Liebe die bleibt
die Liebe glauben - an eine Liebe, die bleibt!
Einen Tag später wurde mein Profil freigeschalte t. Jeden Tag bekam ich mindestens zwanzig Anfragen. Zwei Drittel davon landeten im Papierkorb. Entweder waren mir die Bewerber zu alt, zu dick, zu hässlich, zu dumm oder, was am meisten vorkam, zu anzüglich. Ich war fassungslos, wenn man mich nach meiner BH-Größe fragte oder wissen wollte, ob ich rasiert bin. Einer schickte mir sogar statt eines Portraitfotos eine Detailaufnahme aus seiner ganz privaten Würstl-Anatomie.
Träum weiter , lag mir auf der Taste, ließ es dann aber doch sein. Stattdessen widmete ich mich den restlichen Kandidaten,
die sowohl optisch als auch vom Schreibst il her mein Interesse weckten. Trotzdem ließ ich mich nicht gleich auf ein Treffen ein, sondern checkte sie vorher telefonisch ab. Das war auch gut so, denn dadurch minimierte sich meine Ausbeute nochmals. Eine Tatsache, die mich dazu bewog, mein Erscheinungsbild zu hinterfragen. Bin ich wirklich so unscheinbar?
Es waren genau vier Bewerber, mit denen ich mich verabredete. Einer davon hat mich versetzt. Der zweite bekam bei unserem Treffen nur bei der Verabschiedung einen Satz über die Lippen. Er fragte mich vor der Haustür, ob ich ihm noch einen Kaffee anbieten würde. „Nein“, sagte ich, „aber ich könnte dir eins überbraten, wenn du magst.“ Da hatte ich aber schon den Haustürschlüssel in der Tür stecken, sonst hätte ich mich das nicht gewagt. Der dritte, den ich traf, quasselte wie ein Wasserfall, in erster Linie über seine Exfreundin, die angeblich wahnsinnig toll aussah, und nach der sich alle Männer den Kopf verdrehten. Ich verdrehte nur meine Augen und ließ ihn einfach sitzen. Als ich draußen war, warf ich noch mal einen beiläufigen Blick durch die Fensterscheibe, da sah ich, wie der Typ gerade ein Foto aus seiner Brieftasche fischte und dem Kellner zeigte. Der vierte Mann war der einzige, mit dem ich mich nicht in einem Lokal traf, sondern im Englischen Garten. Eine gute Idee, dachte ich, schließlich war schönes Wetter und frische Luft kann auch nicht schaden, wir könnten ja danach irgendwo einkehren. Das taten wir auch, weil er gut aussah, schöne treue Augen hatte, mir aufmerksam zuhörte und mich im guten Glauben ließ, dass aus uns mehr werden könnte. Lutz führte mich in ein edles Lokal und empfahl mir das teuerste Gericht auf der Speisekarte. Nach dem Dessert ging Lutz auf Toilette, während ich mit einem zufriedenen Lächeln am Tisch saß und über weitere Schritte auf unserer Beziehungslaufbahn nachdachte. Nach einer Viertelstunde saß ich immer noch am Tisch, das Lächeln blieb mir im Halse stecken, als mir der Kellner mit einem verlegenen Hüsteln die Rechnung präsentierte.
Au fgrund der miesen Erfahrungen löschte ich mein Profil bei den kostenlosen Anbietern, die ich frequentiert hatte. Die Enttäuschung traf mich tief. Ich hatte genug Zutaten für meine Schwermut. Eine Prise Hoffnungslosigkeit, eine Messerspitze Selbstzweifel und ein paar Tropfen Selbstmitleid. Ich zog Vergleiche. Die verblassten Bilder von Augustin erstrahlten im neuen Glanz. Ich saß wie ein Häufchen Elend auf der Couch, schluchzend, mein selbst gebasteltes Daumenkino in der Hand und blätterte die Zeit zurück, wieder und immer wieder, bis ich wütend wurde und das Daumenkino in die Ecke pfefferte.
Reiß dich zusammen , befahl ich mir. Du bist nicht die Einzige auf der Welt, die ihrem Verflossenen hinterhertrauert, mach’ weiter, gib’ nicht auf, lass’ dir was einfallen!
Ich änderte meine Strategie und meldete mich bei sogenannten anspruchsvollen Portalen an, da, wo man nicht jeden vermittelt und auf Niveau achtet. Wo Leute, die nur auf ein Techtelmechtel aus sind, herausgefiltert werden. Da, wo man weiß, was man will und findet, was man sucht. Ich sah ein, dass dieser Service seinen Preis hatte und war überzeugt, dass meine kostenpflichtigen Anmeldungen eine gute Investition sein könnten.
11. K apitel
Als junges Mädchen habe ich gern Pfannkuchen gebacken. Einmal habe ich versehentlich Salz statt Zucker verwendet. Die Pfannkuchen sahen trotzdem köstlich aus. Nur wenn man einen Bissen probierte, wurde einem speiübel. Genau so geht es mir jetzt. Mir ist schlecht, weil ich Uwe gegenübersitze, obwohl er oberflächlich betrachtet, ganz knusprig aussieht.
Uwe hat auf meine Anzeige reagiert, mir einen höflichen Brief geschrieben . Er hat sich als romantisch und verständnisvoll angepriesen,
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