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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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Kindesaussetzung jahrelang vergeblich gefahndet hatte.

    Klar, es war Sabine Schumann.

       Aber wo kam ich her? Wo bin ich geboren? Wie passt das alles mit Kathi zusammen?
       Das Standesamt von Filserberg hat nur eine Geburt registriert, die von Katharina. Von mir keine Spur, keine Erwähnung...

       Stefanies Vater konnten sie nicht mehr befragen. Und Kathis Mutter war ebenfalls tot.

    Den fehlenden Stein im Puzzle ihres Lebens hatten die beiden Schwestern noch nicht gefunden.

61. Ein Grab unter dem Kirschbaum

       Der letzte Suchbrief an eine der Baumgärtner-Adressen wurde einen Tag später beantwortet: Eine anonyme Schreiberin teilte in krakeliger Handschrift mit: „Die gesuchte Hebamme ist vor ein paar Jahren verstorben. Sie hat auch keine Verwandten. Weitere Korrespondenz ist deshalb nicht möglich und auch nicht erwünscht."
       Stefanie stutzte: „Die Handschrift erinnert mich an die Schrift auf der Rückseite des Fotos mit den beiden Babys. Die Schrift war damals runder und ausgeglichener. Aber manche Buchstaben ähneln sich auffallend, auch dann, wenn die Handschrift mittlerweile auf eine ältere Person hindeutet."
       Sie blickte noch einmal prüfend auf den Brief.
       „Falls es sich um dieselbe Schreiberin handelt, will sie offenbar keinen Kontakt und meldet sich quasi tot", sagte sie zu Kathi. „Ich werde ihr dennoch immer wieder schreiben und ihr sagen, dass sie nichts zu befürchten hat - solange, bis sie reagiert."
       Doch trotz dieses Vorsatzes schrumpfte ihre Hoffnung von Tag zu Tag, eine Antwort zu erhalten.

    ***

       An einem Abend im Juli: Die Luft war mild, ein leichter Wind wehte von den Alpen, der Himmel über Talstadt war sternenklar.
       „Wo wollen wir unsere Mutter beerdigen", fragte Stefanie, „auf dem Friedhof von Talstadt?"
       „Ich finde, sie gehört hierher, hierher zu uns", erwiderte Kathi. „Und in die Nähe ihres damaligen Geliebten. Denn egal, ob es richtig oder falsch war, was vor 34 Jahren passiert ist: Sabine und Maximilian haben sich ganz bestimmt geliebt."
       „Ich bin einverstanden", antwortete Stefanie; „aber kriegen wir damit keine Probleme?"
       „Wer sollte uns Probleme bereiten? Keine Behörde in Deutschland weiß, dass die Asche bei mir ist."
       „Bist du sicher?"
       „Klar! Den deutschen Behörden wurde von den Holländern mitgeteilt, dass Sabine Schumann in den Niederlanden eingeäschert wurde und auch beerdigt werden sollte. Doch dann haben die Amsterdamer sie mir gegen eine Quittung ausgehändigt – zwar mit der Auflage, sie in Deutschland zu bestatten. Aber nachgeprüft hat das keiner. Seitdem ist Mutti bei mir. Und unsere Behörden wissen gar nichts davon."
       "Wir sollten es hinter uns bringen."
       Kathi nickte zustimmend.

       Die beiden eilten ins Haus. Kathi holte die chinesische Teedose, die als Urne diente und die sie mit ihrem Koffer im Gästezimmer der Villa im ersten Stock aufbewahrt hatte. Stefanie beschaffte einen Spaten. Suchend liefen sie das parkähnliche Grundstück ab: „Welcher Platz ist am besten geeignet?", fragte Stefanie.
       „Ich würde sie am liebsten im Schatten eines Baumes beerdigen", wünschte Kathi.
       Nachdenklich suchten sie die Wiesenfläche mit den Obstbäumen ab. Nach ein paar Minuten blieb Stefanie stehen: „Hier, unter diesem japanischen Kirschbaum..."
       „Einverstanden! Das würde ihr gefallen...!"
       Stefanie griff nach dem Spaten und steckte einen Rahmen im Rasen ab: „Das müsste für die Urne reichen."
       Mit ihrer ganzen Kraft mühte sie sich, ein Loch aus dem Rasen auszuheben. Das ausgegrabene Erdreich türmte sie zu einem kleinen Hügel.
       Außer Atem reichte sie nach wenigen Minuten den Spaten an Kathi weiter. Abwechselnd gruben die vermeintlichen Zwillinge das Grab für ihre Mutter.

       „Mutti hat lange genug gewartet", stellte Kathi fest. Sie griff nach der chinesischen Teedose, hielt sie über die metertiefe Grube und nahm Maß. „Es reicht! Sie passt längs oder quer hinein."

    Stefanie fasste mit an. Gemeinsam versenkten sie die Teedose mit der eingeäscherten Mutter in dem Erdloch. Schweigend verharrten die Zwillinge anschließend im Gebet. „Egal, was du getan hast und aus welchem Grund: Du sollst deine letzte Ruhe finden", wünschte Stefanie mit leiser Stimme.
       „Du warst mir eine gute Mutter", fügte Kathi hinzu. „Ich wäre so gerne noch länger mit dir zusammengeblieben. Ich habe so

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