Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
geistig oder emotional nach Befriedigung, Erfüllung und Linderung gesucht, aber nichts dergleichen, sondern immer nur mehr Sucht gefunden. Im Entzug konnten sie dann alle Facetten des Abgrundes studieren, mussten sie in all ihre Schichten von Lähmung, Schwäche, Gier und Lieblosigkeit eintauchen. In der Überwindung konnten sie schließlich ihre wahre Kraft, manchmal auch ihren innersten göttlichen Kern entdecken und zurück ins Leben holen. Da, wo vorher die Sucht in ihnen alles besetzt und immer gieriger zerfressen hatte, verströmen sie plötzlich ungeahnte Lebens-, Herzens und kreative Schöpferkraft.
Dies alles könnten wir auch in unserem gewöhnlichen alltäglichen Leben erleben und in uns entfesseln. Wir könnten es auch mit unserem alten Partner tun, aber dann miissten wir selbst für den Sturm sorgen, der die Wellen hochschlagen lässt, die uns weitertragen. Dann müssten wir größten Mut haben, unsere eigene Wahrheit auszusprechen und zu leben, auch auf die Gefahr hin, unsere Umwelt und unseren Partner zu verletzen. Wir müssten unsere Komfortzone verlassen, die stillschweigenden Arrangements, die faulen Kompromisse, unsere Schonhaltung und die wortlose, leere Freundlichkeit aufgeben. Wir müssten mit all unseren Worten und Taten bereit sein, dafür nicht geliebt und nicht verstanden zu werden.
Wir könnten uns den Raum geben, bei unserem Partner bleiben zu wollen, weil wir jeden Tag bereit wären, ihn zu verlassen.
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Nietzsche bezeichnete die Ehe als einen »Dialog«. Um diesen Dialog in Gang zu halten, müssten sich seiner Überzeugung nach die Partner in jeder langfristigen Beziehung auf eine andauernde »radikale Konversation« einlassen. Sie müssten bereit sein, ihre innersten Gedanken und Gefühle auf die radikalste Weise zu teilen - indem sie gemeinsam ihren Ängsten entgegentreten und ihre Unterschiedlichkeit achten.
Ich behaupte nicht, dass dieser Weg leicht ist. Ich behaupte auch nicht, dass es leichter ist, zusammenzubleiben als sich zu trennen. Aber ich glaube, es ist erfüllender. Ich bekenne mich zu dieser so leidenschaftlichen Hommage an die gute alte Ehe eher aus pragmatischen als aus moralischen Gründen. Mein Leben hat mich einfach zutiefst davon überzeugt, dass es leine größere Aufgabe für einen Menschen gibt, als sich selbst wieder und wieder zu überwinden und dabei tiefer und tiefer zu begegnen.
Um diese Begegnung mit sich selbst wahrhaft zu erleben, bedarf es allerdings der wahrhaften Begegnung mit einem anderen.
Eine Begegnung, die uns mit der Zeit zeigt, dass wir nichts von ihr brauchen.
Was ich damit meine: Immer wenn wir glauben, dass wir etwas brauchen, sagen wir indirekt, dass wir schwach und unvollkommen sind. Jedes Mal, wenn wir entdecken, dass wir etwas nicht mehr brauchen, wachsen unser Selbstwertgefühl unc unsere Liebesfähigkeit, entsteht paradoxerweise Fülle. Das heißt, alles - von der Mutterbrust angefangen -, was wir in Laufe des Lebens loslassen können, macht uns sicherer, wohlhabender und freier. Wachstum heißt, dass wir Stück um Stück unsere Bedürftigkeit loslassen können und nicht, dass wir ständig etwas Neues bekommen.
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Wenn es um Beziehung geht, scheint es immer darum zu gehen, etwas zu finden, das uns fehlt: einen idealen Partner, viel Zuwendung und Liebe. Da, wo wir scheinbar auf der Suche sind nach der besseren Hälfte, suchen wir eigentlich nach Heilung für uns selbst. Bleiben wir in der Ehe und verstehen wir, worum es dort geht, haben wir die größtmögliche Chance des Wachstums und der Heilung. Nicht der genialste Therapeut der Welt kann so schnell so präzise in unser Verdrängungssystem einsteigen wie unser Partner.
Jeden Tag schafft er es, unsere Schattenseiten zu aktivieren. Jedes Mal, wenn wir ihn dafür loswerden wollen, sollten wir uns bewusst machen, dass er uns hilft, die Dämonen in uns zu finden und abzuschütteln.
Wenn wir genug Mut entwickeln, um einen radikalen Perspektivenwechsel in unserer Beziehung zu vollziehen, können wir uns in solchen Situationen eingestehen, dass der Partner nicht die Ursache, sondern der Auslöser unserer Probleme ist. Wenn wir es schaffen, dann bei der Wahrnehmung und Heilung all dieser unangenehmen und ungeliebten Aspekte unserer selbst zu bleiben, tun wir unseren eigentlichen Job. Und indem wir uns so schonungslos und intensiv mit uns beschäftigen, erleben wir mit unserem Partner immer neue Durchbrüche, eine sich vertiefende Liebe und für uns selbst immer neue Freiheiten
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