Liebe bringt die höchsten Zinsen
Abwesenheit?"
„Zita sagt: ja!"
„Und was verrieten die Karten?"
Alisa schwieg.
Elena drängelte: „Nun sag schon!"
„Die schwarze 13 – sie lag ganz am Ende."
„Und was heißt das?"
„Es kann Veränderung heißen oder..."
„...oder was?"
„...oder Tod!"
Tereza mischte sich ein: „Jetzt reicht's langsam. Das ist ja die reinste Schwarzbeterei. Erzählt bloß der Braut nichts von dem Quatsch!"
64. Schuld und Vergebung
Wenn Kroaten heiraten, nehmen sie meist im Hause ihrer Eltern Abschied vom Junggesellenleben. Freunde und Verwandte kommen, es wird geprasst, getanzt und getrunken. Und fast immer endet diese Feier für die Beteiligten mit einem heftigen Kater am nächsten Morgen.
Die beiden Paare waren auf der Fahrt nach Sibenik bei den Ademis in Ribarsko Selo eingekehrt - dort, wo Stefanie in der Polizei-Zelle gelandet war. Und wo sie mit Daniel ihre erste Nacht in einem gemeinsamen Schlafzimmer verbracht hatte. „Wenn ich daran denke, krieg ich immer noch Kopfschmerzen", jammerte Stefanie; „lasst uns dort ausschließlich zum Kaffee einkehren und anschließend nach Sibenik weiterfahren."
Am Abend trafen sie im Hotel „Crown of the Adria" ein, wo sie in wenigen Tagen ihre Doppelhochzeit feiern wollten.
In einer Suite mit Blick auf das Meer probierten die Schwestern aufgeregt ihre Brautkleider an. Sie scherzten und malten sich aus, wie ihre Männer beim ersten Anblick ihrer Roben reagieren würden.
Es klopfte an die Tür. Eine Rezeptionistin des Hotels brachte einen Gast: „Eine Frau Baumgärtner möchte Sie sprechen."
Die Zwillinge erstarrten. Stefanie hatte das Gefühl, das Blut gefriere ihr in den Adern.
Und dann stand jene Hebamme in der Tür, die die Schwestern einst entbunden hatte und die auf die Kontaktversuche der beiden Frauen nicht oder bewusst falsch geantwortet hatte. Doch die letzten Briefe Stefanies mit einer vorsorglichen Einladung zur Hochzeit in Sibenik hatten ihr Herz erweicht.
Stefanies Gedanken rasten: Würde die alte Dame die Rätsel der Vergangenheit lösen? Die Rätsel um ihre und Kathis Geburt?
„Kommen Sie näher, bitte treten Sie ein." Kathi war aufgesprungen und begrüßte die Österreicherin mit Herzlichkeit. Sie geleitete den überraschenden Gast zur Couch und bot einen Kaffee an. Die Hebamme bat lediglich um ein Glas Leitungswasser.
„Wir hatten gar nicht mehr mit Ihrem Kommen gerechnet. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh wir sind", gestand Stefanie.
„Ich habe lange gezögert, weil man die Vergangenheit ruhen lassen soll. Aber Ihre netten Briefe haben mir gezeigt, wie sehr Sie die Ereignisse von damals bewegen."
„Ich hatte diesen Augenblick herbeigesehnt, seitdem ich von meiner Adoption erfahren habe; seitdem ich wusste, dass ich kein leibliches Kind meiner Eltern war."
„...und noch intensiver, als wir erfuhren, dass wir Schwestern sind", fügte Kathi hinzu.
Frau Baumgärtner wartete einen Augenblick – so, als müsste sie sich zurückversetzen in die Zeit vor 34 Jahren. „Ich war Hebamme in Filserberg. Eines Tages kam eine schwangere Frau zu mir. Sie war im neunten Monat und rechnete jeden Tag mit der Geburt. Ich muss dazusagen, dass ich mit Ihrem Eintreffen gerechnet hatte, weil der Kindesvater mich ein paar Wochen zuvor besucht hatte. Ich wusste damals nicht, dass es sich um einen Bankier handelte. Er hatte mich gefragt, ob ich seiner schwangeren Freundin helfen könnte. Er wollte für alles aufkommen. Er bat mich jedoch um absolute Diskretion.
Er hatte allerdings angedeutet, dass sein Vater, der von dem Liebesverhältnis gewusst hatte, ihm mit Entzug des Erbes drohte, wenn er sich nicht von seiner Freundin lösen und alles in Ordnung bringen würde."
Stefanie und Kathi hatten diesen Augenblick herbeigesehnt. Jetzt, als sie entführt wurden in die Vorgänge vor 34 Jahren, lauschten sie mit Herzklopfen dem Bericht über ihre Herkunft und Geburt.
„Die Schwangere hieß Sabine Schumann, eine sehr freundliche aber zurückhaltende, ja ängstliche junge Frau. Es kam der 14. August und Frau Schumann gebar Zwillinge, nur eine Stunde auseinander."
Frau Baumgärtner hatte ihr Glas abgestellt. Das Zimmer war schallgeschützt; kein Laut drang herein. Die Zwillinge wagten keine Unterbrechung. „Ich will mich wirklich nicht ent schuldigen, aber Sie müssen bedenken, wie
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