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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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an streichelte er demonstrativ meine Hand oder küsste mich auf die Wange. Es waren diese kleinen Gesten, mit denen er mir seine Zuneigung versicherte, und ich war ihm sehr dankbar dafür. Nichts schien ihm an diesem Abend wichtiger zu sein, als sein zukünftiger Job. Augustin gab sich ausgelassen, fröhlich, hoffnungsfroh und voller Tatendrang. Er freute sich auf seinen ersten Arbeitstag, wollte seinem neuen Arbeitgeber beweisen, dass er ein fähiger Mitarbeiter ist.
     
    Ein Vorhaben, das er auch mit eiserner Disziplin durchzog.
    Ohne dass man es von ihm verlangte, machte er täglich Überstunden, arbeite jeden Tag bis in den späten Abend hinein und an den Wochenenden brachte er sich noch Papierkram mit nach Hause, wenn die Events nicht ohnehin Wochendarbeit versprachen. Mich störte das nicht, da ich selbst über beide Ohren in einem neuen Projekt steckte, das mich sehr beanspruchte. Der Erfolgsroman „Shades of Grey“ brachte mich auf die Idee, nach Frauen zu recherchieren, die die Emotionen der Hauptprotagonistin teilten und die bereit waren, mich in das Geheimnis ihrer bizarren Leidenschaft einzuweihen und auch keine Hemmungen hatten, sich freizügig fotografieren zu lassen. Früher, als ich Augustin noch nicht kannte, hätte ich vermutlich über so einen Roman gelacht, ihn als Schund oder Männerfantasie abgetan und die Nachfrage nach einer solchen Lektüre sehr bezweifelt.
    Das sind alles Frauen, die kein Selbstwertgefühl haben, schwache Frauen, die glauben, durch ihre sexuelle Hingabe einen Mann für sich zu gewinnen, hätte ich gewettert.
    Seitdem ich jedoch selbst die Begleiterscheinungen verschärfter sexueller Lust zu spüren bekam, die sich bei mir als suchtartiges Verhalten und samt nagender Verlustangst bemerkbar machte, dachte ich anders darüber. Seitdem habe ich erkannt, dass man sich ganz leicht auf dem schmalen Grat zwischen Leidenschaft und Hörigkeit verirren kann. Und immer wieder habe ich mich gefragt: Kann mir das auch passieren? Habe ich nicht schon mal damit geliebäugelt, dass er mich mit Gewalt nimmt, mich an ans Bett fesselt, mir die Augen verbindet, mich übers Knie legt? Sind das nicht Anzeichen einer devoten Veranlagung? Wie weit würde ich gehen? Wäre ich bereit, Schmerz und Bestrafung zu ertragen, um mir seine Leidenschaft zu erdienen? Würde ich mich darauf einlassen, mich unter dem Deckmantel der Liebe von ihm überwachen, bevormunden und kontrollieren zu lassen? Ist es nicht einfach sich einzureden, dass Unterwerfung etwas mit Vertrauen zu tun hat? Würde er meine Liebe unter Vertrag nehmen, würde ich unterschreiben? Ich war mir nicht sicher…

8. Ka pitel
     
    Es war Samstag, am späten Nachmittag, als ich mich voller Dankbarkeit von meiner Interviewpartnerin verabschiedete. Etwas erschöpft, aber zufrieden über meine erfolgreiche Ausbeute, strebte ich eilig der U-Bahn entgegen. Augustin hatte heute Geburtstag und ich wollte noch rasch in die Innenstadt fahren, um für ihn ein Geschenk zu kaufen. Meine Wahl war schnell getroffen. In einem Kaufhaus erstand ich für 250 Euro einen wasserdichten Chronograph mit Edelstahlgehäuse. Schön verpackt landete das gute Stück in meiner Handtasche und ich machte mich gutgelaunt, aber zügigen Schrittes auf den Weg. Ich verdrängte die Lust, selbst noch ein bisschen durch das Kaufhaus zu schlendern. Die nächste U-Bahn zu erreichen, erschien mir dann doch wichtiger, schließlich hatte Augustin versprochen, dass er heute etwas früher nach Hause kommen wollte. Als mein Handy piepte, ahnte ich bereits, dass er sein Versprechen nicht einhalten würde.
    „Komme eine Stunde später – habe noch eine Besprechung – Küsschen“, teilte er mir mit.
    Meine Schritte verlangsamten sich. Ich blieb unschlüssig stehen, verstaute mein Handy in der Tasche, während ich gedankenverloren durch die Glasfront einer Cafeteria spähte, vor der ich Halt gemacht hatte. Das Lokal war gut besucht, mein Magen leer. Ich sollte mir eine Kleinigkeit zu essen bestellen, der Laden macht einen guten Eindruck, dachte ich, als mein Blick an einem Tisch hängenblieb. Ungläubig starrte ich durch die Fensterscheibe, hielt den Atem an und wartete, bis sich das, was ich zu sehen glaubte, in Luft auflösen müsste.
    Ich wartete vergebens. Augustin und die fremde Frau waren real. Meine Erstarrung löste sich erst auf, als mich ein paar Jugendliche beim Vorbeigehen anrempelten. Ohne ihre Entschuldigung zu erwidern, ließ ich mich auf einen der Stühle sinken, die vor

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