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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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Rottmayers Fehleinschätzung der Finanzkrise. „Das ist in erster Linie ein Problem der Griechen, die klamme Zeit geht vorüber", waren beide überzeugt. „Und für die Übergangszeit hilft uns die Geldspritze von Bertone. Unsere Verpflichtungen bei ihm haben Zeit und in ein paar Monaten haben wir eh kein Zahlungsproblem mehr."

    Doch die Euro-Krise entwickelte sich zu einem Hurrikan, der von Griechenland ausgehend besonders heftig über die südeuropäischen Staaten tobte. Seine zerstörerische Kraft streifte schon bald die Weltwirtschaft. Seine Auswirkungen waren auch auf den heimischen Märkten zu spüren und seine Gewalt drohte, immer mehr Geldhäuser hinwegzufegen – auch die kleinen. Lange Zeit hatten die kleinen Privatbankiers zuschauen können, wie die weltweit tätigen Großbanken erschüttert wurden, weil sie zu viele, bislang als „sicher" eingestufte Staatsanleihen anderer europäischer Länder besaßen – Papiere, deren Wert nun dahin schmolz.
       Das Geschäftsmodell der kleinen Banken dagegen schien sie zu schützen, wie Waldenberg gerne erläutert hatte: „Wir sammeln das Geld unserer örtlichen Kunden ein und investieren es wieder in der Region, indem wir Handwerkern oder mittelständischen Unternehmern Geld für den Ausbau ihrer Firmenaktivitäten leihen."
       Lange schien dieses Vorgehen zu funktionieren. Doch während die Großbanken mit Staatshilfe schon wieder erste Profite machten, ging den Regionalbanken wie der Waldenberg'schen das Geld aus: Denn zahlreiche Firmen in der Region, die vom Export lebten, verkauften weniger Maschinen in andere Länder und verdienten weniger Geld. Selbst Handwerker und Kleinunternehmer kämpften häufig erfolglos um Aufträge und um die Bezahlung ihrer Rechnungen. So konnten sie geliehenes Geld, das sie für den Bau neuer Fertigungshallen oder für die Anschaffung von Maschinen oder Kleintransportern erhalten hatten, nicht mehr an die Kreditinstitute zurückzahlen.
       Und während die Großbanken überall in Europa zu Niedrigstzinsen Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen konnten, wurden die kleinen Geldhäuser abgewiesen. Sie hatten im Regelfall zu wenig Sicherheiten zu bieten.
       So fehlte insbesondere den Privatbanken Geld, um die eigenen Verpflichtungen zu erfüllen, also das Geld zurückzuzahlen, das sie sich selbst für ihre Kunden auf den Geldmärkten beschafft hatten.
       Die Zahlungsausfälle unterbrachen den Geldkreislauf der Banken. Sie kämpften gegen Überschuldung und den damit verbundenen Absturz in die Pleite.
       Wenn es gut für sie lief, verloren sie ihre Unabhängigkeit an geschickte Aufkäufer, die am Wegesrand schon auf ihre nächste Eroberung warteten, um sie preiswert einzusacken.
       Rottmayer war klar: Stefanie Waldenberg hatte keine Chance, um an die Verpflichtungen gegenüber Bertone überhaupt nur zu denken – Verpflichtungen, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Schon mehrfach hatte der junge Bankmanager deshalb in den letzten Wochen seinen Freund Silvio angesprochen und gebeten, die Frist für die Tilgung zu verlängern. Bertone wollte sich einen Ausweg überlegen. In seinem letzten Telefonat mit Rottmayer stellte der Mailänder dann seine Bedingung: „Die Erbin müsste doppelte Zinsen zahlen – und zwar unverzüglich..."
       „Und woher soll sie das Geld nehmen...?"
       „Die Bank hat doch Reserven."
       „Die sind ohnehin geschrumpft. Und den Rest können wir unmöglich anfassen, erst recht nicht für die Geldanlagen der Familie Waldenberg. Uns droht sowieso schon Überschuldung." Bertone wiegelte ab: „Ist doch draußen nicht bekannt."
       „Denkst du, die staatliche Bankenaufsicht kommt nicht dahinter? Wenn sie das feststellt, macht sie uns den Laden dicht."
       „Hat sie jemals eine Bank geschlossen? Das sind doch – wie sagt Ihr in Deutschland? Das sind doch ‚Schlafmützen'."
       „Außerdem müsste die Erbin zustimmen."
       „Du bist doch zeichnungsberechtigt, das kannst du ganz alleine."
       „Und wenn ich mich weigere?"
       „Dann gibt es keinen Aufschub. Vergiss nicht: Du bist in meiner Schuld."
       Rottmayer war sprachlos.
       Bertone hatte das letzte derartige Gespräch mit einem unmissverständlichen Hinweis beendet: „Jetzt muss Geld fließen oder die Sicherheiten kommen auf den Tisch: die Anteile an der Waldenberg-Bank, die mir für diesen Fall zustehen. Also bis Mittwoch. Die Frist läuft Mittwoch ab..."
       Rottmayer wurde

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