Liebe die bleibt
sich um verschimmeltes Brot. Ich wollte das Geld nicht. Es muffelte nach Schuldbewusstsein. „Aber du bist mir doch nichts schuldig! Du doch nicht… Und überhaupt, wo hast du auf einmal das Geld her?“, setzte ich noch eins drauf.
„Ich habe es verdient!“, entgegnete er gereizt. „Traust du mir das nicht zu?“
„Aber natürlich traue ich dir das zu, aber…“
„Nichts aber! Nimm es! Ich habe lang genug auf deine Kosten gelebt! “
Das klingt ja gerade so als… als hättest du das nicht mehr vor… ich meine…“
„Richtig, das habe ich nicht mehr vor!“
„Aber es hat mich doch nie gestört, es lief doch alles gut, so wie es war.“
„Aber mich! Und so wie es war, wird es nicht mehr sein!“
„Wie meinst du das…?“
„ Nächste Woche habe ich ein Vorstellungsgespräch bei einer bekannten Agentur, die suchen einen Projektmanager. Wenn ich den Job bekommen sollte, bin ich verdammt glücklich!“
„Warst du bis jetzt nicht glücklich?“
„Ich war mit dir glücklich, aber nicht mit meiner Erwerbsquelle.“
„ Du w-a-r-s-t mit mir glücklich? Soll das heißen, du bist es nicht mehr?“
„Dreh mir nicht das Wort im Munde rum… du bist hysterisch! “
„ Entschuldige, aber du hast dich seit der Prügelei verändert, ich habe Angst um dich… um uns!“
„ Ja, du hast recht. Die Niederlage sitzt noch immer tief, aber glaub mir, Leila, wenn ich den Job bekomme, dann werde ich wieder der Alte sein… drück mir für morgen ganz fest die Daumen.“
„ Ich drück dir beide Fäuste… du wirst den Job bekommen“, versicherte ich.
„Was macht dich so sicher?“
„Weil ich an dich glaube, du hast die Gabe die Menschen für dich zu gewinnen, sie um den Finger zu wickeln, so wie mich…“, fügte ich schmunzelnd hinzu.
„Deine Worte in Gottes Ohr… Ich hoffe du behältst recht.“ Er nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich, so wie in alten Zeiten.
„ Komm es ist spät, gehen wir schlafen“, sagte er versöhnlich und zog mich ins Schlafzimmer.
Wie hatte ich seine Zärtlichkeiten vermisst, dachte ich, nachdem wir uns geliebt hatten und ich in seinen Armen selig dahindämmerte. Bitte lass ihn diesen Job bekommen, dachte ich, bevor ich einschlief.
Augustin bekam den Job, allerdings erst mal vier Wochen auf Probe. Trotzdem war das Anlass genug, um den Erfolg zu feiern.
Er lud mich zum Essen ein. Mit der Bitte, mich besonders schick zu machen. Nichts lieber als das. Ich entschied mich für ein knielanges figurbetontes Strickkleid mit einem breiten Ledergürtel, den ich leger um die Hüften schlang, dazu hochhackige Stiefelletten mit Plateauabsätzen, die meine Beine optisch verlängerten. Meine Haare bändigte ich zu einem strengen Pferdeschwanz, so dass meine auffälligen Ohrringe gut zur Geltung kamen.
„ Irgendetwas fehlt noch“, dachte ich laut, als ich mich im Beisein von Augustin vor dem Spiegel begutachtete. Mir fiel der Hut ein, den ich mir vor einiger Zeit in einen Anflug von Wagemut gekauft hatte. Ein edles Designerstück mit einer schmalen Krempe. Der Hut war schick, aber ich zu feige, ihn zu tragen.
„Ein Hut fehlt“, mischte sich Augustin ein.
Ich schüttelte lachend den Kopf. Was gab es da noch zu überlegen, dachte ich.
„Du siehst hinreißend aus “, lobte er, während er mich wohlgefällig musterte.
Und du zum Niederknien , dachte ich. Augustin hatte sich ausgehfein gemacht. Er trug eine schwarze Jeans, dazu ein schwarzes Hemd, das er lässig über der Hose trug. Ein Aufzug, in dem ich ihn noch nie gesehen hatte. Schon als wir das gut besuchte Lokal betraten, nahm ich die neugierigen Blicke der weiblichen Gäste wahr, die Augustin interessiert musterten – und natürlich dann auch mich, wie Frauen halt so sind. Mit stolzgeschwellter Brust und einem blasiertem Lächeln auf den Lippen machte ich meine Besitzansprüche geltend. Schließlich gab ich auch was her. Eine Frau mit Hut – hat Mut! Auch wenn ich keine Modelmaße habe, besitze ich doch schön geschwungene Augen, die von meiner etwas zu breit geratenen Nase ablenken. Meine langen kastanienbraunen Haare waren genauso echt wie meine üppige Oberweite. Trotzdem nagte die Einsicht an mir, dass ich etwas besaß, was andere auch gern hätten. Ein Eingeständnis, das an meiner Verlustangst zehrte. Augustin schien die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, nicht zu bemerken oder absichtlich zu ignorieren. Ich war mir da nicht ganz sicher. Sein Interesse galt einzig und allein mir. Ab und
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