Liebe bringt die höchsten Zinsen
auf Reisen war - sogar hier, hier in unserem Haus. Aber jetzt bin ich fertig mit ihm. Ich will nur noch, dass er bekommt, was er verdient hat.
Sie trank einen Schluck Wasser, bevor sie ruhig und entschlossen weitersprach: „Mein Mann ist bis Ende nächster Woche in Zagreb. Da kann ich in Ruhe packen. Gleich kommt mein Möbelwagen; das Tor steht schon offen. Ich kann und will mit diesem Mann nicht mehr zusammenleben."
Die Signora erhob sich und streckte Stefanie ihre Hand zum Abschied entgegen. Doch plötzlich zog sie sie wieder zurück: „Warten Sie!"
Sie wandte sich ihrem Schreibtisch zu, kritzelte etwas auf einen gelben Zettel und faltete ihn zweimal. Dann steckte sie das geheimnisvolle Blatt der überraschten Stefanie zu: „Verlieren Sie es nicht", beschwor sie ihren Gast, „Sie werden meine Zeilen eines Tages noch benötigen. Vielleicht schon morgen. Vielleicht in Zagreb."
Dann zog sie ihre Besucherin - einem plötzlichen Impuls folgend - an sich, drückte sie und wandte sich weinend ab.
Betrogene Frauen halten zusammen. Dennoch verließ Stefanie aufgewühlt und mit einem Gefühl der Einsamkeit die Villa des Treulosen.
22. Schnellkurs aus dem Videoshop
Gut gelaunt und gekleidet in das schwarze Dirndl trat Kathi aus dem Haus, um als „Stefanie" Vorbereitungen für den Empfang zu treffen. Als sie das Garagentor öffnete, fiel ihr Blick auf drei BMW-Fahrzeuge, darunter einen wertvollen Oldtimer, einen wunderschönen BMW 501 in Bordeaux-Rot.
Kathi stieg ein und strahlte: ein tolles Gefühl, eine fast 60 Jahre alte Limousine zu steuern. Die ließ sich starten, doch Kathi hatte Schwierigkeiten mit der Schaltung. Nur hoppelnd und stotternd fuhr der Oldtimer an.
Der Weg in die Stadt war ihr geläufig, die Strecke zur Bank wollte sie unterwegs erfragen. Eine moderne Navigationshilfe fehlte; sie hätte auch nicht zu dem klassisch-edlen Interieur gepasst. Vergebens schaute sie nach einer Tankstelle, um sich mit Erläuterungen zur Schaltung und Hinweisen zur Strecke helfen zu lassen.
Nach ein paar Kilometern sah sie einen jungen Mann von hinten: Vielleicht kann der mir helfen? So, wie der angezogen ist, kann er nicht ganz dumm sein. Zumindest den kürzesten Weg zur Bank wird er wohl kennen. Das wird mir helfen, wenn ich da morgen hin muss...
Sie hielt an und streckte sich zur Beifahrertür, um die Scheibe herunter zu kurbeln: „Entschuldigen Sie..."
Der Mann drehte sich herum. In seinen Augen lag grenzenloses Erstaunen. Und auch Kathi war verblüfft. Sie konnte sich ein erschrockenes „Oh nein!" nicht verkneifen.
Vor ihr stand Rottmayer, ihr hartnäckiger Besucher, der junge Bankier. Hoffentlich will er jetzt nicht das Programm für morgen mit mir durchsprechen, hoffte sie.
„Frau Waldenberg! Sie hier zu treffen!"
Kathi fasste sich als Erste, sie hüstelte künstlich: „Gut, dass ich Sie treffe. Der Wagen hat ein Problem: Er ruckelt so merkwürdig. Das dürfte eigentlich nicht sein."
„Bestimmt nicht. Soll ich Sie mit meinem Wagen mitnehmen?"
Kathi beugte sich immer noch – fast waagerecht – über den Beifahrersitz zum rechten Vorderfenster. Dabei bot das Dekolleté ihres Dirndls einen tiefen und bewundernswerten Einblick. Kein Wunder, dass Rottmayer seine Augen nicht abwenden konnte. Überrascht nahm er die weiblichen Rundungen der Frau im Oldtimer wahr. Was mag sich sonst noch alles unter ihrem Dirndl verbergen?
„Danke für Ihr Angebot. Nicht nötig. Einen schönen Tag noch." Kathi kurbelte wieder das Fenster hoch und fuhr rumpelnd davon: Das ist noch einmal gut gegangen...
Ihr Weg führte sie zum Video-Verleih in einer Seitenstraße des Marktplatzes. Erstaunt verfolgten die Verkäuferinnen, wie Kathi die Regale sichtete. Eine von ihnen hatte „Stefanie" erkannt und ihre Entdeckung den anderen offenbart. „Was die hier wohl sucht, so kurz nach dem Tod ihres Vaters?"
„Komisch", wunderte sich eine andere: „Die ist doch sonst so zugeknöpft. Und heute kommt sie plötzlich freizügig daher. So geht man in der Trauerzeit eigentlich auch nicht auf die Straße. Es sei denn, man hat ein ganz spezielles Programm geplant..."
„Vielleicht will sie sich ablenken? Ist doch 'ne Frau im besten Alter."
Eine ging auf Stefanie zu: „Kann ich Ihnen behilflich sein, Frau Waldenberg?"
„Ich suche etwas ganz Besonderes..."
„Da zeig ich Ihnen unsere
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