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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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toll, dann können wir uns bald sehen – morgen, geht leider nicht, da muss ich meine Eltern besuchen, Geburtstag, du verstehst… aber übermorgen wäre toll…“ Er legt auf, grinst halbseiden und formt seine Hand zu einer siegreichen Geste. „Yes!“, lese ich von seinen Lippen ab.
    Unvermittelt schaut er zu mir hinüber, als hätte er meine Blicke körperlich gespürt. Er grinst mich breit an. Ich lächle zurück und sage auch etwas.
    „Yes!“, zische ich nicht gerade aufgeweckt, etwas Besseres fällt mir nicht ein.
    Eine Lippenbewegung, die er offensichtlich als Anmache begreift. Er kommt zu mir an den Tisch.
    „Hey, ich heiße Marco . Kann man dich irgendwo kennenlernen?“
    Marco , klingt besser als Rainer oder Heiko, denke ich.
    Ich zeige mich gnädig.
    „Warum nicht“, sage ich zugänglich.
    „Bei welchem Portal bist du?“ , will er wissen.
    „ Wieso Portal?“
    „Damit ich dich mal anchatten kann, ich bin bei „Singlepar adies“ angemeldet, und du?“
    Noch während ich ihn mit offenem Mund bestaune, schr eibt er mir seinen Nicknamen auf eine Serviette.
    „Herzbube1979“, wiederhole ich matt.
    „Wäre schön, wenn du dich meldest .“
    „Ja, ich könnte dir jetzt eine SMS schreiben, macht sich gut, dann könnte ich dir dabei zusehen wie du sie liest“, erwidere ich.
    Marco reagiert nicht auf meine spitze Bemerkung, weil er damit beschäftigt ist, sein klingendes Handy hervorzuhangeln. Bin gespannt, mit welchen Namen er sich nun melden wird, aber er wendet sich von mir ab und verabschiedet sich mit einem zwanglosen Handzeichen.
    So läuft das also, d enke ich kopfschüttelnd, während sich in meinen Kopf eine Idee für eine neue Story zusammenbraut. Ich werde über dieses Thema schreiben, nehme ich mir vor.
    Die Wochen vor Augustins Hochzeit hatte ich vor allem mit meinem PR-Job zugebracht : zwei Broschüren über ein neues Versicherungsprodukt zusammengestellt. Heutzutage auch kein großes Geschäft mehr, aber vom journalistischen Schreiben allein kann kaum jemand leben. Leider war ich im PR-Geschäft auch keine große Nummer mehr – wer verknallt ist, sucht nicht gut nach neuen Kunden. Aber immerhin, jetzt mal wieder eine journalistische Nummer mit privatem Interesse zusammenzubringen, schien mir ziemlich spannend. Mit Sicherheit sind nicht alle Männer so abgebrüht wie dieser Marco. In solchen Portalen gibt es ganz bestimmt Männer mit ehrlichen Absichten, Männer, die eine Frau hofieren, ihr mit Respekt und Bewunderung begegnen. Bestimmt gibt es ganz viele, so viele, dass ich mich vor Verehrern kaum retten kann, die mich in den Arm nehmen, mir Komplimente machen, sich um mich bemühen und sich für meine inneren Werte interessieren. Ich brauche jetzt mehr denn je ein paar Streicheleinheiten, um mein Selbstbewusstsein wieder aufzupolieren. Das Gefühl oder besser die Gewissheit, begehrt zu werden. Etwas haben zu können, auch ohne es zu wollen. Wie hatte Tibor so schön gesagt: …mich selbst glücklich machen… mir neue Gewohnheiten zulegen.
     
    Ich zauderte nicht lange. Gleich am nächsten Tag loggte ich mich in alle möglichen Portale ein. Füllte geduldig ellenlange Listen über meine Person aus, legte Wert darauf, bei meinen Angaben bei der Wahrheit zu bleiben. Was nützte es, wenn ich mir ein paar Kilo wegmogelte, die ich bei einem Date wieder mit mir rumschleppte, weil ich es ja doch nicht geschafft habe, sie herunterzuhungern. Lediglich bei meiner Berufsbezeichnung mogelte ich. Ich gab mich nicht als freiberufliche Journalistin, sondern rückte den PR-Job in den Vordergrund, selbst wenn mir der seit einiger Zeit fast so wenig einbrachte wie die journalistische Schreiberei. „Was mit Medien“, das ist ja längst keine Tätigkeit mehr, mit der man bei erwachsenen Menschen Eindruck schinden kann, jedenfalls keine, mit der ich meinen potenziellen Verehrern Minderwertigkeitskomplexe einjagen würde. Mit der Auswahl meines Fotos gab ich mir besonders viel Mühe. Ich entschied mich für ein Portraitfoto, das etwas überbelichtet war, meine Augen wirkten dadurch strahlender und meine Haut makellos. Den Text hielt ich ebenfalls für gelungen:
     
    Ich bin jung, attraktiv, und ich bin allein. Ich suche einen ehrlichen Mann, der mich auf Händen trägt, mir die Steine aus dem Weg räumt und dabei nicht ins Stolpern gerät. Ich suche Dich, weil du attraktiv, eloquent und humorvoll bist. Und Du suchst mich, weil ich liebevoll, sinnlich und zuverlässig bin.
    Wir suchen uns, weil wir an

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