Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
Vom Netzwerk:
bisschen stillos finde ich elektronische Beziehungspost ja schon. Und wenn ich antworte, ob ich Worte finde, aus denen man nicht meine Verbitterung herauslesen kann. Worte, die nicht nach Hilfe schreien, Rache schwören, um nichts bitten. Wie soll einem das gelingen, wenn man sich vorkommt wie ein benutztes Papiertaschentuch.
    In einem Buch hatte ich einmal gelesen, dass man Männern keine Vorwürfe machen sollte, wenn man hofft, sie zurückzugewinnen. Das ist eine ganz eigene Kunst – die Kunst sich zu überwinden. Auch wenn es wehtut, sollte man sich für die gemeinsame Zeit bedanken, beteuern, dass man sie in guter Erinnerung behält und dem anderen alles Gute wünschen. Ich weiß, dass klingt paradox, fällt schwer, grenzt geradezu an Körperverletzung, aber es ist richtig. Auch ich hielt mich an diesen Rat. Auch wenn mir das Herz blutete. Also antwortete ich vorschriftsmäßig.
     
    Von Leila:
     
    Wenn zwei Menschen unvermittelt etwas Gutes widerfährt, da kann ja etwas nicht stimmen - da gibt es ganz bestimmt einen Haken - da muss es doch noch etwas viel Besseres geben - etwas Besseres als mich, um es auf den Punkt zu bringen…
     
    Das soll kein Vorwurf, sondern eine Maßreglung sein.
    Wenn jemand so denkt wie Du, mein lieber Augustin, dann ist es Undankbarkeit, dem Schicksal gegenüber, und das sollte betraft werden.
    Du hast dich selbst bestraft! Irgendwann wirst du dem glücklichen Zufall, der uns ereilt hat, hinterhertrauern, aber dann ist es vielleicht zu spät.
     
    Ich gehöre nicht zu den Menschen, die etwas verlieren müssen, um es dann erst schätzen zu lernen - ich wusste mein Glück auch so zu würdigen. Und ich wollte es festhalten. Auch jetzt bin ich dem Schicksal für die schöne Zeit mit Dir dankbar. Ich werde sie immer in guter Erinnerung behalten. Ich habe Dich zu einer Zeit kennengelernt, als es mir nicht besonders gut ging. Du hast mir neues Lebensglück verliehen, wenn auch nur kurz. Deine erfrischende Art, dein Humor und deine Fürsorglichkeit haben mir sehr gut getan, dafür danke ich Dir.
     
    PS: Ich danke Dir auch für Deine Verbindlichkeit!
    Nein , du stehst nicht in meiner Schuld. Aber trotzdem werde ich dein Angebot nicht ablehnen und vielleicht darauf zurückkommen - irgendwann - vielleicht.
     
    Leila
     
    Wie erwartet bekam ich keine Antwort.
    Erst zwei Monate später, zu einer Zeit, als ich mich psychisch einigermaßen gefangen hatte und mir meine Seele Genesung vorgaukelte, meldete sich Augustin wieder bei mir. Mein Herz klopfte, Hoffnungen tauchten wieder auf, denen ich schon längst den Laufpass gegeben hatte.
    „ LÖSCHEN! Unwiederbringlich löschen!“, schrie mein Verstand. „ÖFFNEN!“, Sofort öffnen! mahnte mein Herz.
     
    Meine allerliebste Leila,
    ich möchte Dir mitteilen, dass ich in zwei Wochen heiraten werde. Es war eine Kopfentscheidung, die mich dazu bewog.
    Ich möchte, dass Du an der Hochzeit teilnimmst, ich möchte Dich herzlich bitten , zu kommen. Bitte, tu mir den Gefallen, bitte! Ich tue alles was Du willst, aber bitte, bitte komm!
     
    Ich las die Mail immer und immer wieder, mein Herz weigerte sich den Inhalt zu begreifen. Es dauerte Stunden, bis ich die Worte realisierte, und ein paar weitere, bis sich ich wütend und verrückt genug war, darauf zu antworten:
     
    Lieber Augustin,
    herzlichen Glückwunsch!
    Ich komme!
    Unter einer Bedingung :
    die Hochzeitsnacht gehört mir!
    Leila

9. Kap itel
     
    „Er hat sein Wort gehalten“, beende ich meine Geschichte, erschöpft vom langen Erzählen und einen schnippischen Unterton meiner Simme.
    Die ganze Zeit hat te mir Tibor schweigend zugehört.
    „Sicher habe ich Sie gelangweilt“, schiebe ich noch nach, da er mir nicht gleich antwortet.
    „Nein, Leila, Sie haben mich nicht gelangweilt. Ganz im Gegenteil. Sie haben Ihre Geschichte dermaßen ausführlich und ehrlich erzählt, dass ich noch völlig eingesponnen bin. Ich bin tief berührt und verstehe Ihre Verbitterung. Ich stelle mir gerade vor, wenn er morgen aufwacht, mit abgeschnittenem Haar und dem Schriftzug auf seiner Stirn… Sie haben ihm eine Lektion verpasst, an die er sich ein Leben lang erinnern wird.“
    „Er hat es nicht anders verdient. Es wäre schön, wenn er es nicht bemerken und so ins Büro gehen würde.“
    „Ja, ja, das Leben schreibt die besten Geschichten…,“ murmelt Tibor gedankenschwer vor sich hin.
    „Könnte es sein, dass ich Sie derartig abgelenkt habe, dass Sie sich verfahren haben? Die Gegend hier kenne ich gar

Weitere Kostenlose Bücher