Liebe bringt die höchsten Zinsen
grinsend: „Chinesische Wachstumstreiber... die wären vielleicht auch gut für deinen kleinen Freund geeignet!"
Dann tippte sie sich mit den Fingern an den Kopf und schickte den beiden Schwestern einen Blick hinterher, der von Mitleid geprägt war. Er bekräftige, was sie leise und mit Kopfschütteln vor sich hin murmelte: „Ganz schön plemplem, diese Ökos..."
Der Flug war angenehm, doch je näher die Maschine dem Münchner Flughafen kam, desto stärker wuchs die Unruhe, die beide erfasst hatte.
„Sieh, rechts! Die Alpen!" Kathi war begeistert.
Es herrschte Föhn in Bayern. Der warme Fallwind der Alpen gab den Blick frei auf das Panorama der Berge, die sich blau über einer tief liegenden Wolkenschicht erhoben.
Stefanie, die am Fenster saß, zog ihre Schwester am Ärmel.
„Und irgendwo da unten liegt Talstadt."
„Und irgendwo da hinten liegt Filserberg..."
***
Wieder zurück in der Villa Waldenberg rief Stefanie als Erstes das Jugendamt an und erkundigte sich erneut nach Fritz Stallhuber, dem ehemaligen Behördenchef. Der Beamte war jedoch, wie sich jetzt herausstellte, seit Jahrzehnten pensioniert., lebte irgendwo auf Mallorca. Ein Termin mit dem jetzigen Leiter des örtlichen Jugendamtes könne erst in vier Wochen stattfinden, sagte ihr die Sekretärin: „Die Unterlagen über Adoptionen werden 40 Jahre lang aufgehoben. Aber nach 30 Jahren kommen sie meistens in den Keller, in unser Archiv. Dort werden sie gestapelt. Wenn wir sie brauchen, müssen wir sie erst suchen."
„Aber es muss doch irgendwo vermerkt sein, wo welche Dokumente abgeblieben sind?"
„Das stimmt schon. Aber wo sich der Vorgang genau befindet, müssen wir erst noch klären."
„Und wann?"
„Das kann schnell gehen; es kann aber auch einen Monat dauern. Wir melden uns bei Ihnen."
15. Ein böser Verdacht
Sie hatte kaum aufgelegt, als es an der Haustür läutete: Frau Zupfert, die treue Direktionssekretärin, bat erregt um Einlass. Noch wollten die beiden Frauen nicht preisgeben, dass sie wohl Geschwister waren. Kathi versteckte sich im Flur in der Ecke hinter einem Schrank, während Stefanie Frau Zupfert ins Wohnzimmer führte.
Noch bevor sich die Frau auf der weiten Ledercouch niedergesetzt hatte, platzte sie mit einer Nachricht heraus, die Stefanie erschütterte:
„Irgendetwas läuft falsch", berichtete sie, „der Herr Rottmayer überweist 100 000-Euro-Beträge an Herrn Bertone – für das Kurhaus an der Adria, aber das kann nicht richtig sein. Die Überweisungen erfolgen stets, nachdem der Herr Bertone angerufen hat. Und sie landen nicht auf den Konten, die in den Verträgen angegeben sind."
Frau Zupfert schien bedrückt. „das alles stimmt nicht mit den Controlling-Blättern überein."
„Wie kommen Sie darauf?"
Frau Zupfert antwortete verlegen: „Ich habe die E-Mails von Herrn Rottmayer aufgerufen, als er weg war; die E-Mails, die er aus Mailand erhalten hat. Einige waren ganz merkwürdig. Da hat das Istituto Credito Forderungen erhoben, mit denen niemand bei uns gerechnet hat. Und diese Schreiben sind auch nur auf dem Notebook von Herrn Rottmayer angekommen. Ohne Kopien an andere Abteilungen, wie es sonst üblich ist."
Stefanie reagierte erschrocken: „Treibt Rottmayer etwa ein Doppelspiel?"
Frau Zupfert gestand: „Ich bin kein Händler oder Trader, wie es jetzt so modernistisch heißt. Ich verstehe nicht allzu viel von Geldanlagen und weiß auch nicht, ob das alles vielleicht doch richtig ist. Aber es macht mich misstrauisch."
„Das klingt wirklich höchst undurchsichtig", gab ihr Stefanie recht, dabei schienen ihre Gedanken weit, weit weg zu schweifen. Tatsächlich bewegten sie die Geldüberweisungen weniger als die Furcht davor, dass der Mann eine mysteriöse Rolle spielte, dem sie vertraut hatte. Mehr noch: Dem sie Unterschrift und Gefühle geschenkt hatte.
Stefanie fragte sich: Kann das alles wirklich wahr sein, was Frau Zupfert ihr berichtet? Oder hat sie sich nicht doch geirrt?
Vielleicht war das alles nur ein großes Missverständnis – vielleicht sogar eine bösartige Unterstellung?
So schlecht konnte Silvio nicht sein; schließlich hatte er ja auch mir vertraut und seine ganz persönlichen Eheprobleme gestanden - sein Innerstes nach außen gekehrt. Welcher Mann macht das schon?
Doch langsam keimten Zweifel auf: Hoffentlich habe ich nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher