, »auch ich habe meine Hochzeitsreise nach Venedig gemacht, allerdings mehr deshalb, weil mein seliger Mann Venezianer war und weil seine Brüder ihm noch Geld schuldeten. Sie rücken nichts heraus, diese Venezianer, wenn man ihnen nicht persönlich auf die Pelle rückt. Die Stadt hat einen romantischen Zauber, daran gibt es gar keinen Zweifel, obwohl die Gondolieri allesamt große Gauner sind. Nur heirateten wir im August, und die Kanäle stanken erbärmlich. Das hat mir den Aufenthalt ein wenig verleidet. Und mein Gatte war auch nicht ganz zufrieden, weil seine Brüder ihn um die Hälfte dessen betrogen, was sie ihm schuldig waren. Und noch schlimmer war es, daß er, der immer ein großer Liebhaber einer scharfen zuppa alla marina war, eine Muschel erwischte, die nicht mehr frisch war. Darunter litt natürlich die Hochzeitsnacht sehr. Und die Verwandten meines Mannes, abergläubisch wie alle Venezianer, prophezeiten der Ehe, die unter so üblen Vorzeichen begann, nichts Gutes. — Nun, es war eine Ehe, wie alle Ehen werden, wenn die Asche der Gewohnheit die Glut der Leidenschaft bedeckt. Nicht so gut, wie man es sich als Mädchen erträumte und wünschte, aber auch nicht so schlecht, wie man es insgeheim befürchtete...« Sie drehte ihre kleine fette Hand nach oben und nach unten und schien im besten Zuge zu sein, aus dem reichen Born ihrer Lebenserfahrungen noch einige Kellen herauszuschöpfen.
»Wir sind uns also einig, Signora Donatello!« sagte Lorenz liebenswürdig und fügte hinzu, wenn sie nichts dagegen habe, so erlaube er sich den Vorschlag, sie auf die Bank von Gargnano zu begleiten, wo er die vereinbarte Pachtsumme sogleich hinterlegen werde. Über alles weitere können Sie dann mit Anna Cosini später verhandeln. Und er sprach auch seine Hoffnung aus, daß es der Gesundheit von Signora Donatello sehr zugänglich sein werde, wenn sie sich von den Anstrengungen ihres aufreibenden Berufes erholen könne.
»Es ist die Leber, die mir zu schaffen macht«, seufzte sie und drückte die Fingerspitzen sanft, als könne schon die leiseste Berührung einen grausamen Schmerz verursachen, in die Gegend des rechten Rippenbogens, »sind Sie Arzt, Signor Bonaventura?«
»Nein, leider nur Doktor der Rechte«, antwortete Lorenz bedauernd, »aber so viel weiß man auch als Jurist, daß mit der Leber nicht zu spaßen ist!«
Er wandte sich rasch zu Elisabeth, um ihr zu sagen, daß er glaube, es geschafft zu haben, und warf einen Blick auf seine Uhr: »Die Bank hat ihre Schalter inzwischen wieder geöffnet, Signora Donatello. Es ist nur ein kleiner Gang um die Ecke. Darf ich Ihnen für den Weg meinen Arm anbieten?«
»Sie sind ein Kavalier, Signor Bonaventura!« sagte sie und legte ihre Fingerspitzen graziös in seine Armbeuge. Elisabeth erhob sich gleichfalls, begleitete die beiden und verabschiedete sich von Signora Donatello am Eingang der Schalterhalle, um zum Wagen zu gehen und ihn in den Schatten zu fahren. Die alte Dame hielt ihr eine längere Rede, von der sie leider kein Wort verstand. Sie sah Lorenz fragend an.
»Signora Donatello empfiehlt dir, streng darauf zu achten, daß ich in Venedig keine Muschelsuppe esse. Sie hat damit schlechte Erfahrungen auf ihrer eigenen Hochzeitsreise gemacht...«
»Si, si, Signora!« rief Elisabeth eifrig, »nix zuppa alla marina! Grazie! — Sag ihr, ich werde Tag und Nacht dahinter sein, daß du keine Muschelsuppe ißt.«
Sie ging, und Signora Donatello blickte ihr mit einem kleinen Seufzer nach: »Wie jung! Wie schlank! Wie schön! Sie ist zart und dennoch kräftig und wird Ihnen gesunde Söhne und
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