Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
Vom Netzwerk:
nicht selbst auf? Er hat doch einen Schlüssel, dachte ich noch, bevor ich eilig die Tür öffnete und entsetzt aufschrie. Augustin kauerte zusammengekrümmt am Boden, sein Gesicht war blutverschmiert, seine Kleidung verschmutzt.
    „Diese Schweine… haben mich…“, keuchte er schmerzverzerrt, während er sich aufzurappeln versuchte. Völlig aufgelöst war ich ihm dabei behilflich. Ohne dass er seinen Satz zu Ende sprach, ahnte ich, was geschehen war. Das muss mit dem Telefonat zusammenhängen, das er vor knapp zwei Stunden führte. Soviel ich mitbekommen hatte, handelte es sich dabei um die unbezahlte Rechnung eines Kunden. Ein höherer Betrag, der schon seit Wochen überfällig war und eine türkische Hochzeit betraf. Soviel ich mitbekommen hatte, wollte der Kunde die Rechnung nun endlich in bar bezahlen. Augustin schrieb sich die Adresse auf und machte sich kurze Zeit später auf den Weg.
    „…bin mal kurz weg…“, flötete er gutgelaunt, wobei er sich mit einem flüchtigen Kuss von mir verabschiedete. Ich fragte ihn, wohin er noch zu so später Stunde gehen wollte.
    „Geld eintreiben…“, erwiderte er knapp.
    „Pass auf dich auf“, rief ich ihm noch nach, ohne dass ich meinen Worten eine tiefere Bedeutung beimaß.
     
    „Wir sollten einen Arzt holen und dann die Polizei informieren“, schlug ich vor, während Augustin auf dem Sofa lag und ich ihm seine Wunden mit Jod abtupfte. Sein linkes Auge war
    zugeschwollen und seine Unterlippe aufgeplatzt. Die Nase blutete, war aber nicht gebrochen. Dafür hatte er Prellungen am Oberkörper, die ihm das Atmen erschwerten. Die Befürchtung lag nahe, dass eine oder mehrere Rippen gebrochen waren. Auch wenn er sich vehement dagegen wehrte, dass ich einen Arzt rief, tat ich es trotzdem.
    „Das sieht alles schlimmer aus, als es ist … das sind nur Prellungen…“, beruhigte der Arzt, der kurze Zeit später eintraf.
    Er hinterlegte ein Rezept und verschwand dann wieder, ohne zu fragen, woher die Blessuren stammten. Dafür hakte ich umso eindringlicher nach. Ich wollte genau wissen, was geschehen war. Wer ihn so zugerichtet hatte – und warum. Aber ich musste Augustin jedes Wort aus der Nase ziehen. Er war extrem wütend. Eine Schimpftirade reihte sich an die nächste.
    „Diese Schweine… diese elenden Beutelschneider… die mach’ ich fertig…“
    Ich versuchte zu beruhigen, während ich mit einem feuchten Tuch das getrocknete Blut aus seinen Haaren rubbelte.
    „Lass das! Ich bin kein Pflegefall!“, wehrte er meine Bemühungen ab. Ich schrak zurück. Noch nie hatte er mich so barsch behandelt, entsprechend verletzt reagierte ich. Aber statt mich zurückzuziehen, drängte ich mich mit einer hilflosen Zuneigung bei ihm auf.
    „Pfeif doch auf das Geld…“, zischelte ich unbedacht, wobei ich fürsorglich die Kissen unter seinem Kopf zurechtrückte.
    „Pfeifen… ich soll auf mein sauerverdientes Geld pfeifen? Auf Dreitausendfünfhundert Euro einfach pfeifen? Den Schwanz einziehen… vor ein paar orientalischen Zechprellern!?“
    „Dann geh zur Polizei und zeig sie an, dann bekommst du sicher dein Geld.“
    Augustin schüttelte verständnislos den Kopf und segnete mich einem mitleidigen Blick.
    „Wie naiv bist du eigentlich… Geh bitte, ich will jetzt allein sein. Ich muss nachdenken…“ Seine Stimme klang leise und beherrscht, auf beklemmende Weise angsteinflößend.
    „Willst du noch was haben…“, versuchte ich einzulenken.
    „Ja!“, fauchte er mich an. „Meine Ruhe!“
    Ich ging ins Schlafzimmer, legte mich ins Bett und verkroch mich wie eine sterbende Katze unter die Decke und weinte. Das erste Mal in unserer Beziehung.
     
    Ab diesen Tag war nichts mehr so wie es einmal war. Augustin zog sich immer mehr zurück. Ich hatte den Eindruck, dass er sich schämte, sich als Versager fühlte. Das dümmste, was ich tun konnte war: ihn darauf anzusprechen, damit erreichte ich genau das Gegenteil.
    „Das wird schon wieder. Du darfst nicht aufgeben. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden“, waren Floskeln, mit denen ich mich bei ihm unbeliebt machte , ohne es zu merken. Was ich allerdings bemerkte war: Dass ich ihn in letzter Zeit beinahe überlisten musste, um ihn zu umarmen oder zu streicheln.
    Eines Tages knallte er mir 700 Euro auf den Tisch. „Hier, ein kleiner Anteil für meinen Unterhalt“, sagte er knapp.
    „Aber das ist doch nicht notwendig“, protestierte ich beleidigt , während ich auf die Scheine herabblickte, als handle es

Weitere Kostenlose Bücher