Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
Weg zu folgen.
Anstatt sich gegenseitig auf der Reise zu unterstützen, stehen sie sich nur müde und erstarrt im Weg.
Eine alte Weisheit sagt: »Willst du deine Ketten loswerden, dann liebe sie.« Ehrlich gesagt habe ich Jahre gebraucht, um die wirkliche Bedeutung dieses Satzes zu begreifen und auf meine Ehe zu übertragen. Vielleicht helfen meine Ausführungen ja, dass es Ihnen schneller gelingt. Ich plädiere hier weder für Scheidung noch für Zusammenbleiben um jeden Preis. Meine Leidenschaft gilt der Lebendigkeit, der Authentizität und der Wahrheit. Dieses Buch soll Sie dazu bewegen, sich selbst wieder zu entdecken und zurückzuerobern. Es soll Sie ermutigen, Ihre eigenen Lebenslügen zu entlarven, um hinter ihnen Ihre wahre Liebenswürdigkeit und Lebendigkeit zu entdecken. Dieses Buch will Ihnen zeigen, dass Sie auf diesem Weg auch die Liebenswürdigkeit und Lebendigkeil der Menschen um Sie herum entdecken; dass dieser Weg zu Ihnen selbst der direkte Weg ist, die Kraft, die Liebe und die Leidenschaft in Ihrer Beziehung wieder ins Leben zu bringen.
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Die neue Beziehung - »Ich hatte Sehnsucht nach Leben! «
Rudolf Scharping sagte, als er nach über drei Jahrzehnten Ehe seine neue Liebe zu Kristina Gräfin Pilati in der Öffentlichkeit gestand: »Ich hatte lange Zeit Politik mit Leben verwechselt.«
Nachdem Scharping, wie so viele Männer, jahrzehntelang eine scharfe Grenze zwischen seinem Gefühlsund seinem Arbeitsleben, zwischen sich selbst und seiner öffentlichen Person gezogen hatte, schien er frisch verhebt eine wahre Metamorphose zu durchlaufen.
In den Median immer wieder als farblos und ohne Charisma skizziert, in seiner Partei wegen seiner professoralen Art spöttisch als »Gottvater« bezeichnet, ließ sich der bis dahin ungelenk steife Politiker auf einmal den Bart abnehmen und zeigte sich mit neuer Brille und lässigen Anzügen heftig turtelnd und herzlich strahlend an der Seite seiner neuen Frau. »Ich hatte eine solche Sehnsucht nach Leben und den Wunsch, Nichtgelebtes nachzuholen«, bekannte er und nahm in Kauf, für derartige Offenbarungen bespöttelt und kritisiert zu werden.
Viele Scheidungen rühren daher, dass Menschen ihre eigene erstarrte Rolle nicht mehr ertragen können. Vor allem für Männer wird das Korsett, das sie für das Leben gehalten und sich selbst im Laufe ihrer Karriere gezimmert haben, mit fortschreitendem Alter plötzlich zu eng. Es scheint, als trennten sie sich von ihren Frauen, um aus der eigenen Geschichte aussteigen zu können. Auch Rudolf Scharping wirkte, als hätte er das gewohnte Familienleben so rigoros verlassen müssen, um endlich der Eigentliche, einmal der Echte - er
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selbst - zu sein. Gräfin Pilati war nun sein zweiter Versuch, sich durch eine neue Beziehung zu finden. Für sie war es sogar der dritte.
Wenn eine solche Selbstfindung allerdings keine organische Entwicklung ist, sondern überraschend von außen in Gang gesetzt wird; wenn sie ausschließlich der Begegnung mit einem anderen Menschen zugeschrieben wird, reichen ihre Auswirkungen häufig radikal und explosiv in alle möglichen Lebensbereiche hinein. Ein Wandlungsprozess,
der
vielleicht
Jahre
voller
bewusster
Entscheidungen, kleinschrittiger persönlicher Entwicklung und mutiger Aufklärungsarbeit bedurft hätte, wirbelt jetzt wie ein Orkan durch Scharpings vorher wohl strukturiertes Leben und bietet einen wahren Gaumenschmaus für die begierige Presse. Die Handlungen und Entscheidungen, die von den Gefühlswallungen frischer Verliebtheit ausgelöst werden, wirken häufig überzogen abrupt und überfordern die Außenwelt. Vor allem von einer öffentlichen Person, die bereits lange daran gewöhnt ist, mitunter stereotyp und rollenhaft funktionieren zu müssen.
So konnte auch Rudolf Scharping seinen öffentlichen Beobachtern nicht erklären, dass ein Mensch, der in Krisensituationen Armeen befehligt und für Hundertschaften die Verantwortung trägt, so leicht von den Wellen des jungen Glücks hinweggefegt werden kann. Sein Ministeramt fiel dem Medienspektakel um seine neue Liebe und seinem Bedürfnis, diese öffentlich zu dokumentieren, zum Opfer - aus der Sicht dieses Buches erneut eine Möglichkeit für persönliches Wachstum. Für Scharping erneut eine Möglichkeit, sich ganz
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zur eigenen Wahrheit zu bekennen und cer alten machtvollen, aber nicht mit Leben gefüllten Rolle zu entwachsen. Die Authentizität, die einem Menschen aus einer derart gemeisterten Krise
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