Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
Vorliebe Menschen öffentlich ins Kreuzverhör nahm, scheiterte er an der Kraft seiner eigenen Verdrängungen: Alles ii ihm schien nach Lebendigkeit, nach Sichgehen-Lassen, nach Befreiung aus Dogmen und öffentlichen Zwängen zu schreien. Aber Friedmann war im Bewusstsein geradezu zwanghaft mit seiner äußeren Rolle und deren Vermarktung in der Öffentlichkeit identifiziert, so dass er dem inneren Druck nur im Verborgenen nachgeben durfte. Die Parallelwelt, in der er seine Leidenschaften auslebte, musste er derweil verdrängen.
Die Kritik, mit der er schließlich von der Öffentlichkeit an den Prange: gestellt wurde, entspricht exakt der Kritik in seinem Inneren, mit der er sehe Lebendigkeit, seine Sehnsucht 116
nach Körperlichkeit und nach Bewusstseinserweiterung kontrolliert und unterdrückt hat. Friedmann hat seine natürlichen Impulse sofort überhöht und zu einem Ideal-Image modelliert: Seinen wenig distanzierten Umgang als TV-Moderator mit seinen Interview-Partnern erklärte er damit, dass »körperliche Nähe zu Wahrhaftigkeit und Intensität« führe. Das tut sie aber nur dann authentisch, wenn sie nicht von unzähligen moralischen Ansprüchen gemaßregelt wird.
Friedmanns Sehnsucht nach unmittelbarem, wahrhaftigem Körperkontakt war offensichtlich groß. Aber seine natürlichen körperlichen Impulse konnten sich nicht einfach frei entfalten. Er scheint ihre unkontrollierte Kraft im Ursprung so stark verurteilt und abgespalten zu haben, dass er dies schließlich nur mit Drogen überwinden konnte. Mit Hilfe deren bewusstseinsöffnender Wirkung konnte seine Körperlichkeit wieder eine Verbindung eingehen - aber immer noch nicht in ihrer natürlichen Präsenz und Wahrhaftigkeit, sondern von Drogen vernebelt und entstellt als ausschweifende Triebhaftigkeit im Geheimen der Unterwelt.
Wer sich wirklich einlässt auf die Sprache der Seele, erkennt am Beispiel von Michel Friedmann, dass nur eine echte Heilung innerer Muster die ersehnte Wende im äußeren Leben herbeiführen kann.
Auf einer unbewussten Ebene besaß Friedmann eine große natürliche Kraft, die gleichzeitig einer tiefen Maßregelung unterlag.
Dementsprechend konnte er seinen bewussten Anforderungen an sich selbst nur durch eine perfekte öffentliche, aber innerlich leere Rolle gerecht werden. Wollte er sich wirklich fühlen, war er nur mit117
hilfe von Bewusstseinsöffnern in der Lage, in die Tiefen seines Eisbergs
hinabzusteigen. Um den
dort
vorherrschenden
Glaubenssätzen wiederum zu entsprechen, durfte Körperlichkeit nur im Geheimen und Verbotenen stattfinden. Starre Rolle oder ausschweifende Triebhaftigkeit - beides lässt einen Menschen nicht wahrhaft empfangen. Im einen Fall fühlt man sich leer, im anderen Fall schuldig.
Der Weg, den Michel Friedmann als Mann, Jude, Jurist und öffentliche Person nach dieser Lebenswende vor sich hat, dürfte nicht leicht sein. Aber wenn er ihn mutig beschreitet und sich all dem stellt, was er wirklich ist, dann könnte er aus dieser Krise mit einer authentischen Kraft und Lebendigkeit hervorgehen, die dort etwas im Herzen dieser Gesellschaft bewegt, wo er bisher nur vorbildlich funktioniert hat. Auch Friedmann wollte das Richtige tun, aber eben aus einer perfektionierten Rolle heraus. Ein Phänomen, das bei vielen Prominenten und Politikern zu beobachten ist. Machtzuwachs und öffentliche Exponiertheit müssen nicht einhergehen mit der gleichen persönlichen Entwicklung, Authentizität - und vor allem Integrität.
»Integrität« ist ein Wort, das im Rahmen der vielen politischen und wirtschaftlichen Affären in unserem Land häufig verwendet wird. Wer auf Dauer ein Leben in echter persönlicher Fülle und wirklicher Präsenz führen will, wer aus sich und seinem Glauben heraus Menschen bewegen will, der wird nicht umhinkommen, Stück um Stück Unbewusstes zu integrieren. Gerade in einer entsprechend bedeutungsvollen gesellschaftlichen Stellung kann ein nicht in die Persönlichkeit zurückgeholter Schatten besonders schwerwiegend in
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seiner Wirkung sein. Gerade hier könnte es sinnvoll sein, bei Auswahlkriterien den Fokus noch mehr von der Sachkompetenz hin zum Menschen zu verlagern.
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