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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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nicht.“
    „Ich bin einen Umweg gefahren.“
    „Einen Umweg?“
    „Ja, manchmal muss man einen Umweg machen, um sicher ans Ziel zu kommen… so wie Sie einen Umweg gehen werden, um Ihr Ziel zu erreichen“
    „Das verstehe ich nicht.“
    „Sie werden es erst verstehen, wenn auch Sie am Ziel sind.“
    „Sie machen mir Angst.“
    „Ich möchte Ihnen Hoffnung machen, keine Angst, Leila, vertrauen Sie mir.“
    „Das klingt alles so mysteriös, was Sie da sagen“, erwidere ich matt, während ich zum Fenster hinausschaue und erleichtert feststelle, dass mir diese Straße bekannt vorkommt.
    „Da vorne, das gelbe Haus mit dem Erker und den Säulen, da müssen Sie halten… da ist auch ein Parkplatz“, weise ich Tibor an.
    Tibor rangiert den Wagen in die Parklücke und schaltet den Motor ab. Außer dem metallischen Klacken der Karosserie herrscht absolute Ruhe.
    „Hier wohne ich“, sage ich leise, „allein“, füge ich noch bedeutungsschwer hinzu.
    Tibor antwortet nicht, sondern hat sich entspannt zurückgelehnt, während er mit seinen Fingern spielerisch auf dem Lenkrad herumklimpert.
    „Was bin ich Ihnen schuldig?“
    „Nichts“, antwortet er prompt.
    „Aber das war eine lange Fahrt…“
    „Es war eine schöne Fahrt, und dafür möchte ich nichts haben.“
    „Aber Sie müssen doch was verdienen. Ihr Chef wird damit nicht einverstanden sein.“
    „Ich bin mein eigener Chef und ich bin sehr wohl damit einverstanden. Ich habe das Taxiunternehmen einschließlich zehn Taxen von meinem Vater übernommen, eine nicht bezahlte Fahrt ruiniert mich nicht.“
    „Danke .“
    Tibor schüttelt amüsiert den Kopf.
    „Nein, ich habe zu danken“, verbessert er, „Sie haben sich mir anvertraut, mir Ihre Geschichte erzählt.“
    „ Hat Ihnen meine Geschichte gefallen?“
    „Sie hat mich berührt, ich werde sie niederschreiben, irgendwann, wenn sie zu Ende ist…“
    „Sie ist zu Ende“, wende ich ein.
    „Nein, ist sie nicht…“
    „Wenn Sie meinen, dann werde ich Sie wohl auf dem Laufenden halten müssen.“
    „Versprochen?“
    Ich nicke vage, weil ich mir keine Fortsetzung vorstellen kann, zumindest keine, die mit einem romantischen Ende verbunden ist – zudem, ich schreibe journalistisch und mache PR, um mein Geld zu verdienen. Der Gedanke, dass ein taxifahrender Geisteswissenschaftler mein Seelenleben dokumentieren will, amüsiert mich ein bisschen, weil ich ihn nicht ganz ernstnehmen mag.
    „Ich habe da noch eine indiskrete Frage“, Tibor räuspert sich verlegen.
    Ich nicke ihm aufmunternd zu.
    „Das Tonbandgerät, Sie haben erzählt, dass Sie seine Schlafgeräusche aufgenommen haben…“
    „Sie wollen wissen, ob ich sie auch abgehört habe?“
    Tibor nickt ver legen.
    „Ja, das habe ich, und zwar sehr oft“, gestehe ich seufzend, „um ehrlich zu sein, beinahe jeden Tag… heute werde ich es vermutlich wieder tun.“
    Tibor mustert mich mitfühlend. Sein Blick berührt mich , verdeutlicht mir, wie allein ich mich fühle. Ich weiche ihm aus, schaue hinaus, hoch zu dem Fenster meiner Wohnung.
    Ja, denke ich, da oben wartet sie auf mich, die Einsamkeit. Ein undsechzig Stufen, dann kann sie wieder ihre eiskalte Hand um meine Kehle schlingen. Aber heute nicht, denke ich, heute werde ich ihr einen Strich durch die Rechnung machen, sie in den hintersten Winkel meiner Wohnung prügeln, sie allein lassen.
    Ich wende mich wieder Tibor zu, der scheinbar genauso wie ich den Abschied hinauszögern will.
    „Darf ich Sie als Gegenleistung vielleicht noch auf eine Tasse Kaffee bei mir einladen?“, biete ich an. „Es fällt mir schwer, mich jetzt so einfach von Ihnen zu verabschieden. Natürlich nur, wenn Sie wollen. Ich möchte Ihnen nicht Ihre kostbare Zeit stehlen.“
    Tibor willigt ein, steigt aus und öffnet mir die Wagentür.
    In der Wohnung angekommen, blickt er sich interessiert um.
    „Schöne Wohnung“, stellt er fest, während er Richtung Balkon strebt und neugierig durch die Gardine lugt. „Das kann sich bestimmt nicht jeder leisten.“
    „Halb so wild“, winke ich ab. „Ich zahle knapp 800 Euro mit allem drum und dran. Aber Sie haben recht, für Münchner Verhältnisse ist das ein Schnäppchen. Ich bin auch sehr glücklich, dass ich hier wohnen darf… machen Sie sich’s bitte bequem…“
    Tibor nimmt auf dem Sofa Platz, während ich Kaffee und ein paar Kekse serviere. Ich setze mich neben ihn, reiche ihm Milch und Zucker, wobei ich ihn unauffällig mustere. Seine Gesichtszüge wirken

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