Liebe bringt die höchsten Zinsen
landeten.
Der Schläger war schwer und lag gut in ihrer Hand. Eine bessere Waffe hätte sie nicht finden können.
Sie lief barfuß, ihre Schritte waren auf dem Parkett nicht zu hören. Am Eingang zur Bibliothek machte sie kurz Halt und überblickte die Situation: Am Schreibtisch des alten Waldenberg hockte ein dunkel gekleideter Mann mit einer Baseballmütze auf dem Kopf. Er war tief in die Akten versunken, die auf dem Fußboden verteilt waren.
Die Schreibtischlampe warf einen engen Lichtkegel auf die Papiere, die er schnell überflog, umblätterte und zur Seite legte. Kathi konnte im Gegenlicht die Umrisse des Eindringlings sehen.
Den schaff' ich auch ohne Tennisschläger, dachte sie; dann kann er mir wenigstens noch verraten, was er hier zu suchen hat. Mal sehen, was von meinen Karate-Künsten noch hängengeblieben ist. Sie legte den Schläger behutsam auf dem Boden ab.
Der Unbekannte stand auf und ließ sich auf die Knie nieder. Er begann die Papiere zu sortieren, die er um sich verstreut hatte.
Eine günstigere Gelegenheit findest du nie, sagte sich Kathi. Lautlos und entschlossen trat sie mit wenigen langen Schritten hinter den Mann am Boden. Ihr Schlag würde ihn nicht töten, aber kampfunfähig machen.
Sie streckte ihre Finger der rechten Hand aus und spannte sie eng beieinander. Dann holte mit dem rechten Arm blitzschnell aus. Der Schlag war kurz und ohne Kraftanstrengung. Sie hatte ihn gut platziert. Er traf die Halsschlagader und unterbrach für einen Sekundenbruchteil die Blutzufuhr. Das Gehirn bekam keinen Sauerstoff; der Mann brach bewusstlos zusammen.
Er fiel schräg nach vorn und streckte die Arme im Liegen weit von sich. Seine Baseballmütze rollte auf das Parkett.
Sie drehte ihn um. Es war – Rottmayer!
Kathi erschrak: Verdammt! Hoffentlich habe ich nicht zu fest zugeschlagen!
Sie rannte zur Küche und tränkte ein Handtuch mit eiskaltem Wasser. Vorsichtig bettete sie Rottmayer auf den Rücken und legte das nasse Handtuch auf seine Stirn. Unter seinen Kopf schob sie ein Stuhlkissen. Er kam langsam zu sich, drehte den Kopf nach beiden Seiten und versuchte, sich aufzurichten. Seine Hände griffen ins Leere.
Blinzelnd starrte er auf Kathi, rieb sich die Augen und stieß stammelnd hervor: „Wo bin ich? Sie leben? Sagen Sie etwas. Sagen Sie, dass Sie leben."
„Sind Sie bescheuert? Warum sollte ich nicht leben? Hab ich doch zu heftig zugeschlagen?"
Kopfschüttelnd blickte sie auf den Mann am Boden. Thomas Rottmayer richtete sich auf, war immer noch fassungslos. Hilflos bat er: „Um Himmelswillen. Kneifen Sie mich, damit ich weiß, dass ich nicht träume..."
„Das können Sie haben."
Verwundert kam sie seinem Wunsch nach, kniff ihn in den Unterarm. „Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie Sonntagnacht in diesem Haus zu suchen haben."
„Sie sind nicht tot, Frau Waldenberg? Nicht in Kroatien verunglückt?"
„Beruhigen Sie sich. Wäre ich tot, lägen Sie mir wohl kaum zu Füßen."
„Aber der Unfall! Ich dachte Sie seien an einer Küstenstraße mit ihrem Auto – abgestürzt."
„Wie kommen Sie auf so'n Quatsch?"
„Silvio, ich meine Silvio Bertone hat es mir heute erzählt."
„Was hat er?"
Sie schüttelte Rottmayer, der immer noch wie ein Häufchen Elend auf dem Fußboden hockte. „Wer ist auf der Küstenstraße tödlich verunglückt?"
„Sie, Frau Waldenberg – aber jetzt sehe ich, dass es nicht stimmt. Ich bin so froh, dass Sie noch leben."
„Was sagen Sie? Soll das heißen, dass meine Schwester tot ist?"
„Ich verstehe nicht: Wieso Ihre Schwester?"
Kathi schrie ihn an. „Was Sie verstehen oder nicht, interessiert kein Sandkorn in Grömitz; ich will von Ihnen alles über diesen Unfall wissen, alles!"
Ihre Stimme überschlug sich; sie schrie Rottmayer fassungslos an. Der Mann wiederholte die dürftigen Informationen, die er von Bertone erhalten hatte: Dass Stefanies Wagen auf einer Küstenstraße Kroatiens nahe Ribarsko Selo über die Leitplanke gerast und in die Tiefe gestürzt war. Verwirrt beobachtete er, wie die Frau vor ihm immer mehr verzweifelte.
„Wir müssen sofort die Polizei in Kroatien anrufen!"
Sie stürzte zum Telefon auf dem Schreibtisch, riss den Hörer von der Gabel und wählte die Auslandsauskunft: „Ich brauch' dringend die Telefonnummer der Polizei in Kroatien - die an der
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