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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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Erinnerungen verschönert, es entsteht eine Illusion, die von einem neuen Partner nicht zerstört werden kann. Du wirst schon sehen.“
    „Ich würde gern daran glauben. Wenn ich wüsste, dass ich Augustin irgendwann zurückbekomme, würde ich auf ihn warten, wenn nicht, könnte ich abschließen. Aber wer kann es mir sagen?“
    „Ich habe es dir gesagt, vertrau’ mir doch einfach.“
    „Ja, vielleicht hast du recht… vielleicht“, gebe ich klein bei.
    „Wie lange warst du eigentlich mit ihm zusammen?“
    „Ich war mit Augustin fast ein Jahr zusammen, und irgendwo habe ich mal gelesen, dass man die Hälfte der Zeit benötigt, um eine verlorene Beziehung zu vergessen. Das würde bedeuten, dass mir noch ein halbes Jahr bevorsteht. Wenn ich manchmal spazierengehe und andere Pärchen sehe, dann schaue ich immer weg, weil es so wehtut, das Glück der anderen zu ertragen. Es ist jedes Mal wie ein Stich ins Herz.
    Seitdem ich allein bin, bin ich auch ganz allgemein s-o-o-o unentschlossen, das kommt bei ganz banalen Dingen vor. Wenn ich einkaufen gehe, kann ich mich nicht entscheiden zwischen Kaffeesorten, Nudelsorten oder Klopapier. Es ist, als hätte mein Leben den Faden verloren…“
    Ich schweige kurz, als hätte ich selbst den Faden verloren.
    „Ich langweile dich?“, hake ich verunsichert nach.
    Tibor schüttelt den Kopf und schaut mich nachdenklich an.
    „Nimm mich bitte in den Arm“, sage ich, ich brauche jetzt eine Schulter zum Anlehnen. „Was soll ich tun, Tibor, sag’s mir bitte.“
    „Du musst zurück in die Normalität, weiterleben…“
    „Aber wie soll man weiterleben, wenn einem die Wärme fehlt, um die Kälte des Alltags zu ertragen?“
    „Du hast Angst, nicht wahr?“
    „Ja“, sage ich und schmiege mich näher an ihn heran.
    „Vor was hast du am meisten Angst, denk mal nach.“
    „Vorm Alleinsein“, erwidere ich ernst. „Das Alleinsein lässt mich nicht allein. Es ist allgegenwärtig.“
    „Und genau das musst du bekämpfen .“
    „ Wie soll ich das tun?“
    „Indem du dir neue Gewohnheiten zulegst, das gibt Sicherheit und verschafft Ablenkung. Du musst die Konzentration auf dich selbst lenken, versuchen, dich selbst glücklich zu machen.“
    Versuch du es doch, denke ich bedrückt.
    „ Ich würde jetzt so gern in deinen Armen einschlafen.“
    „Das geht leider nicht “, weist mich Tibor räuspernd zurecht. Er hat seinen Arm von meiner Schulter genommen. Ganz behutsam, als hätte er Angst, dass ich es bemerken könnte.
    „ Es tut mir leid, Leila, aber ich muss jetzt gehen“, sagt er schuldbewusst, während er seine Jackentasche abtastet.
    „Hier ist meine Visitenkarte. Du kannst mich jederzeit erreichen, wenn du Hilfe brauchst oder einfach nur reden willst … ich bin für dich da.“
    Dann bleib doch einfach bei mir, denke ich. Warum erahnt er meine Gedanken nicht? So wie es Augustin immer getan hat.
    „Danke, das ist sehr lieb von dir“, sage ich ernüchtert, während ich das Kärtchen studiere.
    „Kopf hoch, Leila, das Leben geht weiter , und merke dir: Das Unglück zwingt einen manchmal zu einem neuen Leben, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellt.“
    „Du wohnst ja gar nicht weit weg von mir“, stelle ich abgelenkt fest und tippe mit dem Finger auf die Visitenkarte „Die Cosimastraße, die ist doch gleich um die Ecke…“
    „Ja … ich weiß“,  sagt er amüsiert, „ich bin ganz in deiner Nähe.“
    „Das tut gut, dich in meiner Nähe zu wissen .“
    Tibor schließt mich sichtlich gerührt noch einmal in seine Arme und gibt mir ein Abschiedsküsschen auf die Wange.
    „Gute Nacht, Leila.“
    Die Tür fällt ins Schloss. Das Knarren der Holzstufen verhallt. Ich öffne das Balkonfenster, kühl und erdig dringt die Frühlingsluft ein. Ich atme tief durch und schaue schweigend zu Tibor hinab. Als hätte ich seinem Namen gerufen, blickt er zu mir empor und winkt mir zu.
    Schön, dass er nicht „Lebwohl“ gesagt hat …

10. K apitel
     
    Ich tat, wie mir Tibor geraten hatte. Ich versuchte, mir Ablenkung zu verschaffen, mir etwas Gutes zu tun. Das schöne Wetter war Grund genug, meinen inneren Bedürfnissen nachzugehen, statt meiner Arbeit. Also fuhr ich mit der U-Bahn in die Innenstadt. Vielleicht lerne ich ja jemanden kennen, überlegte ich. Ein Gedanke, der mich dazu bewog, mich ein bisschen schick zu machen. Ich schlüpfte in einen engen weißen Rock, nahm eine grüne Bluse dazu und ein Paar hochhackige Sandaletten.
     
    Nun sitze ich hier in

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