Liebe bringt die höchsten Zinsen
nicht zum Reden zumute.
Nach einer Weile stand er auf, um sich nebenan zu duschen. Stefanie konnte sich an nichts erinnern: Hat er die Situation schamlos ausgenutzt und mich...? Ich darf gar nicht daran denken.
Als er zurückkam, hatte Stefanie ihre Unterwäsche angezogen. „Von heute Nacht kein Wort, ist das klar?", verlangte sie.
„Kein Wort davon. Ist ja auch nichts passiert."
„War ich dir nicht gut genug?"
Er ging zu ihr, beugte sich zu ihr herab und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Quatsch, es war einer der schönsten Augenblicke in meinem Leben. Und außerdem warst du ja ein wenig angeschwipst."
„Waaas? Untersteh dich, noch einmal zu behaupten, ich sei betrunken gewesen."
„Nie", lachte Daniel; „das würde der Nacht den Zauber nehmen."
Dann verließ er sie, um am Frühstückstisch auf sie zu warten.
Stefanie war wütend: Jetzt weiß ich immer noch nicht, was passiert ist. Komisch, dass ich so einen Appetit verspüre. Obwohl ich doch völlig verkatert bin. Ob er heute Nacht doch...?
Sie lauschte zur Tür und, als kein nahender Schritt zu hören war, schlug sie die Bettdecke zurück. Mal schauen, ob das Laken etwas verrät? Keine Spur! Dann war wohl nichts. Ich hätte es ja auch merken und wach werden müssen.
Der Hunger war allmählich stärker als der Kopfschmerz. Da tauchte Tereza auf – mit einem riesigen Tablett: Vermutlich hat sie mein Magenknurren gehört... Was für ein Frühstück: So stelle ich mir das Paradies vor. Wenn jetzt auch noch die Kopfschmerzen nachlassen würden!
Tereza stellte alles auf den Nachttisch: Eier und Obst, Schinken und Käse, Kuchen und frisch gebrühten Kaffee, dessen wunderbar würziger Duft belebend den Raum durchzog.
„Danke Tereza, ich esse jetzt aber nur ein halbes Brötchen, dann komme ich runter und trinke mit euch noch einen Kaffee."
Im Wohnzimmer vertilgte Daniel gerade seine dritte Wurstsemmel mit Salami, als die Hausfrau wieder auftauchte: „Ich habe ganz vergessen, es deiner Braut zu sagen: Ich hab' ihr das gereinigte Kostüm vor die Tür gelegt."
„Dann wird sie es auch von alleine finden."
„Ja, aber dieser Zettel - der gehört noch dazu. Den fand ich in einer Jackentasche. Vielleicht solltest du ihn ihr geben, bevor sie ihn vermisst."
Der Journalist faltete ihn auseinander. Mario drängte sich neugierig an Daniel und schielte auf das gelbe Blatt.
„Was steht darauf?"
„Weiß ich noch nicht. Und es interessiert mich auch nicht. Und dich geht es auch nichts an."
Mario: „Schon gut. Ich bringe ihn ihr hoch."
Als er aus der Tür war, blickte er prüfend um sich. Niemand war zu sehen, der ihn hätte beobachten können. Mario faltete den Zettel auseinander, holte Stift und Papier von der Flurkommode und schrieb ab, was auf dem Blatt notiert war.
Er faltete es wieder so zusammen, wie Signora Bertone es getan hatte, stieg die Treppe empor und steckte es in Stefanies Kostümjacke. Nur ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür und Stefanie kam zum Frühstückstisch.
37. „Die Erbin ist tot!"
Rottmayer fuhr sofort in sein Büro, um die Unterlagen auf ein Schlupfloch hin zu überprüfen. Ihm war klar: Wenn Bertone auf Vertragserfüllung beharrte, war die Bank am Ende – und der Italiener brauchte nur noch die Hand danach auszustrecken.
Das Telefonat mit seinem „Freund" Silvio hatte ihm endgültig die Augen geöffnet. Dabei hatte Bertone ihm die wichtigste Nachricht noch gar nicht übermittelt...
***
Rottmayer hatte sein Büro gerade betreten, als der Italiener sich am Telefon meldete: „Festhalten, compagno. Ich habe soeben erfahren: Deine neue Chefin ist tot."
Lapidar fügte er hinzu: „Verkehrsunfall."
Rottmayer war erschüttert: „Das kann doch nicht wahr sein. Woher weißt du das? Wie ist es passiert?"
„Mehr ist mir auch noch nicht bekannt. Ich weiß nur, dass es in Kroatien auf der Adria-Küstenstraße passiert ist. Irgendwo bei Ribarsko Selo. Ihr Auto ist über die Leitplanke..."
Rottmayer konnte es nicht glauben.
Ihm fielen „Stefanies" Worte ein, als er sie nach dem Empfang in der Bank nach Hause gebracht hatte. Sie hatte seine Einladung zum Essen abgelehnt, da sie am Wochenende schon etwas vorgehabt hatte.
Ihm dämmerte: Sie hat mich so schnell abgefertigt, weil sie am nächsten Morgen zu ihrem Schwarm
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