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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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richtig gut. Sieht spitze aus."
       „Wenn die Frisur genauso gut ausfällt, wird's bestimmt ein richtig schönes Fest." Nach einer Stunde blickte Stefanie in den Spiegel und bewunderte den kunstvoll geflochtenen Zopf: „Das steht mir nicht schlecht. Diese Frisur sollte ich mir merken. Danke Alisa!"
       Dennoch war sie schlecht gelaunt, als sie Daniel und die Familienschar zum Fischerfest begleitete. Ihr „Verlobter" stellte bewundernd fest: „Du siehst so schön aus, wie die schönsten Blumen auf all unseren 1000 Inseln zusammen."
       Und erwartungsvoll, ein wenig verträumt, fügte er hinzu: „Wenn wir nicht schon verlobt wären, müsste ich dich jetzt darum bitten."
       Stefanie blickte ihn strafend an und kommentierte kurz und bündig: „Ich kann es dir ersparen: Ich würde dankend ablehnen!"

    ***

       Die Feste in Dalmatien sind berühmt für ihre folkloristische Mischung aus volkstümlicher Musik und rhythmischen Gruppen-Tänzen, die von Tamburizza-Orchestern in den farbenprächtigen Volkstrachten der jeweiligen Region begleitet werden.
       Je näher die Großfamilie Ademi und „die Verlobte aus Deutschland" dem Dorfzentrum kamen, desto lauter schallte ihnen Musik entgegen: Mal waren es kleine Orchester, die mit den Gitarre- und Mandoline-ähnlichen Saiteninstrumenten aufspielten; mal hatten sich größere Gruppen mit sechs und mehr Musikern gebildet, die auch Blockflöte und Akkordeon, Bass, Violine oder Mundharmonika einsetzten.
       Staunend blieb Stefanie vor einem der Musiker stehen, der mit besonders kunstvoll zitternder Hand und mit Hilfe eines Plektrons aus Kuhknochen über die Saiten seines Zupfinstruments strich. Wie in Trance riss er mit dem Plättchen die Saiten an, ließ es wandern und verlieh seiner Musik mit dieser Vibration einen ungewöhnlichen Charakter.
       Eines hatten die Musikgruppen, ob klein oder groß, gemeinsam: lockere, fröhliche und mitreißende Melodien. Jede war musikalischer Ausdruck großer und kleiner Probleme der Dorfbewohner oder beschrieb besondere Ereignisse.
       Am Platz vor der Kirche stimmte einer der Musiker gerade ein Lied der Fischer an. Daniel übersetzte den Text: „Es ist ein besonders fröhliches Lied: Es beschreibt zu Beginn eine Panne beim Einholen der Netze. Der Fischer war wohl angetrunken und das Netz rutschte ihm aus den Händen, so dass alle Fische entkommen konnten. Dann geht es weiter mit der Geschichte eines alten Fischers von der Adria-Küste bei Senj und seinem immerwährenden Streit mit den Steuerbehörden."
       Beifall brandete auf, als im letzten Vers beschrieben wurde, wie der Greis die Bürokraten austrickste. Lachend stimmten die Umstehenden ein, wiederholten die letzte Strophe und ließen ihre Gläser klingen. Dann folgten weitere FolkloreLieder, die Zuschauer sangen begeistert mit.
       Als einer der Tamburizza-Musiker Stefanie und die Ademis erblickte, beendete er abrupt sein Lied und begann eine neue, ausgesprochen gefühlvolle musikalische Erzählung. Schon nach weniger als zwei Minuten blickten die Umstehenden lachend auf Daniel und seine Begleiterin.
       „Was gibt es da zu lachen?" fragte Stefanie Daniel.
       „Er hat von unserer Verlobung erfahren und besingt, wie der Mann um die Hand seiner Auserkorenen kämpft und wie sie ihn immer wieder zappeln lässt. Bis er sie schließlich doch noch rumkriegt."
       „Das könnte dir so passen!"
       Die Musikanten beschleunigten den Rhythmus ihres Stücks. Die ersten der Umstehenden fassten sich an den Händen, bildeten einen Halbkreis und folgten im Gleichschritt der Musik: drei Schritte vor, eine halbe Drehung, zwei Schritte zurück. Immer mehr Zuschauer reihten sich ein. Sie hielten sich jetzt an den Schultern und schlossen den Kreis. Mit gleicher Schrittfolge wogen sie sich zu der Melodie über Liebende - und über den nie endenden Kampf zwischen Mann und Frau um die Vorherrschaft in der Ehe.
       Bevor sich Stefanie versah, hatte Daniels Onkel sie gepackt und in den Kreis der Tanzenden eingefügt. Auch Daniel wurde – von seiner Tante – in die wogende Kette eingereiht.
       Die Tanzenden fügten sich dem mitreißenden Reigen. Sie wippten mit gleichen Schritten zur Musik und ließen ihre Hüften den Takt aufnehmen. Der Kreis bewegte sich immer schneller. Das rhythmische Klatschen der Tänzer schallte immer lauter über den Marktplatz. Nach vier Stücken musste Stefanie aufgeben. Atemlos nahm sie an einem Biertisch Platz. Daniel sah

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