Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
jetzt wollte sie nur, dass alle so glücklich waren, wie sie es war. »Dann hast du ja freie Bahn für Owen«, sagte sie und stieß sie grinsend in die Seite.
Jack wurde rot und strich den Rock ihres eierschalenfarbenen Etuikleids von Calvin Klein glatt. »Und du hättest nichts dagegen, wenn wir … also wenn es zwischen ihm und mir klappen würde?« Ein besorgter Ausdruck huschte über ihr hübsches Gesicht.
»Abgesehen davon, dass es mir gar nicht zusteht, etwas dagegenzuhaben: Nein. Wenn du ihn wirklich magst, dann geh zu ihm und sag’s ihm!«, antwortete Avery und leerte ihr Champagnerglas.
Erstaunlich, was Liebe alles bewirken kann.
»Danke«, sagte Jack, und der Blick ihrer großen grünen Augen war ernsthaft und ehrlich. »Und du solltest dich jetzt lieber wieder um deinen Traumtypen kümmern«, fügte sie mit gespielter Strenge hinzu.
»Ich weiß! Ich hätte es dir erzählen sollen, aber …«
»Erspar mir die Einzelheiten!«, rief Jack und hob abwehrend ihre manikürte Hand. »Und jetzt ab mit dir!«
Nachdem Avery gegangen war, blieb Jack noch einen Moment lang in der Schaukel sitzen, betrachtete die anderen Feiernden, die aßen und tranken und lachten und die laue Abendbrise genossen. Es war eine geradezu magische Nacht, und sie war einfach nur glücklich, dabei sein zu dürfen. Obwohl … etwas fehlte. Sie hätte gern mit Owen gesprochen, ihm vielleicht sogar gestanden, was sie für ihn empfand, falls er das nicht sowieso schon wusste. Der Gedanke daran verursachte ihr ein flaues Gefühl. Es war seltsam und beunruhigend und irgendwie kompliziert. Und kompliziert war etwas, das sie eigentlich gar nicht mochte.
Und damit meint sie alles, was komplizierter ist, als ihre schwarze American Express zu zücken.
Sie stand auf. Sie würde noch ein Glas Champagner trinken und darüber nachdenken, was genau sie ihm sagen wollte.
An der Bar standen zwei unglaublich aufgedonnerte Tussis und prosteten sich gerade gackernd zu. Die eine war platinblond, superdünn und hatte ein rotes Minikleid aus Latex an, die andere hatte braune Haare und trug eindeutig zu viel Goldschmuck. Jack betrachtete sie stirnrunzelnd und fragte sich, wo sie die beiden schon mal gesehen hatte. Dann fiel es ihr wieder ein: Es waren die Mädchen, mit denen Owen und Rhys am Tag ihrer Ankunft am Pool geschäkert hatten. Sie war sogar eifersüchtig auf sie gewesen. Worüber sie sich jetzt allerdings nur noch wundern konnte.
Von der anderen Seite des Pools pirschte Hugh sich an die beiden heran.
Von seinem untrüglichen Schlampen-Radar geleitet?
»Wunderschönen guten Abend, die Damen«, säuselte er, während er sich über seinen Vollbart strich und die beiden mit lüsternen Blicken verschlang. »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Ihr seht zum Anbeißen aus.«
»Wo er recht hat, hat er recht!«, röhrte die Blonde und rammte ihrer Freundin den Ellbogen in die Seite.
Da haben sich ja die drei Richtigen gefunden, dachte Jack und verdrehte die Augen, als sie plötzlich spürte, wie jemand hinter sie trat.
»Ich hab eine Idee«, hörte sie Owens Stimme dicht an ihrem Ohr. Ihr Herz fing wie wild an zu klopfen, als sie sich umdrehte und in seine strahlend blauen Augen sah.
Owen deutete mit dem Kopf auf Hugh und die beiden Mädchen. »Was meinst du? Die drei sehen aus, als könnten sie eine Abkühlung vertragen«, sagte er, ein schelmisches Grinsen im Gesicht. »Ich kümmere mich um Hugh – und du um die Mädels?«
Jack zögerte. Eines der Mädchen stand nur wenige Zentimeter vom Poolrand entfernt schwankend auf ihren mörderisch hohen Glitzerpumps. Es war fast schon zu einfach. Und eigentlich hatte sie keine Ahnung, worum es hier überhaupt ging, aber Spaß war bei ihr schon immer vor gutem Benehmen gekommen. Vor allem wenn sie diesen Spaß mit Owen haben konnte.
Welches Mädchen würde da schon Nein sagen?
»Ich bin dabei!«, raunte Jack, und wie auf ein geheimes Zeichen hin gab sie dem blonden Mädchen einen Schubs und Owen rempelte Hugh in den Pool. Schreiend und mit wild rudernden Armen klatschten sie ins Wasser. Das braunhaarige Mädchen zuckte daraufhin die Achseln und sprang ihnen kurzerhand hinterher.
»Alle Mann in den Pool!«, rief sie und hob triumphierend ihr Glas in die Höhe. Dann leerte sie es, stellte es auf den Beckenrand und beteiligte sich kreischend an der Wasserschlacht zwischen ihrer Freundin und Hugh.
»Das war ganz schön gemein von uns«, sagte Jack, obwohl ihr schon lange nichts mehr so viel Spaß
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