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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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wäre nichts geschehen... Rottmayers Vermutungen überschlugen sich. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
       Als er die Bank verließ, wurde er auf der Straße von einem guten Kunden gegrüßt. Der Bankmanager bemerkte es nicht einmal. Der Kunde sah ihn erstaunt an, als sich Rottmayer niedergeschlagen an ihm vorbeidrängte.
       „Deine neue Chefin ist tot." Der Satz hämmerte ununterbrochen auf sein Gehirn ein. Dem jungen Bankdirektor wurde bewusst, dass der Italiener unbeirrt und unberechenbar seine Ziele verfolgte. Er spürte, dass er sich auf ein Spiel eingelassen hatte, das er nicht mehr beherrschte.

    Schlimmer noch: Er war zum Spielball geworden.

38. Das Fest der Fischer

       Stefanie wäre am liebsten sofort nach dem Frühstück aufgebrochen. Nachdem sie Klarheit über den Menschen Silvio Bertone erlangt hatte, wollte sie auch Klarheit über das Bauvorhaben gewinnen. Der Gedanke, dass am Mittwoch eigentlich insgesamt 46 Millionen Euro auf Bertones Konto fließen sollten, belastete sie von Minute zu Minute immer stärker. Verwirrt wurde ihr klar: Ich werde noch wahnsinnig, wenn ich nicht bald weiß, wie es mit der Bank weitergeht.
       Beunruhigt dachte sie daran, dass ihr Vater und letztendlich auch sie die Geschäfte mit Bertone eingegangen waren – im festen Glauben, dass er ein Ehrenmann und seriöser Partner sei.
       Sie erinnerte sich an die Gespräche mit ihrem Vater: Er hatte nie damit gerechnet, dass die Waldenberg-Bank zahlungsunfähig werden könnte. Niemand hatte sich das vorstellen können, nicht einmal in den schlimmsten Albträumen. Wie sollte man auch? In der geordneten Welt der Voralpen fuhren die kleinen und mittleren Unternehmen so verlässlich von Jahr zu Jahr höhere Gewinne ein wie die Landwirte ihre Ernte. Alles schien berechenbar und ohne jedes Aufsehen zu erreichen.
       In dieser Region der Traditionen bestimmten positive Wirtschaftsmeldungen die Schlagzeilen. Bis der Kampf um den Euro die Schlagzeilen beherrschte und den gewohnt optimistischen Ausblick der erfolgsverwöhnten Unternehmer aus der Region verdüsterte.
       „Lass uns schnell starten", bat Stefanie am Sonntagmorgen. „Die Zeit läuft und es steht zu viel auf dem Spiel. Wir dürfen nicht zu spät kommen."
       „Heute aufzubrechen, wäre sinnlos", entgegnete Daniel. „Wir können eh niemanden erreichen. Aber gleich am Montagmorgen fahren wir los. Ich kenne eine Abkürzung, das schaffen wir ohne Problem."
       „Das sagst du..."
       „Sieh selbst!"
       Er öffnete das Fenster und herein schallten lautstark volkstümliche Weisen, als wollte eine die andere übertönen. „Alle Straßen sind gesperrt oder von den Trachtenwagen blockiert. Hier kommt keiner durch. Und außerdem hat in Hier kommt keiner durch. Und außerdem hat in dieser Gegend vor Montagmittag ohnehin keine Behörde auf."
       „Also, dann bleibt ihr noch zum Fischerfest", jubelte Tereza. „Heute Nachmittag zieht der Festumzug durch den Ort. Außerdem hat sich eure Verlobung längst herumgesprochen. Jetzt wollen alle Stefanie sehen... und dann tanzen wir alle zusammen den Kolo."
       „Den was?"
       „Den Kolo – einen ganz besonderen Tanz, einen Reigen. Wart ab. Der reißt dich mit und bringt dich auf andere Gedanken."
       Aus dem Hintergrund trat Ivan – abmarschbereit in seiner frisch gebügelten Uniform - heran. Er beugte sich zu Daniel und Stefanie und raunte ihnen zu: „Außerdem ist der Hausarrest noch nicht aufgehoben. Morgen früh meldet sich der Richter."
       Stefanies Stimmung sackte so schnell auf den Nullpunkt, wie ein weißer Kiesel in der Adria versinkt. Aber noch war sie überzeugt, dass sich das Missverständnis um den Toten in ihrem gestohlenen Auto rasch aufklären würde.
       Resigniert zuckte sie die Achseln: Bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Aber morgen bin ich hoffentlich frei! Sie stieg die Treppe empor zum Schlafzimmer.

    ***

       Es klopfte an der Zimmertür. Davor stand Alisa. „Mama lässt fragen, ob die Haare zur Tracht passen sollen. Dann würde ich sie dir schnell noch richten."
       Stefanie trug ein weißes langes Trachtenkleid aus Leinen, reich besetzt mit roter Blumenstickerei, darüber eine weite Schürze und eine schwarze, ebenfalls bestickte Weste. Dazu einen Gürtel in rot und schwarz. Sie sah entzückend darin aus.
       „Gerne. Komm rein."
       „Passt denn das Kleid? Es ist von mir. Ich finde, du hast eine tolle Figur und es steht dir

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