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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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der Cafeteria standen. Mein Blick blieb teilnahmslos ins Leere gerichtet. Nur nebulös nahm ich den Kellner wahr, der sich nach meinen Wünschen erkundigte.
    „Nichts“, sagte ich.
    Im gleichen Moment stand ich auf. Von einer inneren Panik gepackt rannte ich los.
     
    Eine halbe Stunde später saß ich zu Hause am Küchentisch, mit einem Glas Wodka in der Hand und einer fürchterlichen Vorahnung im Kopf.
    Früher als erwartet hörte ich, wie die Tür aufgeschlossen wurde. Wie eine radschlagende Spinne stürmte ich ins Wohnzimmer, setzte mich an den PC, versuchte Betriebsamkeit vorzutäuschen und hackte wahllos auf der Tastatur herum.
    „Ich bin d -a-h-a…“, rief er gutgelaunt.
    „Ja, aber wie lange noch…“, murmelte ich stoisch vor mich hin.
    Als er mich unbefangen zur Begrüßung auf den Mund küsste, glomm ein Hoffnungsfunken in mir auf.
    Die Hoffnung, dass Augustin mir von der Frau erzählt, ohne dass ich ihn darauf ansprechen muss. Vielleicht hast du überreagiert, die Situation falsch eingeschätzt, schließlich hatte er mit der fremden Frau nicht knutschend am Tisch gesessen, versuchte ich das Ereignis herunterzuspielen.
    „Wie war’s?“, erkundigte ich mich aufgeschlossen.
    „Super, ich war bei einem Geschäftsessen… mit der Juniorchefin…“, sprudelte er los, während er sich mit einem selbstzufriedenen Seufzer auf die Couch fläzte.
    „Juniorchefin“, wiederholte ich erleichtert.
    „ Ab nächsten Ersten werde ich fest angestellt“, verkündete er stolz, wobei er mich erwartungsvoll angrinste. „Na, was sagst du nun?“
    „Dann kann man dir ja zweimal gratulieren.“
    Wie von einer Sprungfeder angetrieben sprang ich auf und holte das Geschenk aus meiner Tasche.
    „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag… und zur Festanstellung… ich freu mich für dich.“
    „Geburtstag? Den habe ich völlig vergessen… dass du daran gedacht hast !?“
    „Daran siehst du mal, wie wichtig du mir bist“, ergänzte ich erheitert.
    „Das sieht teuer aus“, bemerkte er zögernd.
    Für dich ist mir nichts zu teuer, dachte ich, während er das Geschenk auspackte.
    „Buhhh… eine Uhr… ein Chronometer… der Wahnsinn… sowas habe ich mir schon immer gewünscht! Wie bist du denn auf die Idee gekommen?“
    Ja , gute Frage, sinnierte ich.
    „ Es war ein Instinkt, mehr nicht“, versuchte ich, meine offensichtlich gute Wahl zu mildern, wobei ich nachdenklich Augustin dabei zusah, wie er die Uhr anlegte und sich mit kindlicher Begeisterung das Gehäuse ans Ohr hielt.
    Vielleicht war es meine Zeit, die da heruntergetickt wurde , dachte ich, von einem plötzlichen Stimmungstief erfasst. Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, vielleicht Wochen… aber wie viele?
     
    Es waren ganze drei Wochen, in denen ich versuchte, den Schein zu wahren, Zweifel auszumerzen, die Tatsache zu ignorieren, dass er mir aus dem Weg ging. Erklärungen zu erfinden, dass er immer später nach Hause kam.
     
    An jenem Tag, als er über Nacht wegblieb, reichte meine Phantasie nicht mehr aus, mir die Dinge schönzureden.
    Irgendwann blieb er ganz weg .
    T -i-c-k, T-i-c-k, T-i-c-k. Meine Zeit war abgelaufen.
    Ich entfernte seinen Namen vom Klingelschild und stellte ihm seine Besitztümer vor die Wohnungstür. Irgendwann waren sie weg und der Haustürschlüssel lag im Briefkasten. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen? Vielleicht wäre es dann zu einer Aussprache gekommen? Vielleicht wäre er dann noch bei mir?
    Nein, das wäre er nicht. Ich habe richtig gehandelt und mir dadurch einen Teil meiner Würde bewahrt. Ich musste daran glauben, daran festhalten, um nicht durchzudrehen.
     
    Ein paar Tage später erhielt ich eine E-Mail.
    Sinnesgemäß schrieb er: Dass sein Handeln nichts mit mir zu tun hätte. Er brauche eine Auszeit, Abstand, um nachzudenken, weil alles so schnell zwischen uns gegangen wäre. Er müsse sich nun um seine berufliche Karriere kümmern, sein Leben selbst in die Hand nehmen, auf die Reihe bekommen. Er fühle sich noch nicht sattelfest genug, um eine feste Beziehung einzugehen. Er würde sich von Herzen wünschen, dass wir Freunde bleiben, vielleicht finden wir eines Tages wieder zusammen… eines Tages, wenn keiner mehr daran glaubt… , orakelte er weiter.
    Und dann schrieb er noch, dass er tief in meiner Schuld stünde, dass er mir jede Bitte und jeden Wunsch erfüllen würde, den ich habe, und dass ich jeder Zeit auf ihn zählen könne.
     
    Lange überlegte ich, ob ich auf diese Mail antworten sollte, ein

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