Liebe auf südlichen Straßen
Donatello?«
»Ich will mich für die pünktliche Zahlung der Pachtsumme und der Abfindung für das Inventar als Bürgen anbieten. Jedenfalls war das der Vorschlag, den mir Lorenzo machte.«
»Wie hoch ist der Betrag?«
»Zusammen eine Million Lire. Lorenzo meint allerdings, man könne den Preis noch ein wenig drücken.«
»Wirklich ein tüchtiger Kerl! Ich glaube fast, er würde die Verhandlungen besser führen als du selber.«
»Das ist möglich, denn schließlich kennt er die Verhältnisse und den Partner besser als ich.«
»Dann hole Lorenzo doch her!«
»Nein«, sagte er nach kurzem Überlegen, »das geht nicht. Ich möchte es unter allen Umständen vermeiden, daß Signora Donatello, wenn sie mich und Lorenzo zusammen sieht, womöglich eine romantische Geschichte wittert. Frauen ihrer Art haben eine unheimlich scharfe Witterung für solche Sachen.«
»Da kannst du allerdings recht haben«, meinte Elisabeth und versank für eine kleine Weile in Schweigen.
»Was überlegst du dir, mein Herz?« fragte er schließlich.
»Wieviel Geld haben wir auf die Reise mitgenommen?«
»Oh, eine ganze Menge...«, antwortete er etwas unbestimmt, »wir wollen schließlich sechs Wochen lang unterwegs bleiben.«
»Ich möchte es aber ganz genau wissen.«
Er machte einen flüchtigen Überschlag im Kopf und nannte ihr die Summe, die er in Reiseschecks und in barem Geld bei sich trug. Sie blickte ein wenig überrascht auf.
»Das finde ich aber reichlich...«, murmelte sie.
»Es ist schließlich unsere Hochzeitsreise, und ich möchte nicht, daß du dir einen Wunsch versagen mußt. Du sollst an diese Reise schließlich gern zurückdenken können.«
»Dazu brauche ich keine Luxushotels, mein Liebling«, sagte sie ein wenig anzüglich, »aber jetzt beantworte mir bitte eine Frage: Meinst du, fünfhundert Mark würden langen, um über Camogli nach Verona zu fahren, dort Brathähnchen zu essen und eine Flasche von jenem Wein zu trinken, dessen Namen ich mir nie merken werde?«
»Verdua di Alcetri . . liebes Herz, wir könnten so viel davon trinken, daß wir nie wieder im Leben einen Tropfen davon anrühren würden. Aber was soll deine seltsame Frage?«
»Hör zu, Lorenz, und sag kein Wort dagegen! Wir fahren morgen ab, damit du endlich zu deinen Brathähnchen und zu deinem Gedicht von Wein kommst. Und dann fahren wir noch ein wenig nach Venedig, damit es eine richtige Hochzeitsreise wird, denn Hochzeitsreise ohne Venedig ist doch wie Suppe ohne Salz. Und wir gehen nicht ins Bauer-Grünwald oder ins Danieli, sondern in irgendein kleines billiges Hotel, und dort bleiben wir, solange unser Geld reicht. Ein wenig habe ich nämlich auch noch dabei. So, und jetzt gehen wir beide zu Signora Donatello hinüber, trinken dort unsern Espresso und verhandeln mit ihr. Das heißt natürlich, du verhandelst mit ihr. Du bist schließlich Rechtsanwalt und mußt wissen, wie du am besten mit ihr fertig wirst. Sag ihr, daß du für die Pachtsumme und für die Abfindung, die sie verlangt, aufkommst und daß du auch für pünktliche Zahlungen in der Zukunft bürgst. Und jetzt ruf den Cameriere und mach hier die Rechnung fertig!«
»Du hast eine Art, mit mir umzuspringen...!« sagte er und sah sie an, als sähe er sie zum erstenmal in seinem Leben richtig, »aber du bist eine prachtvolle Frau, Elisabeth! Die beste Frau, die es gibt!«
»Übertreib nicht und mach mich nicht eitel, Lorenz. Ich bin nicht die beste Frau, und ich werde es auch wahrscheinlich nie werden. Aber ich möchte von jetzt an für dich die einzige sein.«
Er hob die Hand...
»Nicht schwören!« sagte sie und drückte sie herab.
»Verzeih!« sagte er mit einem kleinen Grinsen, »ich wollte nur den Kellner herbeiwinken...«
Er klopfte, während Elisabeth in ein Gelächter ausbrach, ans Glas und beglich seine Rechnung. Es war ein kleiner Fehler darin, das Tagesdatum war zur Endsumme geschlagen worden, aber Lorenz beanstandete den Fehler nicht. Dafür ließ er sich das Geld auf den Centesimo genau herausgeben und überreichte dem Kellner die Rechnung, nachdem er das Datum mit dem Daumennagel deutlich angekerbt hatte.
In den Straßen und auf der Piazza erwachte langsam das Leben. Die Geschäfte wurden wieder geöffnet, die Angler kehrten zu ihren Plätzen am Kai und auf den Landestegen zurück, und die Friseure hängten die blanken Messingbecken an die Galgen. In der Cafeteria Donatello — von der die Fremden wahrscheinlich annahmen, sie trüge ihren Namen zu Ehren des
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