Liebe bringt die höchsten Zinsen
Alpenkulisse stand.
Erregt deutete Kathi auf eine der beiden Frauen: „Das ist Mami und in ihrem Arm - das könnte ich sein!"
Stefanie fragte aufgeregt: „Und das andere Baby?"
„Das könntest du sein."
„Meinst du wirklich?"
Kathi blickte überrascht Stefanie an: „Fällt dir nicht auch auf, dass du Mama ähnlich siehst?"
Stefanie bemerkte auf den ersten Blick, dass sie der jüngeren Frau auf dem Foto ähnlicher sah als ihrer verstorbenen Mutter aus Talstadt. Kathi bestätigte diesen Eindruck: „Sie sieht dir ziemlich ähnlich.
„Und wer ist die andere Frau?"
„...den Klamotten nach 'ne Hebamme."
Kathi drehte das Foto um. „Hier, schau dir das an."
Auf der Rückseite stand, in altdeutscher Schrift, eine Widmung: „Ich konnte nur bei der Geburt Ihrer Zwillinge helfen. Möge der Allmächtige den weiteren Lebensweg der beiden Mädchen für immer begleiten und beschützen."
Kathi fiel auf, dass der Brief im österreichischen Filserberg, ihrem Geburtsort, abgestempelt worden war.
Stefanie fand als erste ihre Sprache wieder: „Wir müssen die Hebamme finden."
Trocken erwiderte Kathi: „Was ja ein Kinderspiel ist: 34 Jahre später..."
Das Foto aus Österreich war der erste Hinweis im Lebensrätsel der Schwestern, die sich äußerlich so ähnlich sahen, jedoch in Sprache, Auftreten und Kleidung auf Grund ihrer unterschiedlichen Entwicklung und Erziehung nicht gegensätzlicher hätten sein können: die eine fröhlich, frech, ein wenig respektlos und leger gekleidet, die andere nachdenklich, zurückhaltend und erkennbar mit einer Vorliebe für graue Kostüme.
Stefanie suchte nach einer Erklärung: „Warum hat Mutter mich bloß weggegeben"?
Und Kathi stellte nachdenklich die Frage: „Dann war dein Vater wohl auch meiner? Wenn ja: Warum hat er mich nicht auch adoptiert? Wollte er mich nicht? Andererseits: Dein Vater hatte doch nur von einer Tochter gesprochen?"
Nach kurzer Pause fügte sie atemlos hinzu: „Wenn nicht vier Wochen dazwischen lägen, müssten wir eigentlich Zwillinge sein. Aber bei einem Altersunterschied von einem Monat... Und wieso bist du dann in Talstadt geboren und ich in Filserberg in Österreich?"
Die zermürbenden Fragen der beiden Frauen blieben unbeantwortet. Und auch, welches Geheimnis sich noch hinter ihrer Geburt verbarg.
Für die Besucherin drehte sich der enge Raum des Wohnwagens immer schneller; sie musste sich am Tisch festhalten. „Falls wir wirklich Zwillinge sind, so wie es auf der Rückseite des Fotos steht, warum wurden wir dann getrennt?"
Warum war die eine bei den Waldenbergs gelandet, die andere als Surflehrerin und Platzwart in einem Nudistencamp? Fragen über Fragen.
Stefanie war kreidebleich geworden. Eine bedrückende Vorahnung hatte sie übermannt. Noch ohne Konturen, nur schemenhaft und bedrohlich.
Beide Schwestern blickten sich fest an. Ihre Hände fanden zueinander, dann fielen sie sich in die Arme.
In ihren Augen spiegelte sich der Entschluss, gemeinsam die Spuren ihrer Vergangenheit zu suchen.
13. So rettet Silvio ganz Europa!
Rottmayer hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Er wollte und musste der Erbin reinen Wein einschenken, sie über die fatale Situation ihrer Bank informieren. Doch vorher wollte er bei seinem Mailänder Freund ausloten, wie weit er der Bank entgegenkommen würde.
Der alte Waldenberg hatte laut Vertrag mit Bertone den zinsgünstigen Überbrückungskredit von 26 Millionen innerhalb von sechs Monaten tilgen sollen. In der Zwischenzeit würden ja die Subventionen der Europäischen Union überwiesen sein. Doch bis jetzt war kein Geld aus Brüssel bei den Partnern eingegangen, die sich zu einer Beteiligung an dem Resort an der Adria verpflichtet hatten.
Eine prekäre Situation für Stefanie, denn im schlimmsten Fall könnte sie ihr Erbe verlieren. Und er, Rottmayer, hatte dies alles zu verantworten. Ihm wurde hundeelend bei dieser Vorstellung; er versuchte, nicht länger daran zu denken.
Die Vertragslage war eindeutig: Für den Fall, dass Waldenberg nicht vereinbarungsgemäß zahlen könnte, hatte Bertone weitere Anteile an der Bank als Sicherheit verlangt. Der Bankier aus Talstadt hatte zugestimmt; denn zum Besitzwechsel, so war er überzeugt, würde es ohnehin nie kommen... Er hatte aber auch keine andere Wahl gehabt.
Hinzu kam seine und
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